[Follow Friday] FF48: „Mein Highlight im August 2017“

Wie jeden Freitag stellt Fiktive Welten der deutschen Blogosphäre im Rahmen des Follow Friday eine Frage. Und da wir uns am Monatsende befinden, lautet sie wie üblich um diese Zeit:

Was war dein Highlight im August 2017 oder: Welcher Titel hat euch im August überzeugt?

In Sachen Rollenspiel war es diesmal ein kleines spielleiterloses Indie-Regelwerk, Love in the Time of Khvareneh, das ich mir vor ein paar Wochen gekauft habe. Es basiert auf dem schon länger existierenden Love in the Time of Seið, das ich vor fünf Jahren auf diesem Blog schon mal vorgestellt habe und dem ich eine der epischsten Runden meiner Rollenspielerkarriere verdanke.

Khvareneh, das ebenfalls idealerweise für fünf Spieler gedacht ist, hat dieselben Regeln wie Seið, ist also würfellos und nutzt auch die Entscheidungskarten, wie man sie aus Itras By und Archipelago kennt. Aber in Khvareneh wurden der „Theme Guide“ und der „Event Guide“ aus Seið zu einem einzigen „Scene Guide“ zusammengefasst.

Außerdem bewegt man sich vor einem anderen Hintergrund: Während Seið in einem nordländisch angehauchten Wikingerreich spielt, ist das Setting von Khvareneh ein eher arabisches, oder zumindest südländisches, Wüstenkönigtum.
Die fünf Charaktere sind die Königin und ihre beiden Zwillingstöchter, die mit den beiden Söhnen des nordländischen Königs verheiratet werden sollen und diese jetzt erstmals kennenlernen. Wie im Vorgänger auch schon hat auch hier jeder Charakter seine Themen und Fragen, die es für ihn zu beantworten gibt, und auch hier existieren verschiedene Orte mit vorgegebenen Ereignissen, die beim ersten Besuch getriggert werden müssen, bei weiteren Besuchen getriggert werden können, wenn es passt.
Neu ist in Khvareneh, dass bei den Orten Vorschläge für NSCs gemacht werden, die sich dort aufhalten könnten (aber nicht müssen), wenn der jeweilige Ort zum Schauplatz einer Szene wird.

Gespielt habe ich Love in the Time of Khvareneh noch nicht, aber schon beim Lesen des kurzen PDFs (es hat nur 21 Seiten) kamen mir – nicht nur, aber auch dank der hübschen Illustrationen im Buch – bereits Ideen und Bilder in den Kopf, und ich glaube, diese Ausprägung des Spiels könnte ähnlich gut werden wie das Original.

Die Entscheidungskarten sind in dem PDF übrigens nicht mit abgedruckt, aber diese gibt es ja kostenlos im Netz zum Download, wenn man sie nicht schon hat. Wobei ich beim Verlinken gerade eben festgestellt habe, dass die Archipelago-Karten ein ganz klein bisschen andere sind als die von Itras By. Das finde ich interessant; ich könnte mir direkt überlegen, diese leicht anderen Karten auch mal für Itras By zu verwenden.

 

Mein Belletristik-Highlight aus dem August ist kein neues Buch für mich. Ich weiß gar nicht, wie oft ich „Black House“ von Stephen King und Peter Straub schon gelesen habe. Okay, nicht ganz so oft wie „The Talisman“, den ich beinahe auswendig kann und zu dem dieses Buch eine verspätete Fortsetzung darstellt, und auch nicht so oft wie die ersten vier Bände aus Stephen Kings „Dark Tower“-Reihe, aber doch einige Male. Allerdings hatte ich es jetzt schon etliche Jahre – bestimmt acht bis zehn? – nicht mehr in der Hand, und den Roman nach so langer Zeit jetzt wieder zu lesen, war eine sehr erfreuliche Neuentdeckung.

Die grobe Handlung sowie das Ende hatte ich natürlich noch im Kopf, aber viele Details eben nicht mehr. Vor allem wusste ich zwar noch, wie gut die Erzählung im Präsens funktioniert, aber es war mir gar nicht mehr bewusst, wie cinematisch gerade der Anfang des Romans gehalten ist.

Für Leser, die den „Talisman“ kennen und lieben, wird „Black House“ vielleicht eine Überraschung sein. Jack Sawyer, die Hauptfigur aus dem Talisman, Anfang der 1980er, als der Roman spielt, noch ein Junge von 12 Jahren, ist nämlich inzwischen ein erwachsener Mann (die Fortsetzung kam 2000 oder 2001 heraus und spielt auch ungefähr zu dem Zeitpunkt), und auch die Stimmung, die beim Lesen erzeugt wird, ist in beiden Romanen jeweils eine deutlich andere. Während der Talisman ein Road Movie darstellt (der junge Jack muss quer durch die Vereinigten Staaten reisen, weil er ein magisches Heilmittel für seine im Sterben liegende Mutter suchen will), ist „Black House“ größtenteils an einem einzigen Ort angesiedelt und eher als Thriller zu bezeichnen, ein Entführungs- und Mordfall, den Detective Sawyer lösen muss (und nein, dass Jack Polizist werden würde, das hätte ich nach Beenden des Talisman so direkt auch nicht gedacht). Außerdem gibt es zwar auch im Talisman kürzere Abschnitte, die nicht aus Jacks Perspektive beschrieben werden, aber „Black House“ hat deutlich mehr davon. Nicht, dass Jack dadurch weniger zur Hauptperson würde, aber der cinematische Ansatz bedeutet eben, dass die Kamera häufiger mal auch zu anderen Figuren der Geschichte schwenkt.

Interessant ist in diesem Zusammenhang vielleicht ebenfalls, dass ein wichtiges Element aus „Black House“, das in Stephen Kings „Dark Tower“-Reihe eigentlich überhaupt nicht vorkommt, zu einem ganz zentralen Aspekt des gerade im Kino laufenden „Dark Tower“-Films  geworden ist. Das Wort „Verfilmung“ möchte ich hier mit Absicht nicht verwenden, da im Film von den Büchern bis auf ein paar wenige Versatzstücke nichts geblieben ist, aber eben Elemente aus anderen Werken von Stephen King mit verarbeitet wurden – unter anderem eben dieses Motiv aus „Black House“. Um so besser also, dass ich mir das Buch und seine Handlung gerade neu vergegenwärtigt hatte. Oder vielleicht auch nicht – dann wäre ich im Kino vielleicht nicht ständig in Versuchung gewesen, den dortigen kindlichen Charakter im Geist ‚Tyler‘ zu nennen – wie den Jungen, der in „Black House“ entführt wird. Aber das hat allein mit dem Film „The Dark Tower“ zu tun und ändert rein gar nichts an meinem Spaß an „Black House“.

 

Das war es auch schon wieder für diese Woche. Eine Liste der Follow Fridays, an denen ich bisher teilgenommen habe, findet sich hier.

13 Kommentare

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13 Antworten zu “[Follow Friday] FF48: „Mein Highlight im August 2017“

  1. Ich habe viele Kings gelesen – aber gerade diese beiden nicht. Hahaha…Ich könnte auch mal wieder King lesen. Das letzte war Das Mädchen – Hat mir ganz gut gefallen. Dark Tower habe ich bis Band 4 gelesen bzw. 4 gehört. Ich mag die Charaktere total gerne – nur sind die Bücher etwas zu lange für meinen Geschmack. Aber die Reihe werde ich auch irgendwann beenden. :-)

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    • Der „Talisman“ hat mich unglaublich berührt, tut er immer noch. „Black House“ mag ich auch sehr, auf andere Weise. Vielleicht, weil ich den Talisman zuerst als Teenager gelesen habe, bei Black House aber schon erwachsen war. Empfehlen kann ich sie jedenfalls beide sehr, wenn du Stephen King magst.
      Die Dark Tower-Reihe habe ich komplett gelesen, aber die letzten drei Bände längst nicht so häufig wie die ersten vier – nur ein- oder höchstens zweimal. Die ersten vier hingegen richtig, richtig oft – die konnte ich auch mal fast mitzitieren. Ich sollte den gesamten Zyklus vielleicht mal wieder lesen; das ist auch schon wieder eine ganze Weile her.
      „Das Mädchen“ kenne ich z.B. gar nicht; ich habe irgendwann den Anschluss und den Faden bei King verloren. Schade eigentlich, denn ich mag/mochte seine Bücher doch eigentlich sehr.

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      • Geht mir auch so – ich habe King gelesen, wie ein Kettenraucher raucht. Einen weg gelegt und den nächsten genommen. Aber irgendwann hatte ich auch den Anschluss verloren. :)

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  2. https://wordpress.com/page/hatmakerspartyblog.wordpress.com/4694
    ich hab dich in meinem Beitrag erwähnt da DU mir eines meiner Higlights empfohlen hast. Dachte das interessiert dich evtl.

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  3. Ach ja, Die Liebe in den Zeiten des Seid ist wirklich super, und Love in the Time of Khvareneh ist mir auch schon mehrmals über den Weg gelaufen. Wo du es so lobst, muss ich es mir wohl wirklich bald mal zulegen!

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    • Naja, wie gesagt, gespielt habe ich es noch nicht; das könnten wir aber mal für die Indie-Runde ins Auge fassen! :)

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      • Au ja, gerne!
        Wegen der Entscheidungskarten: es gibt ja irgendwo im Netz das Spielmaterial zu LiTS zum Gratisdownload, da sind auch die Karten hinten drin. Ich habe auch mal eine Übersetzung gemacht (https://spielen.trillitzsch.net/liebe-seid/), die aber inzwischen nicht mehr ganz aktuell ist und wie ich beim Überarbeiten festgestellt habe, auch noch einige Tippfehler enthält; trotzdem vielleicht nützlich. Und demnächst gibt es möglicherweise die verbesserte Version davon im Druck :).

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        • Die von mir im Rahmen von Itras By übersetzten Entscheidungskarten hat Vagrant Workshop auch auf ihrer Webseite, glaube ich – oder sie werden sie draufstellen, sobald Itras By auf Deutsch rauskommt, könnte ich mir vorstellen. Aber dein Link ist auch sehr super, danke dir!

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  4. Das schwarze Haus steht hier, glaube ich, im ZuB. Wobei ich jetzt beim Talisman grübele, ob ich den gelesen hatte … Mir war nicht (zumindest inzwischen nicht mehr) bewusst, dass die zusammengehören …

    Müsste ich jetzt echt mal eruiren, wie da Stand meiner Dinge ist.

    Verwirrte Grüße
    Patricia

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    • Also wenn du den Talisman noch nicht kennen solltest – ich kann ihn nur schwerstens empfehlen, das ist eines meiner erklärten Lieblingsbücher aller Zeiten.
      Black House ließe sich theoretisch sogar ohne Vorkenntnis des Talisman lesen, weil es eben 20 Jahre später angesiedelt ist und nur relativ flüchtiger Bezug auf den Vorgänger genommen wird. Aber wenn man den Talisman kennt, hat man schon mehr Spaß am Schwarzen Haus, glaube ich.
      Auf jeden Fall greift Black House tiefer in das gesamte Stephen-King-Verse und ist starker damit, vor allem mit dem Mythos um den Dunklen Turm, verzahnt, als der Talisman das tut; der Talisman steht doch eher alleine und unverbunden da. Beides hat seinen Reiz; also überleg’s dir, ob du den Vorgänger auch lesen magst oder nicht!
      Und sag mal bescheid, was bei deiner Verwirrung rausgekommen ist. :)

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