[RPG-Blog-O-Quest] Januar 2020: „Rückblick auf 2019“

RPG-Blog-O-Quest

Bereits seit Gründung der RPG-Blog-O-Quest im Oktober 2015 durch Greifenklaue und Würfelheld, bei der den deutschsprachigen Rollenspielbloggern entweder von den Gründern selbst oder von anderen Ausrichtern jeden Monat fünf Fragen zu unterschiedlichen Themen gestellt werden, hat es Tradition, dass der Dezember zu einem Ausblick auf das nächste Jahr einlädt, während der Januar einem Rückblick auf das letzte Jahr gewidmet ist. So hat Greifenklaue auch diesmal wieder einige Fragen zum vergangenen Rollenspieljahr gestellt.

Die Fragen:

1. Welches Rollenspielereignis war für dich am prägnantesten/lustigsten/einprägsamsten in 2019?
2. Wie oft bist Du 2019 zum Spielen gekommen? Was wurde am meisten gespielt, welche Systeme hast Du neu kennengelernt?
3. Welches RPG-Produkt 2019 (aber nicht unbedingt aus 2019) ist Dein Produkt des Jahres?
4. Welcher Blogartikel, welches Video, welcher Karneval Deiner RPG-Kollegen (also quasi der Blogosphäre) hat Dich 2019 am meisten geflasht?
5. Welches sind die Medien 2019 für Dich? Bester Film, beste Serie, beste Buch, beste Comic etc.?
Bonus: Warst Du 2019 auf RPG-Cons? Wenn ja, wie war es?

Die Antworten:

1. Welches Rollenspielereignis war 2019 für dich am prägnantesten/lustigsten/einprägsamsten?
Da hatte ich einige. Ob es jetzt außerhalb des Spieltischs die Tatsache war, dass die deutsche Version von Itras By endlich erschienen ist, die vielen netten Begegnungen, die ich dank des Rollenspiels hatte, oder wenn ich mir die Spielrunden und In-Game-Ereignisse anschaue, die meinen Charakteren 2019 so widerfahren sind.
Mit am einprägsamsten und intensivsten war dabei sicherlich die Runde in unserer Supernatural-Kampagne, bei der mein Monsterjäger Ethan endlich den Fluch loswurde, den er über 10 Jahre lang mit sich herumgetragen hatte (die ersten 6 davon in seiner Vorgeschichte, die letzten 4 dann aktiv im Spiel). Und das kam so:
Der Charakter stand unter dem Fluch, dass er nicht öfter als zweimal mit ein und derselben Frau schlafen durfte, weil diese beim dritten Mal sterben würde – das hatte seine erste große Liebe das Leben gekostet und Ethan ein schweres psychisches Trauma versetzt, an dem er immer noch knabberte. Lange hatte er sich so ziemlich von sämtlichen zwischenmenschlichen Beziehungen abgekapselt, geschweige denn Gefühle in bezug auf eine neue Liebesbeziehung zugelassen, bis sich dann im Spiel wieder erste vorsichtige Bindungen ergaben und er sich irgendwann auch wieder neu in eine Mitjägerin namens Emily verliebte. Ethan wusste bereits, dass eine Möglichkeit, seinen Fluch zu lösen, sein würde, einen Gegenstand aus seiner Vergangenheit, einen Gegenstand von der Hexe, die ihn verflucht hatte, und einen Gegenstand aus seiner Zukunft in einem Ritual zu verwenden, und etwas aus seiner Vergangenheit und von der Hexe hatte er auch schon. Lange hoffte er, dass Emily seine Zukunft sein würde und dass etwas von ihr der dritte Gegenstand sein würde, den es zur Entfluchung brauchen würde, aber dem war dann nicht so. Denn leider kam es in einer Spielsitzung (das war mein einprägsamstes Ereignis aus der Schwester-Quest 2018; in der Challenge 2018 habe ich die Sache unter Punkt 15 ein bisschen genauer beschrieben) zu einem Zerwürfnis zwischen Ethan und seiner Liebsten, weil ich als Spielerin in dieser Sitzung völlig von etwas überfahren wurde und deswegen meinen Charakter kopflos und extrem unschön reagieren ließ. Auch wenn Ethan irgendwann erfuhr, dass Emily sich inzwischen neu verliebt hatte (und zwar ausgerechnet in den Bruder seines besten Freundes) und von ihm nichts mehr wissen wollte, stießen sie trotzdem bei mehreren Jobs wieder aufeinander und schien sich ihr Verhältnis dank der erfolgreich absolvierten Jagden langsam wieder einigermaßen zu normalisieren.
Bei dem Job aber, bei dem Ethan seinen Fluch loswurde und bei dem Emily ebenfalls anwesend war (die erste Session des Abenteuers hatten wir noch zu viert gespielt, aber zwei Mitspieler konnten am zweiten Abend nicht, und so waren Emily und Ethan die einzigen SCs bei der zweiten Hälfte), kam es zum bislang endgültigen Bruch zwischen den beiden. Denn Emily hat nicht nur einen ähnlich großen, sogar eher noch größeren, Hass auf Hexen wie Ethan (er wegen seines Fluchs; sie, weil sie eine absolut radikale Einstellung hat, bei der Hexen ohne Wenn und Aber als Monster einzustufen sind und vernichtet gehören), sondern für Emily gehört jegliche Art übernatürlicher Kreatur als Monster eingestuft und muss umgebracht werden. Im Verlauf des Abenteuers stellte sich heraus, dass das Monster, das Ethan mehrere Jahre lang für einen Dämon gehalten hatte, in Wahrheit Lethe, die Verkörperung des Vergessens aus der griechischen Mythologie, war, die gemeinsame Sache mit Dämonen machte und Mnemosyne, die griechische Göttin der Erinnerung, sowie die Muse Polyhymnia entführt hatte. Es stellte sich ebenfalls heraus, dass Ethan ein entfernter Abkömmling Polyhymnias war und dass das der Grund war, warum der vermeintliche Dämon im Verlauf der letzten Jahre ein derartiges Interesse an ihm entwickelt hatte. Eigentlich waren die Jäger nur vor Ort, um eine vermisste Kommilitonin der Freundin seines Bruders zu retten (bzw. um sie aus dem Verkehr zu ziehen, falls sie sich als Hexe herausstellen sollte), aber im selben Zuge befreite Ethan dann nicht nur die junge Frau (die zum Glück keine Hexe war), sondern auch die beiden Musen. Das jedoch konnte ihm wiederum Emily nicht verzeihen, die ihm vorwarf, mit Monstern gemeinsame Sache zu machen, und es kam zu einem epischen und sehr lauten Streit zwischen den beiden Jägern, an dessen Ende Emily mit einem „Ich will dir nie wieder begegnen!!“ wütend davonstapfte und Ethan ihr ein „Ich wünsch dir ein schönes Leben!!“ hinterherfeuerte. Da er sie bis zu diesem Zeitpunkt ja doch immer noch liebte, war dieser Bruch ziemlich schmerzhaft, aber doch auch irgendwie befreiend für ihn. Und dass ihm Mnemosyne im Anschluss daran klarmachte, dass sie seinen Fluch von ihm nehmen konnte, und dies dann auch tat, war dann noch ein weiterer Höhepunkt für diese intensive, emotionale Achterbahnfahrt von Rollenspielrunde und für Ethans Neuanfang danach.

2. Wie oft bist Du 2019 zum Spielen gekommen? Was wurde am meisten gespielt, welche Systeme hast Du neu kennengelernt?
Eigentlich wollte ich ja erst meine jährliche Rollenspielbilanz fertig und hier auf dem Blog veröffentlicht haben, bevor ich diese Frage beantworte. Aber mein Januar war so voll, dass ich das nicht schaffe, wie ich heute widerwillig eingestehen musste. (Deswegen kommt meine Teilnahme an der Quest diesmal auch so auf den letzten Drücker).
Aber mein Statistik-Excel zu dem Thema habe ich natürlich, und auch wenn der Post dazu noch nicht fertig ist, kann ich folgendes sagen:

  • Ich habe 2019 an 112 Runden teilgenommen.
  • Am meisten gespielt habe ich nach Obersystemen mit weitem Abstand (nämlich knapp die Hälfte all meiner Spielrunden) Spiele der Apocalypse Engine mit 52 Sitzungen, und nach Einzelsystemen Monsterhearts mit 27 Sitzungen in 3 unterschiedlichen Gruppen.
  • Neu kennengelernt habe ich 12 Systeme, und zwar Hearts of Wulin, Sagas of the Icelanders (beides PbtA-Ableger), City of Mist (eine Mischung aus PbtA und Fate), Face your Fate (der Eigenbau eines Bekannten, der auch irgendwie Elemente aus PbtA und Fate vermischt), Dresden Files Accelerated (Turbo-Fate), das Expanse RPG (AGE), Star Trek Adventures (2D20-System), den 2D20-Eigenbau eines Kumpels (der mit der ‚offiziellen‘ 2D20 Engine von Star Trek oder John Carter nichts zu tun hat), Orkworld, das ich seit vielen Jahren im Schrank und mit Begeisterung gelesen, aber noch nie gespielt hatte, Hexxen 1733, das spielleiterlose Indie-Spiel Something to Hide sowie Adam & Eve, den spielleiterlosen Indie-Eigenbau eines Bekannten.

3. Welches RPG-Produkt 2019 (aber nicht unbedingt aus 2019) ist Dein Produkt des Jahres?
Das kann für mich nur die deutsche Übersetzung von Itras By sein. Immerhin ist so viel Herzblut in dieses Baby geflossen, und ich habe mich unfassbar gefreut, als diese Mammutarbeit von über 5 Jahren endlich in den Läden war.

4. Welcher Blogartikel, welches Video, welcher Karneval Deiner RPG-Kollegen (also quasi der Blogosphäre) hat Dich 2019 am meisten geflasht?
Hm, ich muss gestehen, so viel treibe ich mich in der Blogosphäre gar nicht herum. Aber die RPG-Blog-O-Quest finde ich immer interessant und spannend, und ich liebe die RPG-Challenge, die jaegers.net jedes Jahr ausrichtet (oder zumindest in den letzten paar Jahren immer ausgerichtet hat; ob es dieses Jahr wieder eine geben wird, weiß ich noch gar nicht) und an der ich seit 3 Jahren mit Begeisterung teilnehme.

5. Welches sind die Medien 2019 für Dich? Bester Film, beste Serie, beste Buch, beste Comic etc.??
Puh. Mal überlegen. Es ist sehr gut möglich, dass ich da jetzt was vergesse, was früher im Jahr drankam und an das ich gerade einfach nicht mehr denke.
Als Film vielleicht Ford v Ferrari, der mir sehr gut gefallen hat.
Als Serie: Chernobyl. Alterle, war die Serie gut. Extrem bedrückend und schwere Kost, aber echt gut.
Als Buch: Ich habe zwar viel gelesen, aber auch Bücher, die 2019 neu herausgekommen sind? Darauf will ich gar nicht schwören. Hmm. Wenn auch das beste Buch zählt, das ich 2019 gelesen habe, egal von wann es war, dann Effingers von Gabriele Tergit. Dieser Roman aus den 1950ern erzählt das Schicksal mehrerer Generationen einer jüdischen Familie in Berlin und Süddeutschland vom Ende des 19. Jahrhunderts bis in die Nazizeit.
Als Comic: Zwar auch nicht aus 2019, aber ich habe mit großem Vergnügen die ersten Bände des franco-belgischen Comics Der Skorpion gelesen. Ansonsten, wenn es aktuell sein soll, der Webcomic Gunnerkrigg Court, der für mich mit zum Besten gehört, was es in dem Bereich gibt.

Bonus: Warst Du 2019 auf RPG-Cons? Wenn ja, wie war es?
Wie ich in meinem Beitrag zur RPG-Challenge 2019 auch schon schrieb: 2019 war ich an „normalen“ Cons auf dem MuRoCo, außerdem an mehrtägigen Übernachtungs-Cons auf dem Tanelorn-Treffen, der DZ-Con und dem Einhornwald-Treffen.
Wie es war? Dazu befrage ich am besten auch wieder mein Statistik-Dokument. Das sagt mir, dass von den 24 Runden, die ich dort gespielt habe, 5 von mir das Prädikat „genial“ bekamen, 7 „sehr gut“ abschnitten, 10 „gut“ wegkamen und lediglich 2 unter „okay“ rangierten. Als „geht so“ oder „doof“ bezeichnete ich keine einzige auf einer Con gespielte Runde.
Aber nicht nur wegen der überdurchschnittlich guten Spielrunden fahre ich gerne auf die Treffen, sondern auch und vor allem wegen der Leute, die ich dort treffe, und weil die Stimmung einfach immer richtig schön ist.

Die Regeln der RPG-Blog-O-Quest:

  • An jedem Monatsersten stellt jemand – entweder die Questgründer Greifenklaue oder Würfelheld oder ein von ihnen beauftragter Blog – dem deutschsprachigen Rollenspielvolk fünf Fragen/Lückentexte. Die Veranstalter bitten darum, diese Fragen auf Blogs, in Podcasts, Vlogs oder in Foren zu beantworten (bzw. die Lückentexte auszufüllen).
  • Jeder Monat widmet sich einem Hauptthema, um das sich die Fragen drehen.
  • Über die Zusendung der Links, per Mail, Kommentar, usw. freuen die Organisatoren sich.
  • Jeder, der sich die Zeit nimmt, die fünf Fragen zu beantworten, ist herzlich willkommen.
  • Die verschiedenen “RPG-Blog-O-Quest” Logos dürfen in den Beiträgen benutzt werden.

Eine Auflistung aller RPG-Blog-O-Quests, an denen ich bisher teilgenommen habe, findet sich hier.

3 Kommentare

Eingeordnet unter Rollenspiel-Sonstiges, RPG-Blog-O-Quest

3 Antworten zu “[RPG-Blog-O-Quest] Januar 2020: „Rückblick auf 2019“

  1. Klasse, danke für die Einblicke!

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  2. Pingback: [RPG-Blog-O-Quest] Januar 2021: „Rückblick auf 2020“ | Timber's Diaries

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