Die Geschichte von Stian und Rina (20)

„Ah, Stian, es hat mich schwer erwischt“, lächelte Yhaddar. Wieder einmal saßen die beiden Vettern in dem kleinen Haus in Silvermoon bei einem Glas Suntouched Reserve zusammen. „Es kam wie der Blitz aus heiterem Himmel…“
Der ältere Schurke zog fragend eine Augenbraue hoch. „Ach ja? Erzähl schon, wer ist es?“
„Du kennst sie. Medolie.“
Stian, der eigentlich, wenn überhaupt, mit dem Namen „Lynxia“ gerechnet hätte, war einen Moment lang verblüfft, wusste aber natürlich sofort, wen sein Cousin meinte; schließlich kannte er die Dame tatsächlich. Er lächelte dem Jüngeren anerkennend zu, konnte dann aber nicht verhindern, dass er amüsiert losprustete.
„Was?“ fragte Yhaddar belustigt.
Stian schüttelte in gespielter Verzweiflung den Kopf. „Musst du mir eigentlich alles nachmachen, Yhaddi? Ich beschließe, Schurke zu werden und bei Meister Zelanis in die Lehre zu gehen – du tust es mir gleich, zum ewigen Kummer deiner Eltern, die dich wohl lieber als Paladin oder Priester gesehen hätten und jetzt, zumindest im Scherz, mich verantwortlich machen für deinen ‚Fall‘. Ich verliebe mich unsterblich in eine Priesterin – du suchst dir auch eine. Jetzt sag‘ bloß noch, deine Medolie frönt auch dem Schneidern und Verzaubern wie Riná…“
Yhaddar grinste breit. „Warum soll ich es dir sagen, wenn du es ohnehin schon weißt? Aber ernsthaft, Medolie ist eine Wucht. Sie ist unglaublich. Ich kann mein Glück kaum fassen, dass sie sich mit mir abgibt. Sie…“ Er brach ab, unfähig, seinen Gedanken und Gefühlen Ausdruck zu verleihen.
Stians Lächeln nahm einen abwesenden Charakter an, als er seines Vetters Worte mit seinen eigenen Empfindungen verglich. „Ich weiß nur zu gut, was du meinst.“
Yhaddars schwärmerische Züge wurden wieder ein wenig ernster. „Aber sie ist auch ein wandernder Geist. Mal sehen, wie lange sie es mit mir aushält.“
„Ich wünsche dir jedenfalls alles Glück der Welt, Yhaddar. Das weißt du.“
Der Jüngere nickte. Dann lachte er. „Du bist schuld, Sti, das weißt du doch, oder? Also nicht du direkt, aber ihr Skyggvandres? Mit zwei Priesterinnen in der Familie…“
„Ha. Ja.“ Stian grinste schief. „Schieb nur immer alles auf Shayariél und Veloria. Als ob Tante Arlissa nicht selbst dem Orden angehört hätte, ehe sie deinen Vater heiratete… Und du hast Shay und Vel seit ewigen Zeiten nicht gesehen, genauso wenig wie ich.“
Aber unter dem Grinsen war dem Schurken ein wenig traurig zumute. Er hatte seine ältere Schwester Shayariél und seine Ziehschwester Veloria wirklich schon sehr lange nicht mehr gesehen. Die beiden Sin’dorjei waren schon in sehr jungen Jahren auf Abenteuer ausgezogen und ließen nur äußerst selten Nachricht von ihrem Wohlbefinden nach Hause durchdringen. Liliwyn war da anders – Shays Zwillingsschwester war zwar auch ständig unterwegs, aber sie stand wenigstens in regelmäßigem Kontakt mit Zuhause, kehrte auch des öfteren in die Geisterlande – oder besser das, was später die Geisterlande werden würden – zurück. Aber mit Liliwyn hatte den Schurken ohnehin schon immer ein engeres Band verbunden als mit Shayariél. Die beiden braunhaarigen Geschwister waren als Kinder, nicht zuletzt wegen ihrer ähnlichen Interessen und Vorliebe für das Herumtoben draußen in der Natur, unzertrennlich gewesen und Stian dementsprechend untröstlich, als Liliwyn bei den Farstriders ihre Ausbildung zur Waldläuferin begann und ihn alleine zurückließ. Etwa zur selben Zeit waren Shayariél und Veloria in den Priesterorden aufgenommen worden und eine Weile danach aufgebrochen in die Weiten der Welt, doch das hatte den jungen Sin’dor nie so geschmerzt wie die Trennung von Lili. Ihr Abschied war es auch gewesen, der den jungen Stian zur Rebellion getrieben und ihn einige Zeit später die Schurkenlaufbahn hatte einschlagen lassen – von seiner Assoziation mit den allzu dunklen Elementen Silvermoons, denen er zu Beginn seiner Ausbildung beinahe verfallen wäre, hielten ihn dann aber glücklicherweise doch sowohl sein Lehrer Zelanis als auch Liliwyn mit ihren regelmäßigen Besuchen zuhause ab. Über die Jahre hatte die Verbundenheit der beiden Geschwister dann eher noch an Stärke gewonnen, als dass sie abgenommen hätte, und auch heute noch tat Stian, was er konnte, um seine Schwester so häufig wie möglich zu sehen.

Nun lächelte der Sin’dor seinen jüngeren Cousin an, der nachdenklich nickte und dann fragte: „Wo wir gerade von Priesterinnen sprechen – wie läuft es mit Riná?“
Der Ältere lachte. „Großartig. Ganz großartig. Wir sind zwar bisher noch nicht dazu gekommen, Riná der Familie vorzustellen, aber das kommt bald, hoffe ich. Und wir sind am Überlegen, wann die Hochzeit stattfinden soll. Und wen wir alles einladen…“
„Oh? So weit ist es schon?“
„Oh ja.“ Stian machte ein zutiefst zufriedenes Gesicht. „So weit ist es.“ Er grinste schief. „Und ich kann es kaum erwarten.“

Ein Kommentar

Eingeordnet unter Stian & Rina, World of Warcraft

Eine Antwort zu “Die Geschichte von Stian und Rina (20)

  1. Mal wieder schönes story …… ich würde Stian wirklich gerne mal treffen nur schade das ich intime nie das wissen haben werde um so zu reagieren wie ich gerne würde … trotzdem in Anbetracht dessen was ich OT weiß *wein rüberschieb* mach weiter so es ist jedesmal schon wieder von dir zu lesen.

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