[RPG-Blog-O-Quest] August 2017: „Spielleiter“

RPG-Blog-O-Quest

Seit die RPG-Blog-O-Quest auch für andere Fragesteller geöffnet wurde, haben ihre Gründer Würfelheld und Greifenklaue schon mehrere Male die Ausrichtung der Quest aus der Hand gegeben. So auch im August wieder: Diesmal kommen die 5+1 Fragen von Jaegers.Net, der sich mit dem Thema „Spielleiter“ beschäftigt.

Jaegers Fragen:

  1. Am liebsten spiele ich Rollenspiele __(“räumliche” Lokation)__, denn dort ______.
  2. Ich bin _____ Spielleiter(in), da _____, aber _____.
  3. Als Spieler(in) bin ich _____, denn _____.
  4. Meister, Gamemaster (GM), Spielleiter(in) oder Spielleitung (SL) – die Bezeichnung ist mir _____, jedoch _____.
  5. Wie bereitest du dich auf eine Spielrunde (als Spielleiter(in) und/oder als Spieler(in)) vor?
  6. Bonusfrage: Auf einer Rollenspiel Convention spiele ich _____, weil _____.

Timbers Antworten:

1. Am liebsten spiele ich Rollenspiele bei uns zuhause, denn dort haben wir unser Zockerzimmer mit einem schön großen Tisch und diversen sonstigen Annehmlichkeiten. Außerdem muss ich mich, wenn wir bei uns spielen, nicht um das Essen und irgendwelche Koscherfragen bekümmern, sondern kann einfach selbst für alle kochen und/oder backen. Zumindest, wenn wir uns für ein ganzes Wochenende treffen. Aber für die wöchentlichen Feierabendrunden ist es natürlich auch super-bequem, dass wir bei uns spielen und ich nach einem langen Arbeitstag nicht erst noch woanders hinfahren muss.

(Außerdem könnte man gegebenenfalls unter dem Stichwort „zuhause“ auch noch das Online-Spielen am heimischen Schreibtisch nennen. Online ist für mich zwar noch immer kein vollwertiger Ersatz für das Spielen am Tisch, aber in den letzten knapp zwei Jahren hat es sich für mich doch zu einer echten Alternative entwickelt, wenn man keinen gemeinsamen echten Termin hinbekommt. Das klappt erstaunlich gut, und manchmal tatsächlich sogar ein bisschen besser als am Tisch, wenn man nur die Stimmen der Mitspieler hört, sich die Gesichter der Charaktere aber nur vorstellt und das einem tatsächlich manchmal zu etwas tieferer Immersion verhilft.)

2. Ich bin sehr gerne Spielleiterin, und ich glaube, ich bin auch ganz gut darin, da ich ziemlich gut improvisieren kann und selten mit viel mehr als einem relativ groben Konzept in ein Abenteuer gehe, aber ich komme gar nicht so oft zum Leiten, weil es mir einfach an der Zeit fehlt, um viel vorzubereiten. Für unsere Supernatural-Runde macht das nicht viel, da reicht meist ein grober Aufhänger, aber seit unseren Deadlands-Classic-Zeiten vor ca. 10 Jahren habe ich keine zusammenhängende Kampagne mehr geleitet, was ein bisschen schade ist. Was mich wieder einmal daran erinnert, dass ich für Fvlminata, mit dem ich in unserer Dienstagsrunde gelegentlich ein Abenteuer von ein paar Spielabenden leite, eigentlich auch mal wieder etwas vorbereiten könnte. Aber, siehe oben: die liebe Zeit ist echt ein Problem. Ein anderes Problem ist die Tatsache, dass mir manchmal partout nichts einfallen will – jetzt nicht unbedingt für Fvlminata, da klaue ich gnadenlos bei Lindsay Davis‘ Falco-Romanen, und auch nicht für Itras By, weil da eh sehr viel über Improvisation läuft, aber so ganz grundsätzlich. So knabbere ich beispielsweise schon seit Monaten an einem Supernatural-Abenteuer, das ich speziell auf einen bestimmten Charakter zuschneiden will, und komme über eine bestimmte Grundschwierigkeit einfach nicht weg. Ich muss mir dringend einen Plotdoktor suchen.

3. Als Spielerin bin ich meistens ziemlich immersiv dabei, denn ich betreibe sehr gerne Charakterspiel und Drama. Damit meine ich jetzt kein „mein Charakter bestellt sich ein Bier“-Tavernenspiel, sondern ich mag auch Plot und Action, aber der Plot ist für mich oft vor allem ein Grund für die Charaktere, um einander zu begegnen und ihre – gerne komplizierten – Beziehungen untereinander voranzutreiben oder schwierige Entscheidungen treffen müssen.

4. Meister, Gamemaster (GM), Spielleiter(in) oder Spielleitung (SL) – die Bezeichnung ist mir relativ egal, jedoch bevorzuge ich, glaube ich, am ehesten den Begriff „Spielleiter(in)“. Ich finde es auch ganz lustig, dass der Spielleiter in manchen Regelwerken einen dem Setting angemessenen Namen bekommt (z.B. „Marshal“ bei Deadlands oder „Regisseur“ bei Primetime Adventures), aber das ist eher Schmuck am Nachthemd. „Spielleiter“ trifft es meines Erachtens nach am besten und schmeckt nicht so nach Allmacht wie zum Beispiel der Begriff „Meister“.

5. Wie bereitest du dich auf eine Spielrunde (als Spielleiter(in) und/oder als Spieler(in)) vor?
Das kommt auf die Runde an. Für unsere Supernatural-Runde zum Beispiel besteht meine Vorbereitung als SL üblicherweise daraus, mir den groben Plot zu überlegen (meist dient da irgendeine Inspiration als Plotaufhänger, sei es ein gelesenes Buch, ein gesehener Film oder einfach ein Zeitungsartikel; es hat mich auch schon mal ein Stichwort in einer „Word-of-the-Day-Rundmail“ zu einem Abenteuer inspiriert) und dann Bilder zu sammeln, weil wir unsere Supernatural-Runde online spielen und ich das Roll20 für die jeweilige Session mit Bildern vom Spielort und von den NSCs bestücke. Werte brauchen die NSCs natürlich auch, aber das ist Fate, da gieße ich meist einfach mit der groben Kelle und vergebe einfach die Werte, die zu passen scheinen, sowie ein paar Aspekte und gegebenenfalls Stunts.

Wenn ich Itras By leite, dann reicht meistens sogar nur der relativ grobe Plotaufhänger; alles weitere ergibt sich im Spiel ohnehin von selbst, gerade bei Itras By mit seinen Zufallskarten, die alles durcheinander wirbeln können.

Auf das Leiten von Fvlminata hingegen bereite ich meist relativ ausführlich vor, weil ich mich da bei den Marcus Didius Falco-Romanen von Lindsay Davis bediene, die auf den einen Hauptcharakter zugeschnitten und natürlich krimitypisch geradlinig sind. Hier besteht die Vorbereitung meist darin, den Einpersonen-Plot auf mehrere Charaktere zu adaptieren und von den Roman-Schienen wegzubringen und für die Verwendung als Rollenspielabenteuer zu öffnen.

Als Spielerin bereite ich mich selten auf Runden vor. Das heißt allerdings nicht, dass ich mich zwischen den Sessions nicht mit meinem Charakter beschäftige – im Gegenteil. Ich betreibe ‚Barbiespiel‘ mit ziemlicher Leidenschaft, sprich ich verfasse auch schon mal Briefe für meine Charaktere, überlege mir, wie deren Wohnung wohl so eingerichtet sein mag oder welches Auto sie fahren – oder ich recherchiere, ob dieses Auto auch über einen Tankdeckel verfügt *hust*. (Und ja, das war tatsächlich relevant für das gespielte Abenteuer, wobei es eine rein ausgedachte Setzung natürlich auch getan hätte, dessen bin ich mir völlig bewusst.) Das ist aber eher Nach- als Vorbereitung, weil ich beim Diaryschreiben hinterher oft Dinge zu recherchieren beginne, die während des Spiels nur ungefähr angerissen oder gar nicht erwähnt wurden, ich sie dann aber im Diary ansprechen und dann auch einigermaßen plausibel halten will. Zumindest für die Runden, die in der Gegenwart angesiedelt sind und wo man solche Dinge leicht herausfinden und einfließen lassen kann; wenn eine Runde in einer Fantasywelt spielt, dann ist es natürlich nichts mit Recherchieren, dann wird munter ausgedacht.
Gelegentlich lese ich allerdings vor einer Runde das Diary der vorigen Session nochmal nach, um mir wieder zu vergegenwärtigen, was beim letzten Mal eigentlich alles passiert ist; vor allem bei den Runden, die wir nur ca. einmal im Quartal spielen. Bei unserer wöchentlichen Feierabendrunde jetzt nicht so – aber da schreibe ich auch nur extrem selten Diary.

Bonusfrage: Auf einer Rollenspiel Convention spiele ich selten RPGs, weil ich a) inzwischen gar nicht mehr so oft auf Cons gehe und b) dann meist eher herumlaufe und mich umsehe und mit Leuten unterhalte, weil ich das Ambiente einer Con und vor allem den üblicherweise auf Cons herrschenden Lärmpegel für dem Spielen nicht sonderlich zuträglich halte.

Außer natürlich, man rechnet solche geschlossenen Veranstaltungen wie das Tanelorn-Treffen oder die Drachenzwinge-Con auch als Conventions. (Was sich einigermaßen anbietet; immerhin trägt zumindest die DZ-Con das Wort ja sogar schon im Namen.) In dem Falle lautet meine Antwort komplett anders: Dort spiele ich am liebsten RPGs, die ich noch nicht kenne, und zwar probiere ich gerne irgendwelchen Indie-Scheiß (TM) und lasse mich von epischem Drama mitreißen; und dort spiele ich am liebsten mit Leuten, mit denen ich noch nie gespielt habe oder außerhalb des Treffens üblicherweise nicht so oft spiele, einfach weil ich sie nur zu dieser Gelegenheit sehe.

Die Regeln der RPG-Blog-O-Quest:

      • An jedem Monatsersten stellt jemand – entweder die Questgründer Greifenklaue oder Würfelheld oder ein von ihnen beauftragter Blog – dem deutschsprachigen Rollenspielvolk fünf Fragen/Lückentexte. Die Veranstalter bitten darum, diese Fragen auf Blogs, in Podcasts, Vlogs oder in Foren zu beantworten (bzw. die Lückentexte auszufüllen).
      • Jeder Monat widmet sich einem Hauptthema, um das sich die Fragen drehen.
      • Über die Zusendung der Links, per Mail, Kommentar, usw. freuen die Organisatoren sich.
      • Jeder, der sich die Zeit nimmt, die fünf Fragen zu beantworten, ist herzlich willkommen.
      • Die verschiedenen “RPG-Blog-O-Quest” Logos dürfen in den Beiträgen benutzt werden.

Eine Auflistung aller früheren Blog-O-Quests, an denen ich bisher teilgenommen habe, findet sich hier.

9 Kommentare

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9 Antworten zu “[RPG-Blog-O-Quest] August 2017: „Spielleiter“

  1. Hi, danke für die Teilnahme und die sehr ausführliche Beantwortung der Fragen. Die Antwort auf die erste Frage wird bei mir äußerst ähnlich klingen und ich bin froh, dass ich nicht der einzige bin, der in dem ein oder anderen Punkt das Online-Spiel sogar etwas besser findet als das am gemeinsamen Tisch.

    Der Lärmpegel auf Conventions ist tatsächlich eine Sache, wobei es da solche und solche gibt. Auf der RPC habe ich vermutlich dieses Jahr zum letzten mal geleitet – nur des Lärms wegen. Andere, eher kuschelige Cons wie die MantiCon oder AnRUFung (ehemals Cthulhu Con) gestalten sich in der Sache deutlich angenehmer, da die meisten Spielrunden in einem eigenen Raum stattfinden und man dann wieder ungestört ist.

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    • Gerne doch – es waren ja auch spannende Fragen!

      Und ja: wenn man auf der Convention in einem eigenen Raum spielen kann, dann sieht die Sache schon wieder ganz anders aus. Das ist ja eben auch genau die Prämisse bei den von mir im Beitrag erwähnten Anmeldungsveranstaltungen wie der DZ-Con oder dem Tanelorn-Treffen.

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  2. wuerfelheld

    Na das nenn ich doch mal „beantwortet“.
    Toll zu lesen das ich nicht der einzige bin der am liebsten „zu Hause“ zockt.

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  3. Mir geht es bei Frage 1 ähnlich, ich spiele auch am liebsten bei mir zu Hause, ich bin froh, mir die Anreise zu ersparen, habe einen großen Tisch, und was mir vorher gar nicht so klar war: Ja, ich muss mir als Vegetarierin ebenfalls keine Sorgen über das Essen machen und ob es auch was ohne Fleisch gibt oder jemand für mich eine vegetarische Extrawurst braten muss (was auf die Dauer ja auch irgendwie unangenehm ist). Ich bin auch ganz zufrieden damit, dass meine Freunde bei uns mal einen fleischfreien Abend einlegen :D.

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    • Ja, das ist bei mir „draußen“ ähnlich. Da man in der koscheren Küche ja milchige und fleischige Speisen strikt trennt und das Fleisch eben koscher sein muss, läuft es bei mir außerhalb der eigenen Wohnung oder der anderer koscher-haltender Freunde strikt auf „vegetarisch plus Fisch“ (so dieser Fisch Schuppen und Flossen hat) hinaus. Wobei auch angeblich nicht-fleischige Dinge unkoscher sein können – das ist gar nicht so lustig mit bösen Es, tierischem Lab, Mono- und Diglyceriden von Speisefettsäuren und dergleichen – aber das weißt du als Vegetarierin ja selbst. :)

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  4. Witzig, dass viele Daheim am Liebsten spielen.
    Ich spiele tatsächlich lieber Auswärts, da ich eben bei einer Runde Daheim nie den Gastgeber ablegen kann (auch wenn alle Mitspieler wissen, wo Gläser, Getränke, etc. zu finden sind).

    Den Ausdruck ‚Barbiespiel‘ habe ich noch nie gehört. Betreibe ich aber auch sehr gerne. Ich finde, dieses Grübeln über den Charakter verleiht ihm manchmal noch mehr tiefe.

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    • Okay, zugegeben, in meine koschere Küche zuhause lasse ich auch nicht jeden, so da dass ich da eigentlich auch in der permanenten Gastgeberrolle bin, aber das stört mich lustigerweise gar nicht so sehr.

      Woher ich den Begriff „Barbiespiel“ genau habe, weiß ich gar nicht mehr. Ich vermute, aus dem Tanelorn, wie so viele rollenspielerische Begrifflichkeiten. Aber er passt ganz gut, finde ich.
      Und ja, gerade diesen Punkt mit dem „Charakter mehr Tiefe“ geben sehe ich ganz genau auch so. Allerdings mache ich das nicht für all meine Charaktere, sondern nur für ein paar hauptsächlich gespielte. Je wichtiger ein Charakter mir ist, umso mehr Spaß habe ich daran, mich auch außerhalb der reinen Spielzeit mit ihm zu beschäftigen.

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