Tanelorn-Sommertreffen 2015: Kurzbericht

Ich werde mit ziemlicher Sicherheit wieder nicht zu einem echten Diary für die Runden des Tanelorn-Sommertreffens von Anfang September kommen (was sehr schade ist, da einige echte Kracher dabei waren), deswegen versuche ich mich doch zumindest wenigstens an einem Kurzbericht.

Donnerstag Abend: LIRP

Beim Donnerstags-LIRP dieses Treffens waren „Wahlen im Märchenreich“ angesagt. Frau Holle, Mary Poppins und der Jäger (oder besser Caralywhynn, Patti und Bad Horse) gaben die Spielleitung.
Der Gute König hatte sich auf die Bahamas verzogen, und so buhlten diverse Märchengestalten um die Gunst ihrer Mitbürger bzw. verfolgten – wie immer im LIRP – ihre eigenen Ziele, die den Zielen der anderen natürlich zum größten Teil widersprachen, sonst wäre es ja langweilig.

So waren da zum Beispiel die fitnessverrückten Geschwister Hänsel und Gretel, die im Doppelpack zur Wahl antraten, der gestiefelte Kater und Feenstaub-Drogenbaron Don Gato, das nach Feenstaub süchtige Dornröschen mit der Frauen-Power im Wahlprogramm, der Esel, der sich als Solokünstler versuchte, nachdem seine Rockband auseinander gebrochen war, die böse Fee Maleficent, das Rotkäppchen als Psychotherapeutin, der von ihr therapierte und angeblich von seinem frauenverachtenden Gehabe kurierte Prinz Charming, der in halb-Menschen-, halb-Froschgestalt gefangene Froschkönig, Goldmarie, die dem Verfall des Goldpreises entgegenwirken wollte, Pechmarie, die inzwischen eine Ölbaronin geworden war und sich für das Präsidentenamt zur Wahl stellte, weil sie es mit dem Sieg allen Verächtern endlich ein für alle Mal zeigen würde, die Böse Hexe, die ihr Backwerk unter die Leute bringen wollte – und der Tod, der sich aus seinen eigenen, nur ihm bekannten Gründen als Kandidat hatte aufstellen lassen. Dazu zwei unendlich korrupte Wahlbeobachter, die großzügige Verteilung von Feenstaub, und der Donnerstagabend-Spaß war perfekt.

Die Kostüme waren übrigens mal wieder unglaublich genial, von Mearas Rosie-the-Riveter-inspiriertem Dornröschen über Maleficents täuschend echte Kopfbedeckung, die Kyras Kostüm komplettierte, Seflis böse Hexe mit Rock, Kopftuch, Schminke und Wanderstock, bis hin zu Sashaels Don Gato, dem gestiefelten Kater mit Katzenaugen-Kontaktlinsen und Swashbuckler-Aufzug (nur ohne Stiefel – die hatte Hans im Glück gestohlen). Ein Fest!

Oh, ach so, und beinahe hätte ich es vergessen: Gewählt wurde die von mir selbst gespielte Pechmarie mit einer Stimme Mehrheit!

Freitag Mittag: Star Wars – Fly Casual I

Am Freitag Mittag gab es die Auftaktrunde zu einem Doppelslot Star Wars Edge of the Empire. Geleitet von Ralf, begaben sich Azzus etwas durchgedrehter und schießwütiger Chiss-Schiffsarzt, Deagols Pilot mit latenten Machtfähigkeiten, Timbers ehemaliger königlicher Leibwächter, Sashaels Protokolldroide-mit-Assassinenprogrammierung und Tigerbunnys namenssuchender Gand-Kopfgeldjäger auf eine überaus amüsante Reise, in der es um den Auftrag eines Hutten, eine insektoide Slicerin und einen geheimnisvollen Droiden ging. Die Session machte viel Spaß und endete genretypisch mit einem echten Cliffhanger – nur das EotE-System war für einen One-Shot etwas zu schwerfällig, wie wir feststellten.
Aber immerhin verhalf es uns zu etlichen amüsanten Momenten und zu der Erkenntnis, dass der junge Var Creel, Deagols Charakter, so ganz auf sich allein gestellt und ohne jeden Mentor doch durchaus schon ziemlich nah an der Grenze zur Dunklen Seite entlangschrappte, was ihm bereits den scherzhaften Spitznamen „Darth Creel“ einbrachte.

Freitag Abend: Monsterhearts

Die Polaris-Gruppe des letzten Treffens hatte nach der brillianten Session damals bereits beschlossen, in exakt derselben Besetzung einmal Monsterhearts ausprobieren zu wollen.
Gesagt getan: Am Freitag Abend, dem bewährten Drama-Slot, gab es Monsterhearts mit Kyra, Blechpirat, Grimnir und Pyromancer. Für die Spielleitung konnten wir Haukrinn gewinnen.
Und was soll ich sagen: Die Runde wurde tatsächlich unglaublich genial und ein wahres Highlight des Treffens.

Im Vorhinein hatten wir uns lediglich überlegt, welches Playbook wir spielen wollten, weiter nichts. Die Verknüpfungen entstanden ohnehin am Spieltisch, und auch Namen waren schnell gefunden. Dazu bevölkerten wir dann unseren ganzen Klassenraum mit diversen, natürlich ebenfalls mit unseren SCs und miteinander verknüpften, Mitschülern.

Die Geschichte lebte neben Haukrinns kongenialer Spielleitung von den durchaus authentischen und von ihren Gefühlen mitgerissenen, verwirrten Teenagern: Kyras Infernal, ein eigentlich schüchternes, erfolgsstrebendes Mädchen, das sich auf der Suche nach eben jenem Erfolg mit einer dunklen Macht eingelassen hatte, Pyromancers Hexe, die der „Große Verführer“ nur allzu gerne in seine Fänge bekommen wollte, Blechpirats Mortal, der sich zu Anfang in einer Beziehung mit Grimnirs Werwolf befand, und Timbers Fee, die sich im Verlauf der Geschichte in den Werwolf verliebte und umgekehrt – was natürlich nur in Tränen enden konnte.
Und genauso kam es auch: Infernal, Mortal und Fee waren, nachdem es im Verlauf des Abends schon so einige NSCs dahingerafft hatte, am Ende des großen Showdowns tot (bzw., weil es das Ganze noch etwas fieser machte, war die Fee zurück im Feenreich ohne jede Möglichkeit, jemals wieder mit der Welt der Sterblichen – also vor allem mit ihrem Liebsten – Kontakt aufnehmen zu können), der Werwolf machte in Wut und Bitterkeit die Tiefen der Wälder unsicher, und die Hexe blieb mit dem Tod der Infernal in ihrem „Darkest Self“ gefangen und wurde noch zynischer, als sie das vorher ohnehin schon gewesen war.*
Es war ein großartiges, episch-tragisches Drama, genau so, wie ich mir das erhofft und vorgestellt hatte, und ganz ganz großes Kino.

Und die Apocalypse-Engine gefällt mir ausnehmend gut – davon würde ich gerne irgendwann noch andere Versionen kennenlernen.

Samstag Mittag: Star Wars – Fly Casual II

Am Samstag nachmittag setzen wir unsere Star Wars-Runde bei Ralf fort. Allerdings verwendeten wir diesmal Lord Verminaards Eigenbausystem Danger Zone statt Edge of the Empire, weil EotE sich am Tag zuvor doch recht schwerfällig gespielt hatte und Danger Zone eher für cinematische Action ausgelegt ist.
Außerdem gab es einen Spielerwechsel: Tigerbunny und Sashael hatten sich nur für die erste Hälfte des Abenteuers eingetragen, während nun Hewisa als Captain ohne Crew und Bad Horse als Händlerin für archäologische Artefakte dazukamen.
Die Handlung setzte genau da an, wo sie am Tag zuvor geendet hatte, am Raumhafen, wo die Gruppe am Ende der vorigen Sitzung ja gerade von ihrem verräterischen Captain im Stich gelassen worden war. Diverse Umstände führten dazu, dass die drei Crewmitglieder sich mit Hewisas Captain zusammentaten und dann auf der Suche nach dem bereits erwähnten geheimnisvollen Droiden auch noch Bad Horses Händlerin ins Boot Raumschiff holten.
Diese Episode fühlte sich, vielleicht wegen des neuen Systems, vielleicht aufgrund der amüsanten romantischen Dreiecks-Spannung zwischen der Händlerin, dem Han Solo-artigen Captain und dem ebenfalls nicht völlig unansehnlichen Gardisten oder vielleicht, weil sie sich nun vor allem um Var Creels Vergangenheit und seine Machtfähigkeiten drehte, noch mal um einiges mehr wie Star Wars an als die Freitags-Session, und sie machte sehr viel Spaß.
Es stellte sich sogar am Ende heraus, dass unser machtsensitiver Pilot vielleicht hoffentlich doch nicht auf die Dunkle Seite wandern und zu Darth Creel mutieren wird, da er sich am Ende dazu entschloss, das gefundene Jedi-Holocron nicht dem Imperium zu überlassen, sondern es zu den Rebellen zu bringen, wo angeblich ein gewisser Luke Skywalker sich auch mit der Macht auskennt und das junge Talent hoffentlich auf den Weg des Lichts führen kann.

Eine eventuelle Fortsetzung irgendwann bei einem zukünftigen Treffen, bereits vorsichtig betitelt mit „Darth Creel Strikes Back“ oder „The Return of Darth Creel“, dann vielleicht auch mit weiterem Ausloten der Dreiecks-Beziehungskiste, ist also nicht ausgeschlossen!

Samstag Abend: Wächter über Hamburg

Der Samstag Abend dann war tatsächlich einer Fortsetzung gewidmet. Und zwar war das bereits die dritte Episode, die wir in Sergei Lukianenkos „Wächter“-Universum spielten. Mit Orko als SL bevölkern Patti, Bock-Spiele, Madis und Timber die neugegründete Nachtwache Hamburgs. Auch diese Session war wieder sehr spaßig, vor allem, da diesmal Schwertwal als neuer SC dazukam – und wir lange nicht verstanden, dass sein Charakter (der in der vorigen Session bereits kurz als NSC in Erscheinung getreten war und nun von Schwertwal als echter SC übernommen wurde) der Sohn eines anderen NSCs ist, mit dem unsere Gruppe gehörig im Clinch liegt!

Das „Wächter“-Feeling kommt in unseren Runden immer sehr gut rüber, was mehr an Orkos SL-Kunst und dem Settingwissen der Mitspieler als an dem von uns verwendeten Fate2Go liegt – aber das System steht uns auch nicht im Weg.
Für die Zukunft haben wir geplant, die Runde auch außerhalb der Treffen weiterzuführen, um uns nicht immer einen Slot beim Treffen zu belegen, aber mal sehen, ob das was wird. Falls nicht, dann wird die Wächter-Runde auch in zukünftigen Berichten wieder Erwähnung finden.

 

*Im Detail: Meine Monsterhearts-Fee ertrank** im epischen Finale tragisch, weil sie einen Mitcharakter – eine Infernal, die selbst ins Wasser gegangen war – vergeblich zu retten versuchte, während der in seinem Darkest Self gefangene Mortal tatenlos daneben stand und ihr, als sie es dann erschöpft aufgab, nicht nach draußen half. Was dann übrigens wiederum dazu führte, dass der Liebste der Fee, der Werwolf, der das Ganze im Heranrennen mit ansehen musste, aber zu spät kam, um seine Liebste zu retten, den Mortal wütend in Stücke riss und selbst in Verzweiflung und Bitterkeit in die Wälder floh. Hach ja. Drama.

**wobei wir das um der Geschichte willen nochmal ein bisschen umerzählten: Weil es das Ganze noch etwas fieser machte, kehrt die Fee mit ihrem Tod zurück ins Feenreich, hat aber keinerlei Möglichkeit mehr, jemals wieder mit der Welt der Sterblichen – also vor allem mit ihrem Liebsten – Kontakt aufnehmen zu können. Nur durch Wasserflächen kann sie gelegentlich einen Blick auf die Welt erhaschen. Und auch ihr Liebster glaubt manchmal, ihr Gesicht in einer Pfütze oder einem Tümpel zu sehen – woraufhin er mit einem verzweifelten Aufheulen die Pranke durch das Wasser zieht, damit er das Bild nicht länger sehen muss.

3 Kommentare

Eingeordnet unter Fate, LIRP, Pen & Paper, Rollenspiel-Sonstiges, Tanelorn-Treffen

3 Antworten zu “Tanelorn-Sommertreffen 2015: Kurzbericht

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