
- April
Inzwischen war ich auch bei Pan, um mit ihm über Hurricane und unsere Übereinkunft zu sprechen.
Das mit der Wrestling-Schule am Strand geht klar soweit, aber dann erzählte mir Pan, dass er Besuch von Donar Vaderung erhalten habe. Dessen Aussage sei gewesen, die Voraussetzung dafür, dass die Einherjer in Miami bleiben dürften, wäre es, dass sie für einen Angriff auf Eleggua bereitständen. Mierda.
Bjarki ist übrigens wieder entsteinert, grundsätzlich jedenfalls. Ximena erzählt, und wir haben es auch schon bemerkt, dass er immer mal wieder kurzfristig in die Steinform zurückfällt, wenn er unter Stress steht.
Aber es wird langsam schon besser, also besteht Hoffnung, dass er sich mit der Zeit komplett erholen wird.
—
- April
Enrique ist noch in der Stadt, wird wohl auch noch ein paar Tage bleiben, bevor er nach Kuba zurückfährt, wo er jetzt mit Robertos Bruder Carlos eine kleine Bar und eine Bootswerkstatt betreibt. (Und falls die beiden für Cicerón Linares unter der Hand auch irgendwelche illegalen Geschäfte betreiben, will ich das gar nicht wissen.) Jedenfalls haben wir uns gestern abend getroffen, und Jandra freut sich sichtlich, dass Papá Enrique mal wieder da ist. Aber zum Glück war – bisher zumindest – noch nicht wieder die Rede davon, dass Enrique sie mit nach Kuba nehmen will.
Ansonsten… sagte ich schon, dass es sich unfassbar toll anfühlt, mit Lidia verheiratet zu sein?
—
- April
Nachdem ich die letzten paar Tage die Guardians Guardians hatte sein lassen – wir fahren zwar noch ganz offiziell auf Hochzeitsreise, aber dass die nicht sofort stattfindet, sollte nicht heißen, dass ich nicht wenigstens ein paar Tage lang eine Auszeit nehmen und mich voll und ganz meiner Frau und meiner Familie widmen durfte – haben wir uns heute alle getroffen (also ohne Febe und Cicerón, versteht sich).
Ximena erzählte, dass ihre Forschungen bezüglich dessen, wie die Magie der heidnischen Gottheiten funktioniert, recht gut voranschreiten. Was genau dabei bereits herausgekommen ist, das sagte sie allerdings nicht, das sei noch zu früh. Stattdessen kam unvermittelt die folgende Frage von ihr: „Hat eigentlich schon mal wer versucht, mit den Outsidern zu verhandeln?“
„Verhandeln könnte schwierig werden“, gab ich zu bedenken, „immerhin wird man ja korrumpiert, wenn man sich zu viel mit denen abgibt.“
Kaum hatte ich das gesagt, fiel mir noch etwas ein. „Wann bekommt man diese Korruption eigentlich? Wieviel Kontakt braucht es dafür, dass man korrumpiert wird?“
Und diese Frage wiederum brachte mich auf noch einen Gedanken, den ich allerdings wohlweislich nicht aussprach: Ist Ximena eventuell selbst bereits korrumpiert? Hat sie sich schon mit Outsidern abgegeben, und wenn ja, wieviel? Wissen wir da etwas darüber? Eigentlich glaube ich es nicht, ich will es aber auch nicht völlig ausschließen. Eventuell etwas, das wir im Auge behalten sollten.
„Naja“, machte Ximena indessen nachdenklich, „vielleicht könnten wir einen Schutzschirm entwickeln, der die Korruption daran hindert, im Gehirn anzudocken?“
Hm. Auch etwas, das wir vielleicht im Auge behalten sollten. Aber für den Moment fassten wir noch einmal zusammen, welche Baustellen und Probleme wir gerade haben: die Outsider natürlich auf der einen Seite und die Fomori im Meer auf der anderen. Bjarkis Versteinerung ist wie gesagt aufgehoben, wenn es auch noch nicht völlig wieder gut ist.
Nun erzählte Bjarki uns auch, was da eigentlich passiert war. Er hatte bei den Outsidern spionieren wollen und hatte gespürt, dass da ein ziemlich mächtiges Ritual am Laufen war, aber dann war da plötzlich diese Zone, die ihn einfangen wollte und der er nicht entkommen konnte, und dann war seine nächste Erinnerung, dass er zuhause wieder zu sich kam und Tage vergangen waren. Er denke aber nicht so gerne daran zurück, sagte er, weil er sonst wieder versteinere.
Außerdem berichtete ich von meinem Einherjer-Problem und der Forderung Odins, dass sie gegen Eleggua antreten müssten, um in Miami bleiben zu dürfen. Die Einherjer selbst dürften schon nicht sonderlich begeistert von der Idee sein – immerhin waren sie ja absichtlich nicht in Walhalla, sondern eben in Heorot, weil sie nicht die klassischen Kriegertypen sind. Und außerdem: zuzulassen, dass Pan gegen Eleggua ausgespielt und damit ziemlich sicher Alex und ich aufeinander gehetzt werden, das kam für uns alle überhaupt nicht in Frage. Aber was tun?
So richtig eine Lösung fanden wir nicht, aber es kamen einige Ideen zusammen. Odin wieder einen Raben beschaffen, um den zu ersetzen, der ihm genommen wurde – und dessen Verlust vielleicht auch dazu beigetragen hat, ihn zu destabilisieren? Oder, wenn Eleggua einen Abgesandten hat und Pan einen Ritter hat, sollte Odin dann vielleicht auch einen Abgesandten bekommen? Und vielleicht ein Turnier zwischen den Fraktionen, um die Angelegenheit auf diese Weise zu klären?
Wie gesagt, das waren alles noch keine wirklichen Lösungen, aber es sind Ideen, über die es sich weiter nachzudenken lohnt.
—
- April
Ach ja. Sagte ich schon, dass unsere Hochzeitsreise nach Südamerika geht? Es soll so eine Mischung werden aus Kultur- und Abenteuerreise und am Ende auch ein paar Tage Entspannung am Strand. Nicht mehr so lange, dann geht es los!
Oh, und unser kleiner Bernhardiner-Welpe hat jetzt auch einen Namen. Caturra heißt sie, wie die kubanische Kaffeesorte. Und Tío, ist dieser Hund niedlich.
—
- Mai
Zur Einstimmung auf die Hochzeitsreise haben wir gestern Abend Totilas‘ Geschenk eingelöst. Hach. Das war ein richtig schönes Dinner.
—
[über mehrere Wochen folgen etliche Einträge zu den Reisevorbereitungen und schließlich über die Hochzeitsreise selbst]
—
- Juli
Wieder zuhause! Ich fühle mich einerseits, als wären wir monatelang unterwegs gewesen, so viele unterschiedliche Eindrücke haben wir gesammelt und so viel haben wir gesehen und erlebt, und gleichzeitig sind die vier Wochen wie im Flug vergangen.
Mal sehen, ob wir dazu kommen, aus den besten Bildern ein Fotobuch zusammenzustellen. Ich werde auf jeden Fall einige ausdrucken und sie im Nachhinein noch ins Tagebuch kleben.
—
- Juli
Die anderen waren auch schwer beschäftigt, während wir auf unserer Reise waren.
Edward hatte mit seinem Detektivbüro zu tun und Zeit mit seinem Bruder verbracht, und er hat Caturra gehütet, weil sich weder Mamá und Papá noch Lidias Eltern mit Hunden so wohl fühlen. Schneeball hat Caturra gleich unter seine Fittiche genommen – Edward hat erzählt, dass Schneeball sich wie der große Leitwolf benommen hat, aber Caturra ist noch ein Welpe, so dass ihr das wohl herzlich egal war.
Roberto und Alex haben ihre Zeit Oshun und Eleggua gewidmet, Alex außerdem seine Village-Kontakte mal wieder etwas mehr gepflegt, und Totilas war mit White Court-Dingen beschäftigt, von denen ich lieber nicht so genau wissen will, was das alles war. Aber offenbar gab es da mindestens einen Zwischenfall mit den Latin Kings… weil wohl anscheinend Totilas damals in der Nacht, als er mit Ares unterwegs war, eine Gruppe Latin Kings aufgemischt hat und das wohl extrem unschön und blutig war. Ay, Dios, ayudame.
Cicerón und Bjarki geht es deutlich besser, Ilyana auch – die hat sich wohl zu einem Großteil in die Everglades zurückgezogen, um ihren Heilprozess zu beschleunigen.
Febe hat sich mit ihrem ‚Mitbewohner‘ Shango auseinandergesetzt, Ximena weiter die Magie der Gottheiten studiert, und Ángel und Dee haben sich gewissermaßen um die ‚Alltagsprobleme‘ Miamis gekümmert. Außerdem hat Dee am Meer ziemlich ausgeklügelte Wards gegen die Fomori hochgezogen, was einerseits super ist, weil es Miami schützt… aber andererseits war Pan zum Teil gar nicht so begeistert darüber. Da musste ich ein bisschen die Wogen glätten, als ich gestern bei ihm war.
Aber grundsätzlich ist bei Pan alles gut gelaufen – unterbewusst hatte ich ja irgendwie schon ein bisschen befürchtet, dass das große Chaos ausbrechen würde, während ich weg bin, aber dem war zum Glück nicht so. Puh.
Mann, Alcazár. Das klingt ja fast so, als würdest du dich bei Pan für unentbehrlich halten. Nimm dich nicht so ernst, bobo.