Nachdem die Igniculi sich von Jeremiah verabschiedet haben, sind sie einige Stunden unterwegs durch die Wälder, Dann kommen sie an einen Bach, den Jeremiah auch beschrieben hat, und jenseits davon an eine Kate: etwas mehr als ein Unterstand, aber keine echte Hütte. Gerade kommt ein älterer Mann mit einem Eimer vom Bach zurück und geht auf die Hütte zu.
„Hallo, guter Mann!“, begrüßt ihn Constantia. Der Fremde schaut auf, nickt und brummt leicht. Und tatsächlich gibt er sich auch im weiteren Verlauf des Gespräches ebenso wortkarg wie anfangs:
„Bitte entschuldigt die Störung, aber wir benötigen Eure Hilfe.“
„Mhm.“
„Habt Ihr einen Moment Zeit für uns?“
„Mhm.“
„Wir haben im Dorf ein seltsames Phänomen und wissen nicht weiter.“
„Mhm.“
Constantia führt das Gespräch noch etwas weiter, aber der alte Thomas war sehr lange nicht mehr im Dorf. Er kennt kaum jemanden dort und weiß auch nichts von irgendwelchen Barden. Eigentlich wirkt das alles wieder recht unergiebig… bis die Flambeau schließlich fragt, ob er Olivia kenne, Baldwins Tochter – da zeigt der Mann nach hinten auf seine Kate.
„Oh, sie ist hier?“
„Mhm.“
„Wie geht es ihr?“
„Nicht so gut.“
„Darf ich mit ihr reden?“
„Klar.“
Als die Maga die karge Hütte betritt, sitzt Olivia da auf der einfachen Lagerstatt, schaukelt den Oberkörper vor und zurück und summt. Sie reagiert weder auf Ansprache, noch darauf, dass Constantia mit den Händen vor ihrem Gesicht wedelt oder sie berührt. Der Einsiedler folgt ihr an die Tür und sagt trocken: „Ist schon seit Tagen so.“
Cedric, der draußen geblieben ist, fragt: „Wie kam sie zu Euch?“
Thomas hat die junge Frau im Wald gefunden, sagt er, bewusstlos, und seitdem sie aufgewacht ist, sei sie so. Verletzungen hat er keine gesehen; sie schlucke, wenn er sie füttere, aber eigenständig esse sie nicht.
Constantia versucht, unter Anwendung von Intellego Mentem-Magie Olivias Geisteszustand einzuschätzen, während Cedric der von dem Mädchen gesummten Melodie nachlauscht. Sie hört sich so ähnlich an wie die wenigen Töne, die der Barde von der tödlichen Musik auf dem Friedhof hören konnte. Auf Knuts Vorschlag hin versucht Cedric, die Melodie mitzusingen und auf seiner Laute mitzuspielen – allerdings bewusst, ohne dabei seine Fähigkeit der Enchanting Music einzusetzen. Normalerweise bereitet dergleichen dem Barden keinerlei Probleme, aber diesmal merkt er, dass die Melodie sehr flüchtig ist und er sie nur näherungsweise wiedergeben kann. Dennoch reagiert Olivia erschrocken und panisch; sie weicht von der Tür zurück, vor der Cedric ja noch steht, und drückt sich gegen die Wand der Kate. Sofort hört Cedric auf zu spielen und redet beruhigend auf das Mädchen ein wie auf ein nervöses Pferd. Er hat das ganz starke Gefühl, dass er, wenn er das Ganz mit seiner zauberischen Musik versuchen würde, zwar vielleicht nicht genau denselben, aber doch zumindest einen ähnlichen Effekt erzielen würde wie die verrückt machende Musik am Friedhof. Es dauert eine ganze Weile, dann beruhigt Olivia sich wieder und kehrt in ihren vorigen Zustand zurück, in dem sie summt und schaukelt, und Cedric spricht weiter beruhigend auf sie ein.
Bevor Constantia Weiteres unternimmt, versucht sie zunächst, unter Verwendung von Intellego Vim herauszufinden, ob Magie auf Olivia liegt. Allerdings scheint gerade kein magischer Effekt auf ihr aktiv zu sein – ob dies in der Vergangenheit der Fall war, kann Constantia nicht sagen. Anschließend wirkt die Flambeau ein Perdo Mentem, das der jungen Frau das Grauen und die Panik nehmen und sie beruhigen soll. Beim ersten Mal gelingt dies nicht, doch beim zweiten Versuch wird Olivia ruhig, summt aber weiter ihr Lied vor sich hin und wiegt sich vor und zurück, ohne sonst auf irgendeine Weise zu reagieren.
Wieder kommentiert Thomas trocken: „Die ist kaputt.“
Nun versucht es Cedric mit einem möglichst normalen, freundlichen Stück und spielt ein altes, bekanntes Volkslied, um Olivia von dem von ihr gesummten Melodie abzubringen. Aber offenbar hat sich diese derart tief in ihr eingebrannt, dass sie nicht einmal aus dem Takt kommt, als der Barde lauter zu spielen beginnt.
Constantia hingegen wirkt ein Intellego Mentem, um Olivias Geisteszustand einzuschätzen, sprich um herauszufinden, ob überhaupt ‚jemand zuhause‘ ist. Und tatsächlich ist das junge Mädchen völlig dem Wahnsinn anheimgefallen: Was auch immer geschehen sein mag, hat ihren Geist zerbrochen wie einen Spiegel in Scherben. Was auch immer sie gesehen hat, war so schrecklich, dass ihr Geist in tausend kleine Stücke gebrochen ist. Die Igniculi theoretisieren, dass Olivia anwesend war, als entweder ihr Vater oder Paul, der fahrende Spielmann getötet wurden – vielleicht war sie nah genug um die Todesmelodie zu hören und wahnsinnig zu werden, aber nicht nah genug, um zu sterben. Constantia sagt ihren beiden nichtmagischen Gefährten, dass man den Zustand des Mädchens mittels Magie vielleicht heilen könnte, aber damit die Heilung von Dauer wäre, müsste ein Ritual gewirkt werden, das die zaubernden Magi erst einmal beherrschen müssten, außerdem müsste man zahlreiche Komponenten dafür besorgen und dergleichen.
Hier bei Thomas‘ Kate können die Sodales nichts mehr tun, und so beschließen sie, das Mädchen nach Hause zu bringen, damit dessen Mutter wenigstens weiß, was geschehen ist. Unterwegs wird Olivia von dem bärenstarken Knut getragen, aber sie ist ohnehin schon sehr abgemagert und besteht nur noch aus Haut und Knochen. Es steht zu befürchten, dass sie nicht mehr lange durchhalten wird, wenn sich an ihrem Zustand nichts ändert.
Auf dem Heimweg fragt Constantia die anderen, ob es vielleicht sinnvoll wäre, Olivia zu Pastor Richard zu bringen. Das kann nichts schaden, findet Cedric, und vielleicht hilft es ja. Allerdings vereinbaren die Gefährten, den Einsiedler nicht zu erwähnen, sondern zu erzählen, sie hätten Olivia im Wald gefunden – sonst kämen vielleicht noch Leute auf die Idee, Thomas mit Fackeln und Mistgabeln ans Leder zu wollen. Bis die Gruppe wieder in Tanworth ankommt, ist der Abend herausgebrochen – mit Olivia in Knuts Armen gehen die Igniculi auf die Kirche zu und werden dabei vielleicht auch gesehen, aber wenn dem so ist, dann kommen die Leute deswegen nicht auf die Straße gelaufen.
Pastor Richard ist gerade dabei, die Kirche auszufegen. Cedric spricht ihn an, dass sie seine Hilfe bräuchten, weil sie Olivia gefunden hätten. Zunächst ist der Geistliche erfreut, dann entsetzt über ihren Zustand, kann aber auch nicht helfen, höchstens für die junge Frau beten oder ihr vielleicht etwas zu essen einflößen. Der Pastor bietet an, eine Messe für Olivia zu lesen, mehr könne er leider nicht tun. Aber das ist ja schon einmal etwas. Constantia ist außer sich. „Wenn ich den erwische, der ihr das angetan hat!“, schnaubt sie, und es stieben ihr wortwörtlich Wutfunken aus den Augen.
Der Kirchenmann legt seine geistlichen Gewänder an und hält eine vollständige Messe ab, gibt Olivia auch bereits die letzte Ölung. Außerdem sagt er, er werde weiter für sie beten, damit ihre Seele in die Seligkeit eingehen könne. Als die Igniculi Olivia dann, wieder von Knut getragen, nach Hause zu ihrer Mutter bringen, begleitet der Pater die Gruppe, um Mary seelischen Beistand leisten zu können. Es ist Cedric, der vorausgeht, bei der Witwe klopft und sie schonend vorwarnt, dass sie gefasst sein müsse, dann gehen die beiden zusammen den anderen entgegen. Als Mary ihre Tochter sieht, bricht sie zusammen, aber der Barde hat bereits damit gerechnet und fängt sie auf, dann bringen die Igniculi Mutter und Tochter ins Haus. Olivia legen sie auf ihr Bett, Mary helfen sie auf einen Stuhl und bringen ihr Wasser. Sie trinkt auch einen Schluck, ist aber kaum ansprechbar und hält die Hand ihrer Tochter krampfhaft fest.
Pater Richard verabschiedet sich kurz, weil ihm noch etwas eingefallen sei. Er verlässt das Haus, woraufhin Constantia ihm misstrauisch folgt, aber der Geistliche geht nur zu einer der Arbeiterbaracken und beauftragt einen der Knechte, die Hebamme zu holen. Zu Constantia gewandt, sagt Richard: „Ich kenne mich mit Medizin nicht aus, aber vielleicht kann die Hebamme etwas tun.“
Die Hebamme ist eine alte Frau, die offenbar bereits vielen Dorfbewohnern auf die Welt geholfen hat. Sie untersucht Olivia, drückt und klopft hier und da und riecht an dem Atem des Mädchens, bevor sie befindet: „Das ist gar nicht gut. Ich hab so was noch nie gesehen, aber wenn ihr mich fragt, da sind die Säfte ganz gehörig durcheinander. Ich weiß auch nicht, wie man sowas beheben soll.“ Sie bietet an, einen kräftigenden Kräutertrank für Olivia zu brauen, aber mehr kann auch sie leider nicht tun.
Dummerweise wäre der nächste echte Medicus erst in Warwick zu finden, und das ist ja einige Tagesreisen entfernt.
„Was denkt Ihr denn, wie lange sie noch lebt?“
„Höchstens ein paar Tage, so mager, wie sie ist“, antwortet die alte Frau. „Aber habe das Gefühl, da ist was in ihr, das an ihr nagt. Ich habe ja schon öfter Leute gesehen, deren Säfte nicht im Einklang waren, aber das äußert sich normalerweise noch einmal anders.“
So schrecklich das alles ist, im Moment können die Igniculi nichts mehr tun. Constantia schlägt vor, Bartholomew zu informieren und ihn von seiner Pflicht entbinden, nach Olivia zu suchen. Cedric aber sagt unterwegs, er würde auch gerne sehen, wie die Verdächtigen auf die Nachricht reagieren würden – und bringt dann die Idee ins Spiel zu lügen und so zu tun, als sei Olivia bei vollem Bewusstsein und eine Zeugin. So zu tun, als werde sie demnächst aufwachen, um den Mörder zu ihr zu locken, um sie zu töten, wäre aber zu riskant. Lieber sollten sie so tun, als würde Olivia gerade Gustav alles erzählen, dann bekommt der Mörder vielleicht Angst und versucht zu fliehen. Und sobald irgendwer zu fliehen versucht, soll Knut ihn einkassieren, bestimmt Constantia.
Aus Ottos Scheune hört man Lachen und Singen, aber im Moment musiziert niemand, da Cedric ja nicht da ist. Als die Igniculi (nur Constantia und Cedric, da Knut ja draußen Wache stehen und alle Flüchtenden aufhalten soll) den Raum betreten, sehen sie Gustav und seine beiden Schergen, die Bierhumpen in der Hand haben und singen und Bartholomew in Beschlag genommen haben. Gustav hat den Arm um den Mann gelegt, der sich sichtlich unwohl fühlt.
Sobald er die Sodales erblickt, lässt Gustav den Spielmann aber los und wendet sich an die beiden: „Ach, da seid Ihr ja, ich habe schon den ganzen Tag auf Euch gewartet!“
Constantia sagt, sie müsste ihn dringend sprechen, was Gustav, wenig verwunderlich, zu der Frage veranlasst: „Es geht um den Plan, oder?“
„Es geht um eine Planänderung. Kommt mit nach draußen. Es ist dringend.“
Draußen erklärt die Flambeau, sie hätten Olivia gefunden, und er müsse dringend hin und selbst sehen, was los sei.“
Sobald der Soldat abgezogen ist, kommt Constantia wieder herein und nickt Cedric zu, der in genau abgemessener Lautstärke zu Bartholomew, sagt sie hätten Olivia gefunden, und sie würde jetzt alles Gustav erzählen. „Was denn alles?“, will Bartholomew wissen. Nun, dass ihr Vater ermordet worden sei.
Bartholomew springt sofort auf und sagt, er müsse Olivia sehen, woraufhin Cedric ihm folgt. Eigentlich wollte der Barde das unauffällig tun, aber das klappt so gar nicht (out-game war das ein Patzer beim Heimlichkeitswurf), woraufhin Cedric schnell entschlossen umschwenkt, ganz offen zu Bartholomew aufschließt und rundheraus sagt, er werde den Spielmann begleiten.
Derweil spricht Constantia mit Otto, der überrascht wirkt und laut vor sich hin sinniert, warum Olivia wohl weggelaufen sei, dann müsse sie den Täter ja wohl gekannt haben? Aber warum sei sie dann nicht zum Pfarrer gegangen, der hätte doch bestimmt helfen können? Er wirkt ehrlich und aufrichtig dabei und macht keinerlei Anstalten zu fliehen.
Knut, der draußen Wache steht, folgt Cedric und Bartholomew übrigens nicht. Denn obwohl er zuvor die ganze Zeit den Auftrag gehabt hatte, Cedric keinesfalls aus den Augen zu lassen, hatte er ja die neue Order erhalten, Leute aufzuhalten, die fliehen wollten, und erachtete den alten Befehl damit als erloschen. Da aber niemand flieht, sondern Bartholomew ganz offiziell mit Cedric geht, zählt dies für Knut nicht als Auslöser, und so bleibt er an der Scheune.
Als die beiden Musiker bei Marys Haus ankommen, ist Gustav in voller Aktion. Er hat Pastor Richard hinausgeschickt, da der Olivia ja bereits die letzte Ölung gegeben habe und nicht mehr viel hätte tun können. Der Soldat selbst redet gerade auf Mary und die weggetretene Olivia ein. Er zeigt kein Verständnis und gibt sich alles andere als taktvoll: „Wie jetzt, die ist Gemüse?“
Bartholomew eilt sofort an Olivias Seite und sagt nach einem Blick auf das Mädchen zu Gustav: „Du siehst doch, dass es ihr nicht gut geht! Kannst du sie nicht in Ruhe lassen?“
Der Soldat ist ungehalten: „Es geht dich gar nichts an, wie ich den Fall untersuche!“
Bartholomew versucht ihn wegzuziehen, aber Gustav ist stärker als er und nicht von der Stelle zu bewegen. Wütend scheucht der Soldat den Spielmann hinaus und redet weiter auf Olivia und Mary ein.
Erst nach einer Weile gelingt es Cedric, den Mann soweit einzufordern, dass er sich tatsächlich etwas betreten zeigt und sich für seine Taktlosigkeit schämt. Tatsächlich wirkt Gustav ziemlich hilflos, als er sagt: „Aber was soll ich denn machen?“
Bevor Cedric antworten kann, ertönt von draußen eine unheimliche Flötenmelodie, die den Barden trifft wie ein Schlag in die Magengrube. Während alle Puzzleteile mit schrecklicher Klarheit auf einmal ineinander fallen, erkennt er: Es ist genau die Melodie, die Olivia die ganze Zeit über summt… die Melodie, die auch die anderen drei Musiker getötet hat.