Tanelorn-Wintertreffen 2015: Kurzbericht

Zu einem oder gar mehreren vollwertigen Diaries hat es für dieses Wintertreffen bisher nicht gereicht, und ich glaube auch nicht, dass sich daran noch etwas ändern wird. Aber wenigstens ein Kurzbericht soll es werden, denn wir hatten wieder einige sehr amüsante Runden.

Donnerstag Abend: LIRP

„Superschurken“ hieß das Thema des Donnerstags-LIRPs diesmal, genauer gesagt ging es um die Bewerbung potentieller Kandidaten zur Aufnahme in die „Evil League of Dastardly Doom“.

Mir hatte die nette SL die Rolle der Spät-68er-Hippie-Mama zugedacht, wofür Meara mir eine sehr geniale, von ihrem Mann gebaute „Tüte“ mitbrachte. Eine Packung in einen Tiefkühlbeutel umgefüllte Bio-Haferkekse ergab dann neben einem für wenig Geld bei eBay ersteigerten Batik-Kaftan das andere notwendige Accessoire, und so ging die gute Ganja perfekt ausgestattet in die Runde. Dort trieb sie dann ihre unabhängigkeitssuchende Tochter in den Wahnsinn, denn dieser war es hochnotpeinlich, mit ihrer Mutter gemeinsam bei der Schurkenprüfung gesehen zu werden.

Das Aufnahmekriterium der Prüfung bestand darin, am Ende von zwei Stunden eines von zwei bzw. drei im Raum versteckten Artefakten vorweisen zu können, was Ganja allerdings nicht gelang. Aber hey, in die Schurkenliga aufgenommen zu werden, wäre ohnehin nur ihr Ziel gewesen, wenn Töchterchen Harmy („Sweet Harmony“) ebenfalls aufgenommen worden wäre, weil sie diese ja vor aller Unbill beschützen wollte, also war das Versagen gar nicht schlimm. Und überhaupt sah Ganja diese ganze Unterscheidung zwischen Helden-Sein und Schurken-Sein sowieso eher als nebensächlich an. Ist doch alles eins, so ganzheitlich und so! Um so mehr Spaß machte das Enttarnen von Superheldin Veritas („die Aura kenn ich doch“) und das, welch Überraschung, ziemlich vergebliche Verteilen ihrer Kekse. Ich wurde zwar ein paar los, aber nur durch Einsatz der Superschurkenpower „Fünfmal am Abend einen Mitspieler für drei Minuten zudröhnen“.

Die Kostüme waren übrigens mal wieder richtig toll, von Mearas Lady Aspis im giftgrünen Kleid, Kyras Cupcake Queen, Minnes bleichem Gevatter Tod-Verschnitt Mortarion bis hin zu Sashaels Minion Igor mit falschen Zähnen und Betonlocke. Sehr cool!

Freitag Mittag: Eine Nacht in Hochstett

Dies war eine überaus spaßige Runde Savage Worlds in Sashaels eigenem Steampunk-Setting, Hochstett/Terra Excelsior. Dank launig aufgelegter Mitspieler (Dr Hoo, Eliane, Knörzbot und Tigerbunny), coolem Steampunk-Flair und Sashaels brillianter Darstellung der NSCs (vor allem ein durchgeknallter Kanalisationsschmuggler war so richtig schön creepy) war die Runde der perfekte Treffeneinstieg. Und dank vorgefertigter Kinder-Charaktere konnte ich mal gegen meine sonst üblichen Schubladen anspielen – ich hätte normalerweise nie so eine kleine Angsthäsin gebaut, wie meine Think es dann war, die wirklich vor jedem Schatten zusammenzuckte. Aber weil wir alle Kinder spielten, war das gar kein Problem, sondern machte sogar Spaß.

Freitag Abend: Polaris

Abends gab es dann episches Drama: Polaris mit Kyra, Blechpirat, Grimnir und Pyromancer. Über Nacht hatte es geschneit, so dass wir uns schon darauf gefreut hatten, warm eingepackt draußen spielen zu können, aber abends war der schöne Schnee schon wieder komplett geschmolzen, und die Bänke und Tische im Burghof einfach nur nass und eklig. Also haben wir nur die Eröffnungszeremonie draußen abgehalten und sind dann nach drinnen geflohen, wo sich aber dennoch ein wunderbar kaltes und anrührend-tragisches Polaris-Drama entfaltete.

Ein wenig kamen uns dabei unsere eigenen Fiasko-Instinkte in die Quere, weil wir gar nicht so viel dagegen sagten, wenn unser jeweiliger „Mistaken“ uns das Leben schwer machen wollte, außerdem waren wir ein wenig zu gut vernetzt, so dass jeder Charakter in beinahe jeder Szene anwesend war, aber das tat der tollen Story keinen Abbruch. Blechpirat und ich gaben das in Pflichtgefühl und ritterlicher Ehre gefangene Ehepaar, Grimnir und Kyra die Liebenden mit einer unglücklichen Dreiecksbeziehung. Der Plot endete sogar vermeintlich positiv mit der Zurückdrängung des Makels – aber es wäre kein Polaris gewesen, wenn nicht in diesem vermeintlichen Sieg doch bereits wieder der Samen des neuen Niedergangs gesteckt hätte.

Samstag Mittag: Die Fünf Huren

Am Samstag nachmittag folgte ein weiteres Highlight, nämlich „Die 5 Huren“, a.k.a „Huren-Fate“ oder „Avent-Hurien“, bei Grimnir. Die Idee zu dieser Runde war beim letzten Sommertreffen aus einer Lästerrunde (leider ohne meine Beteiligung) entstanden – um so mehr freute ich mich, dass ich dann doch mitspielen durfte. Die Runde war sehr, sehr klasse. Wir bespielten das Aventurien-Setting mit Fate und dem Grundthema „Verschwörung der Mächtigen“, und wie der Name schon sagt, deckten alle Charaktere eine der Hurenprofessionen aus dem DSA-Regelwerk ab. Da gab es zwei Edel-Kurtisanen aus Belhanka, die es aufgrund eines gewissen Vorfalls nach Gareth verschlagen hatte, einen desillusionierten Rahja-Geweihten, der als Kind von seinen verarmten Eltern an den Rahja-Tempel abgegeben worden war, weil er hübsch war und gut singen und tanzen konnte, ein abgebrühtes, hart arbeitendes Mädel mit Schleich- und Diebesfertigkeiten, die junge Erbin eines vornehmen Handelshauses, deren Familie durch eine Intrige vernichtet worden und sie selbst an einen Zuhälter verkauft worden war, sowie die zwergische Puffmutter mit der „Hausordnung“, ihrer Zweihandaxt.

Im Verlauf der Handlung legten wir uns mit diversen Reichen und Edlen von Gareth an, inklusive – ohweh, ich kenne mich mit DSA doch nicht aus, mir fällt der Name nicht mehr ein – den Angehörigen eines mächtigen Handelshauses, deren eine Angehörige auch einen wichtigen Posten als Kommandantin der Stadtwache oder Richterin oder sowas innehatte, und den Oberpriester des Garethschen Rahjatempels. Und es war toll zu sehen, wie tatsächlich ganz unterschiedliche Charaktere, von mindestens einer überhaupt nicht kämpfen konnte, sich alle einbringen und über das Definieren von Szenenaspekten und durch das Erschaffen von Vorteilen alle wirklich auch zu den körperlichen Auseinandersetzungen etwas beitragen konnten. Dazu launige Charakter-Interaktion und eine spannende Story, und der Nachmittag war gerettet.

Samstag Abend: Gatsby und das Große Rennen

Am Samstag Abend schließlich wagten wir ein Experiment: „Gatsby und das Große Rennen“ mit zwei SLs und acht Spielern. (Und das war noch das Minimum – idealerweise hätte man das sogar in zwei oder drei Gruppen à acht Spielern abgehandelt.)

Das Ganze spielt in den 20er/30er Jahren, und entsprechend gewandet kamen die Teilnehmer – zumindest einige. Zumindest die Spielerinnen der Damen hatten sich sehr stilecht in Schale geworfen, und die Spieler der Herren trugen zumeist immerhin weißes Hemd und Weste. Ich hatte es leicht, ich spielte einen Mann, ergo taten es Hemd und Weste auch für mich. Patti komplettierte meine Verkleidung dann netterweise noch mit einer Fliege und einem Hut, so dass es stilecht losgehen konnte. Iona und Sir Mythos, die beiden SLs, hatten sich auch richtig viel Mühe gegeben mit Sekt und Pralinen und Radio-Hintergrundmusik und sehr schönen Dekorationen.

Der Plot selbst war sehr cool und sehr, sehr schräg.
Mir passierte es relativ früh im Spiel, dass mein Charakter starb und dann durch einen anderen ersetzt wurde, und dann stand ich erstmal draußen auf dem Flur und las mir meinen neuen Charakter durch und lachte mich scheckig vor Vorfreude. Das war nämlich derselbe Charakter aus einer parallelen Realität, wie sich herausstellte. Was für ein genialer, genialer Mindfuck!

Zurück im Raum war es dann allerdings schwieriger als gedacht, die neue Inkarnation des Charakters zu spielen, einfach weil dieser ein völlig anderes Beziehungsgeflecht kannte und ich selbst ständig nachsehen musste: Moment, der alte Lawrence hatte eine Beziehung mit Amelia, der neue Lawrence ist aber mit Sylvia verheiratet – nur nicht mit dem von Patti gespielten Charakter namens Sylvia, sondern einer anderen… okay… Verdrehte Gehirnwindungen folgten umgehend.

Als schwierig empfand ich auch, dass ich durch den Charakterwechsel aus der Nachforschungskomponente des Plots erstmal völlig raus war. Leichter wurde es, als ein weiterer Mitspieler ebenfalls den Charakter wechselte und das Äquivalent seines Andrew aus der parallelen Realität weiterspielen durfte. Im Gespräch fanden unsere beiden Charaktere dann Gemeinsamkeiten in ihrem Wissen (da sie ja beide aus derselben Parallelwelt stammten) und schufen sich auf diese Weise eine gewisse Basis. Ab dem Zeitpunkt ging es, für mich zumindest, dann auch mit dem Nachforschen wieder besser.

Irgendwann wussten wir dann so ungefähr, was Sache war, und auch, was wir zu tun hatten (wir waren in einer Zeitschleife à la „täglich grüßt das Murmeltier“ gefangen und sprangen mit jedem Dreh der Schleife zwischen den drei existierenden Parallelwelten hin und her) – nur dann zog die rein physische Lösung des Rätsels (das Auffinden von drei Teilen eines Artefaktes, das man zusammensetzen musste, um ein Ritual abhalten zu können, das die Zeitschleife auflösen würde) sich doch noch ziemlich lang hin, was, glaube ich, für einige etwas anstrengend wurde. Für mich kam erschwerend hinzu, dass ich ab einem bestimmten Moment wieder zu meinem ersten Charakter zurückkehrte, dieser aber unter vollständiger Amnesie litt. Eigentlich, so erfuhr ich später, wäre dies für das absolute Ende des Abenteuers geplant gewesen, wenn die Zeitschleife beendet gewesen wäre. Dummerweise nur hatten wir zu dem Zeitpunkt das letzte Rätsel noch nicht ganz gelöst, und die Zeitschleife ging nochmal in eine oder zwei weitere Runden. Und so saß mein Charakter ohne Gedächtnis da und konnte nicht mal was zur letztendlichen Lösung beitragen, obwohl ich als Spielerin durchaus Ideen gehabt hätte. Das nahm mir gegen Ende etwas die Luft heraus, änderte aber nichts an dem insgesamt sehr coolen Abend.

3 Kommentare

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