Miami Files – Small Favors 2

28. Oktober

Eben haben wir uns getroffen und ein bisschen geplant. Ritualzutaten überlegt und so. Hören wird leicht, da hatte Roberto die Idee für zwei Konservendosen am Strick. Für das Sehen will Alex sämtliche Schwachstellen, die er so gefunden hat, in eine Karte von Miami einzeichnen. Als Komponente für Schmecken nehmen wir einfach rohes Fleisch, davon hat Edward ohnehin genug zuhause, weil er Schneeball gelegentlich damit füttert, und Totilas hat gesagt, er weiß um ein Männerparfum namens „Wolf“, das er besorgen will. Für den Geist besorge ich uns ein Exemplar von Jack Londons „Call of the Wild“, dann bleiben nur noch Fühlen und Seele. Für ersteres habe ich schon eine Idee, dafür muss ich aber mit Oliver Feinstein sprechen, und für die Seele fände ich ein Wolfsgedicht gut. Da weiß ich zwar keines auf Anhieb, aber sowas kann man ja recherchieren. Immerhin sind meine Kopfschmerzen über Nacht besser geworden. Noch nicht richtig weg, aber auch nicht mehr so Kopf-explodierend wie vorher.

Ha. Oliver hat doch dieses Wolfsfell im Laden hängen. Das hat er mir leihweise für einen kleinen Obolus überlassen – und für das Versprechen, demnächst im Behind the Cover eine Lesung abzuhalten. Aber gerne doch, die kann er kriegen.

Und in Sachen Seele bin ich auch fündig geworden. Auf einer Poesie-Webseite habe ich ein kurzes Gedicht gefunden, zu dem die Autorin nach eigener Aussage inspiriert wurde, nachdem sie eines Morgens nahe ihres Hauses im Schnee Pfotenabdrücke gefunden hatte, die sich später als die eines Wolfs herausstellten. Und kurz und knackig und, naja, schön poetisch, ist es dazu. Perfekt für unsere Zwecke, wenn ihr mich fragt, Römer und Patrioten.

Verdammt. Eben bekommt Roberto eine Chatnachricht samt Foto von Dee, dass „dieser Typ“ gerade mit Paco weggegangen sei. Paco kennen wir: Das ist einer der Jungs aus dem Jugendzentrum. Ziemlich absturzgefährdet. Hat im Jugendzentrum eine kleine Gang gegründet. Und der Typ auf dem Foto? Kein anderer als Lord Frost. Verdammt! Roberto schreibt ihr gerade zurück. Und los. Später mehr.

Okay. Was zum Geier?

Während wir im Auto saßen, kam von Dee nochmal eine Nachricht: „Sie sind zum Schwimmbad.“ Welches Schwimmbad sie meinte, wussten wir auch: ein altes Hallenbad in der Nähe des Jugendzentrums, das aber momentan geschlossen ist. Also nicht zum Jugendzentrum, sondern direkt dorthin.

Die Tür, das konnten wir auf den ersten Blick sehen, war zugefroren. So fest zugefroren, dass nicht mal Edward mit all seiner Kraft sie aufbekam. Also rief ich die Sommermagie nach oben und taute das Schloss auf. Das tat meinen Kopfschmerzen nicht unbedingt gut, aber es musste nun einmal sein.

Drinnen fanden wir uns an der kurzen Seite des Schwimmbeckens wieder. Auf der anderen Seite des Beckens sahen wir Lord Frost und Paco, der gerade in dem Moment aus einer relativ großkalibrigen Pistole einen Schuss abfeuerte, aber nicht auf Lord Frost, sondern auf Dee, und sie am Arm traf. Verdammt! Dee hechtete in Deckung, und Totilas rannte los, auf Paco zu.
Paco feuerte wieder, auf Edward diesmal, und eigentlich konnte er gar nicht treffen, weil er die Waffe völlig schief und in die falsche Richtung hielt. Aber ich konnte sehen, wie irgendwelche Runen darauf rötlich aufleuchteten – und zwar nicht sommerwarm, sondern eher höllisch-dämonisch – und das abgefeuerte Geschoss regelrecht einen Bogen beschrieb, ehe auch Edward am Arm getroffen wurde.

Lord Frost reagierte nicht auf Pacos Schüsse oder unsere Ankunft, sondern stand einfach nur da und sah zu, als wolle er abwarten, was noch so passieren würde.
Aber das Wasser im Becken war am Gefrieren, eine bläulich leuchtende Eissuppe, die schon ziemlich solide wirkte, und vielleicht wollte er diesen Zauber ja auch am Laufen halten.

Während Roberto in Deckung ging, Alex sich suchend umsah und Edward brüllte „Waffe weg! Miami P.D.!“, rief ich wieder den Sommer hoch und ließ meinen patentierten Sonnenlichtzauber auf Paco los. Der war zwar natürlich kein Rotvampir, aber auch Nichtvampire soll man mit hellem Licht ja blenden können.
Geblendet wurde der Jugendliche zwar, wie mir der Arm bewies, den er vor die Augen riss, aber dummerweise hinderte ihn das nicht daran, blind einen weiteren Schuss abzugeben. Und wieder konnte ich sehen, wie die Kugel eine Kurve flog, ehe sie Totilas an der Seite zu traf. Der war jetzt aber auch schon bei seinem Gegner angekommen und entriss Paco die Waffe. Während die beiden miteinander rangen, bemerkte ich, dass mindestens eine Gestalt in dem zufrierenden Wasser trieb. Vielleicht war denen noch zu helfen, aber dazu musste ich das Wasser auftauen. Okay, das mag vielleicht etwas größenwahnsinnig klingen, aber eigentlich war es auch nur Sommerwärme, oder zumindest redete ich mir das ein. Da, wo mein Zauber hinfiel, traf warmes goldenes Licht auf das kalte blaue, von dem das Wasser gefror, und ganz langsam fing das Eis im Becken an zu tauen.

Indessen ging auch Edward auf den jungen Paco los, zu dessen lautem Gezeter über die verdammten Scheiß-Cops, die sich überall einmischen mussten. Alex hingegen hatte inzwischen eine verlassene Dose Haarspray gefunden und aus der einen improvisierten Flammenwerfer gebastelt, mit dem er ebenfalls in Richtung Paco stürmte. Aber bevor er noch bei dem Jugendlichen ankam, pustete Lord Frost einmal kurz in dessen Richtung, und Paco fror einfach ein, wurde in Sekundenschnelle zu einer Eisstatue.

Eigentlich hätte ich mich ja fast gerne mit Lord Frost verbündet. Immerhin ist er der Gegenpol von Lady Fire, und der Feind meines Feindes und so. Aber der Typ hatte soeben einen, nun gut, nicht gerade unschuldigen, aber vielleicht nicht unrettbar verlorenen Jungen eingefroren. Und mein Sommerrittermantel hatte gesehen, wie die Verkörperung des Winters in meiner Sommerstadt den Inbegriff von Winter gezaubert hatte. Ich will nicht behaupten, dass ich fremdgesteuert handelte, das war schon ich selbst, aber einen gewissen Einfluss auf meine Reaktion hatte der Rittermantel schon. Oder zumindest auf meine Wortwahl. „Im Namen von Herzog Pan, dem Sommerherzog von Miami, unterlassen Sie das!!“

Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, wie Roberto mit den Augen rollte, während Lord Frost nur müde lächelte und sich zu mir umdrehte. „Pan ist nicht mein Herzog, Junge.“ „Aber meiner“, erwiderte ich. „Lassen Sie ihn frei!“ „Nein“, sagte Pan nur und wandte sich zum Gehen.
Das wollte Totilas nicht so auf sich sitzen lassen und griff den Winterfae an, aber Lord Frost stieß ihn von sich und in das Schwimmbecken mit dem langsam tauenden Eiswasser.
„Was tun Sie hier?“ fragte Alex. „Was ist das hier?“ Lord Frost verzog keine Miene. „Aufräumen.“

Wenn Frost sich weigerte, Paco freizugeben, musste ich es eben tun. Ich hatte die Hände schon gehoben, war drauf und dran, die Magie nach oben zu rufen, da wurde mir bewusst, wie sehr mir gerade ohnehin schon der Kopf platzte. Diese Eisstatue jetzt schnell genug aufzutauen, um Paco noch zu retten, aber auch so kontrolliert, dass er keine bleibenden Schäden davontragen würde, das würde jede Menge magischen Wumms verlangen. Mehr, als ich im Moment aufbringen konnte. Autsch. Verdammt. Mein Kopf.
Und für Paco war es ohnehin zu spät, wenn ich mir das so ansah. Wenn er nicht schon längst tot war, wäre er es, bis ich ihn da rausgeholt hätte. Oder zumindest redete ich mir das ein.

WARUM?“ fragte ich Lord Frost bitter.
„Er gehört zu den anderen“, war die gelassene Antwort des Fae.
„Was… welchen anderen?“
Aber der Feenlord war schon fort.

Während wir auf den Krankenwagen und die Polizei warteten, taute das Wasser im Schwimmbecken immer weiter, und bald waren auch die letzten Reste von Eis völlig verschwunden. Insgesamt trieben vier Leichen im Wasser: drei Teenager und ein älterer Mann, ein Obdachloser, den wir flüchtig vom Sehen kannten, weil er sich häufig in der Nähe des Jugendzentrums aufhielt.
Während wir auf den Krankenwagen und die Polizei warteten, gab Totilas auch die Runenpistole, die er aufgehoben hatte, nachdem er aus dem Pool geklettert war, an Edward weiter, damit der sie in der Asservatenkammer des SID verwahren sollte. Unser White-Court-Freund sah richtig dankbar aus, die Waffe loszuwerden. Er sagte, die Pistole fühle sich richtig, richtig unangenehm an in seiner Hand, und auch die Kugel, die ihm noch in der Seite steckte, sei ein einfach nur unerträglich ekelhaftes Gefühl. Und zwar nicht, weil es eben eine Kugel war, die ihm in der Seite steckte, sondern mehr. Übernatürlich mehr. Auch für seinen Hungerdämon sei es ein schreckliches Gefühl, meinte Totilas. Für den fühle sich das an wie der böse Jack. Der mit den Luftballons. Ich kann mich nur allzu lebhaft erinnern. Brrrrr.

Dee hatte zum Glück nur einen leichten Streifschuss am Arm. Wir informierten sie in bezug auf Lord Frost, den Supermond und den bösen Jack, während Dee ihrerseits erzählte, dass sie gerade im Jugendzentrum war, als sie mitbekam, wie Paco mit diesem älteren Mann wegging. Es hatte so ausgesehen, als hätten sie sich gestritten, aber als seien sie trotzdem in gemeinsamem Einverständnis zusammen weggegangen. Dee folgte den beiden bis zum Schwimmbad, wo Paco dann plötzlich eine Waffe in der Hand hatte. Dee gab sich als Federal Marshal zu erkennen, woraufhin der Teenager auf sie schoss, und dann kamen wir auch schon dazu.

Auch Edwards Armverletzung war zum Glück nicht sehr ernsthaft, aber die Gleichheit ihrer Schusswunden brachte Roberto dazu, blöde Sprüche wegen eines flotten Dreiers zwischen ihm, Edward und Dee zum Besten zu geben. Grrrrrrr. Das wollte ich gar nicht hören, also zog ich mich etwas außer Reichweite zurück – zusammen mit Alex, dem es wohl auch ein bisschen zu viel Info bezüglich seiner Schwester war.

Ins Krankenhaus musste glücklicherweise keiner von uns, also gingen wir uns etwas genauer im Jugendzentrum umhören. Dort tat Dallas Hinkle gerade als Betreuerin Dienst, und sie erzählte uns, dass Paco in letzter Zeit vermehrt durch seine Aggressivität aufgefallen war. Die Gang, die er um sich herum aufgebaut hatte, bestand aus sieben Mitgliedern, von denen aber vier (die drei aus dem Becken und Paco) jetzt nicht mehr am Leben waren.
Den toten Obdachlosen kannte Dallas auch. Der sei manchmal im Zentrum gewesen, habe aber immer nur herumgestänkert, nicht so wie andere Penner, die vorbeikämen, einfach um nett zu sein und ein bisschen Zeit mit den Jugendlichen zu verbringen.
Paco war sehr stark am Abrutschen, erzählte Dallas weiter: eine große Klappe und keinerlei Respekt. Einmal habe er sogar Marshall Dee sein bestes Stück gezeigt. Die Marshall habe aber nur gelacht und gemeint, ihr Freund sei da besser bestückt. Grrrrr. Das war schon wieder so eine Information, die ich am liebsten gar nicht gehört hätte.

Paco hatte aber nicht nur eine Gang gehabt, sondern auch eine Freundin, erzählte Dallas, Lisa oder Linda. Lisa-oder-Linda war auch gerade im Jugendzentrum, also ging ich sie ansprechen. Zuerst lächelte sie mich auch an und sah aus, als wolle sie gerne mit mir reden, aber dann bekam sie Totilas zu Gesicht, und ab dem Moment war ich abgeschrieben und die Kleine völlig auf Totilas eingeschossen. Ihm erzählte Lisa-oder-Linda, dass Paco ein Arsch gewesen sei und total eklig. Warum total eklig? Weil er ihr mal einen Tampon geklaut habe, einen benutzten! Das sei etwa ein halbes Jahr her, und danach habe er laut herumgepost, das Lisa-oder-Linda doof sei und schon merken werde, was sie davon habe. Er habe auch längst eine neue Schnalle gehabt, eine gewisse Monica. Wo wir die finden könnten? Im Railroad Club, gab L-o-L widerwillig Auskunft. Oder vielleicht nicht widerwillig. Vielleicht eher mit einer Art faszinierter und schmollender Neugier. Denn der Railroad Club, soviel wussten wir, ist ein klassischer Treffpunkt für einsame Herzen: tanzen, trinken, sich auf ein kurzes Abenteuer einlassen. Und nein, ich war noch nicht dort, Römer und Patrioten. Nicht, dass da Missverständnisse aufkommen.

Waffen durften in den Railroad Club dummerweise nicht mitgenommen werden, also ließ ich Jade etwas zähneknirschend im Wagen, als wir vor dem Etablissement ankamen. Aber das war ja nicht das erste Mal – ich sollte mir wirklich überlegen, ob es nicht einen Zauber gäbe, eine Art Glamour oder Illusion, mit der sich mein Sommerschwert nicht etwas unauffälliger gestalten ließe. „Als Füllfederhalter“, schlug Alex vor, als ich den Gedanken laut aussprach, und das war eine wirklich geniale Idee. Die muss ich dringend im Hinterkopf behalten und mich bei Gelegenheit mal mit Edward besprechen, ob und wie sich das vielleicht machen ließe.

Im Club selbst tanzten zahlreiche leicht bekleidete Mädchen auf einer erhöhten Bühne herum, darunter auch Pacos neue „Schnalle“ Monica, die wir anhand von Lisa-oder-Lindas Beschreibung erkannten und die man uns auch bereitwillig ausdeutete, als wir nach ihr fragten. Totilas winkte sie mit einem Bündel Geldscheine zu sich, und wir zogen uns zurück, damit unser White-Court-Kumpel ungestört mit dem Mädchen reden konnte. Edward ging sogar gleich wieder ganz raus, dem war es hier drin zu laut und zu eng und zu viele Gerüche und überhaupt.

Aus der diskreten Entfernung konnten wir sehen, dass Totilas ein bisschen Mühe zu haben schien, mit Monica zu kommunizieren. Es sah so aus, als würde sie zwar sprechen, aber immer nur dann, wenn sie vorher angesprochen wurde, nie von sich aus. Und auch aus der Entfernung sah ihr Gesicht irgendwie leer aus, geistesabwesend. Als Alex sie daraufhin in der Geisterwelt betrachtete, stellte er fest, dass Monica an einer Art „Leine“ lag, ein bisschen so wie die Geister, die Adlene sich unterworfen hat, und die ja auch von einer Art „Kette“ gehalten werden. Außerdem, sagte Alex, ‚wische‘ Monicas Geist mit etwas Verzögerung hinter ihr her, etwa so wie eine Maus mit Lag auf einem Computerbildschirm. Irgendetwas stimmte jedenfalls ganz und gar nicht mit ihr.
Daraufhin sah Alex sich mit seiner Geistersicht im ganzen Raum um und entdeckte noch einige weitere Leute, die ähnlich aussahen wie Monica: alles Frauen und alles Angestellte des Clubs.

Totilas unterhielt sich derweil ein bisschen mit Monica und fragte sie schließlich, wer Pacos Freunde seien. „Diego“, meinte sie daraufhin und zeigte auf einen jungen Mann von vielleicht Anfang Zwanzig, mit Kinnbart und Lederjacke, der gerade mit drei Mädchen im Schlepptau am Gehen war.
Totilas machte sich von Monica los und erzählte uns, was Sache war, und wir folgten diesem Diego nach draußen.
Dort trafen wir auf Edward, dem ganz unabhängig von uns Diego auch schon aufgefallen war, weil er für seine Nase nach Schwefel roch. Und außerdem hatte Edward gesehen, dass Diego eine Waffe im Hosenbund trug. Eine Runenpistole wie Pacos vielleicht?

Runenpistole hin, Schwefelgeruch her, hier konnten wir Diego nicht konfrontieren, hier gingen ständig Clubbesucher ein und aus. Stattdessen setzten wir uns auf seine Fährte, um zu sehen, wo er hinwollte und was er vorhatte.
Sein Ziel lag vor der Stadt, wo Diego irgendwo parkte und dann mit seinen drei Begleiterinnen zu Fuß weiterging. Mit dem Auto hatte Alex ihn problemlos eingeholt und sich dann unauffällig an seine Rücklichter gehängt, und auch jetzt, zu Fuß, war es relativ leicht, die vier zu verfolgen, weil sie ziemlich laut waren und abgelenkt und überhaupt nicht mit Verfolgern rechneten.
Einen gewissen Vorsprung mussten wir ihnen natürlich trotzdem lassen, und so dröhnte kurze Zeit später lauter, aber etwas blecherne Tanzmusik, die wohl aus einem Handy-Lautsprecher kommen musste, zu uns herüber. Die vier befanden sich auf einer Lichtung vor uns, an die wir aber nicht gut herankommen würden, ohne bemerkt zu werden.
Dann aber veränderte sich die Musik: Der Chicano-Rap wurde getragener, ritualistischer, und eine Art Singsang war zu hören. Wir mussten da hin, und zwar schnell!

Auf der Lichtung stand Diego über den drei Mädchen, die in völliger Trance vor ihm lagen. Er hielt eine Schale in der Hand, mit einer dunklen Flüssigkeit darin (Blut, war meine erste Schriftstellerassoziation), und er war es, von dem der rituelle Singsang kam. Alle vier waren splitternackt. Was er da auch gerade tat, er durfte es nicht zuende bringen!

Edward warf sich auf den Praktizierer. Er traf ihn zwar nicht so, wie er das wollte, aber um auszuweichen, machte Diego einen Satz nach hinten, und das unterbrach sein Ritual. Die drei Mädchen erwachten aus ihrer Trance, zumindest körperlich, wenn schon nicht geistig, denn sie sprangen auf und stellten sich schützend und in Kampfhaltung zwischen ihren Begleiter und uns. Und wie sich herausstellte, konnten sie tatsächlich richtig gut kämpfen. Damit Totilas überhaupt eine Chance hatte, an Diego heranzukommen, hielten Edward, Roberto und ich jeweils eines der Mädchen beschäftigt, während Alex zum Auto zurückrannte, um unseren Gegner falls nötig am Wegfahren zu hindern.

Das war echt anstrengend, Römer und Patrioten. Ich habe ja nun inzwischen von Eileen ein bisschen was an Schwertkampftraining gehabt, aber ich wollte das Mädchen ja nicht ernsthaft verletzen. Deswegen ließ ich Jade auch in ihrer Scheide, damit ich zwar die Waffe in der Hand, aber keine scharfe Klinge hatte.

Totilas machte Diego schwer zu schaffen, und irgendwann wusste der sich nicht weiter zu helfen, als die Schale nach dem White Court zu werfen. Aber das war ein Fehler, denn als die Flüssigkeit darin ausgegossen wurde (es war tatsächlich Blut, wie es schien – als ob mich das noch überrascht hätte), fielen die drei Mädchen um wie Marionetten, deren Schnüre gekappt wurden, und mit dem nächsten Schlag knockte Totilas Diego aus.

Wir zogen den Mädchen ein paar Kleidungsstücke über, so gut wir konnten und fesselten den Praktizierer. Dann überlegten wir, womit und wofür wir (bzw. die Behörden) ihn eigentlich belangen konnten, denn sein Ritual hatte er ja nicht beenden können. Aber er besaß auch so eine dämonische Runenwaffe, wie Paco sie gehabt hatte.

Als die Mädchen aufwachten, gaben sie sich misstrauisch und feindselig (kein Wunder: Sie wachten nur notdürftig bekleidet in der Gegenwart von fünf fremden Männern auf und hatten keine Erinnerungen mehr daran, wie sie hierher gekommen waren). Sie redeten nicht viel, ließen sich nur von Freunden abholen, so schnell es ging.

Diego wurde von Edward geweckt und verhaftet und bekam seine Rechte vorgelesen. Während der ganzen Prozedur sagte der junge Mann keinen einzigen Ton, genausowenig wie auf der Fahrt aufs Revier.
Dort hatte Henry Smith auf Edwards telefonische Anweisung hin eine Präsentationstafel aufgestellt, auf dem er die Bilder des eingefrorenen Paco und der anderen toten Teenager aufgehängt hatte. Und als Diego die Bilder sah, wurde er unter der Bräune ganz schön blass.
„Du hast recht“, sagte Edward zu ihm, „du wirst vermutlich freikommen. Aber da draußen läuft jemand rum, der das da gemacht hat. Viel Spaß.“
Bei Diego fing es sichtlich an zu rattern, und er wurde noch blasser. „Krasse Sache, Mann. Kann ich gehen?“
„Nein. Ich kann dich nicht gehen lassen. Du bist vorbestraft, damit kriege ich dich für unerlaubten Waffenbesitz bei Vorstrafe dran.“ „Bekomme ich wenigstens einen Anwalt?“
Aber sicher bekam er den. Einen Pflichtverteidiger, der aber frühestens morgen vormittag kommen wird.

Mir kam der Gedanke, dass wir besser mit den restlichen drei Teenagern aus Pacos Gang reden sollten, und wir sollten auch Diego fragen, ob der weitere Freunde hatte, die sich auf so seltsame Dämonengeschäfte eingelassen hatten und an solche Runenwaffen gekommen waren oder ähnliches. Aber Diego wollte ohne Anwalt nichts sagen, und wie gesagt, der kommt erst morgen.
Und an Pacos Gangfreunde werden wir heute nacht wohl auch nicht mehr kommen. Mit dem Clubbesuch und der Verfolgung und Verhaftung und allem ist es nämlich schon wieder ziemlich spät geworden. Alles weitere morgen dann.

Heute morgen trafen wir uns zuerst ohne Edward, weil der auf dem Revier sein wollte, wenn der Pflichtverteidiger kam. Totilas sagte, er würde wirklich gerne mit Hurricane reden, aber, wie vorgestern schon angesprochen, da sei diese Sache mit dem Eidbruch, weswegen er ja bei Tanit und ihresgleichen nicht sonderlich gern gesehen sei. Ich selbst habe ja nun normalerweise mit Winter weniger ein Problem, aber ich habe immer noch Kopfschmerzen, und eingedenk der Begegnung mit Lord Frost gestern war ich mir nicht so sicher, ob ich diplomatisch genug reagieren würde, also fuhren Alex und Roberto alleine los.

Als sie weg waren, kam Totilas nochmal auf das Thema. Also dass er sich wegen der Eidbruchgeschichte nicht so gut bei den Feen sehen lassen könnte. Die würden das ja nicht nur wissen, sondern tatsächlich irgendwie als eine Art Aura an ihm bemerken. Ja, por demonios. Ich weiß. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob es an den Kopfschmerzen liegt, die ich immer noch habe, oder ob ich mich immer mehr mit meinem Ritterjob identifiziere und deswegen mehr auf Feen-Wellenlänge bin, aber ich kann an Totilas inzwischen dessen Eidbruch auch ständig sehen. So sehr, wie ich mir wünschen würde, dass mir das egal wäre, der Sommerrittermantel ist da anderer Meinung. Mierda.
Deswegen war ich auch ziemlich dankbar, als mein White-Court-Kumpel erklärte, er wisse genau, dass er Mist gebaut habe, und er würde das wirklich gerne wieder gutmachen, und ob ich als Ritter irgendeine Ahnung habe, ob es da Möglichkeiten gebe. Hatte ich nicht, zumindest nicht auf Anhieb, aber ich versprach ihm, dass ich mich umhören würde, ob man da irgendetwas tun kann. Wofür habe ich eine Schwester, die Richterin des Sommerhofes ist.

Ungefähr zur selben Zeit wie Edward zu uns stieß, kamen auch Alex und Roberto von ihrem Gespräch mit Hurricane wieder. Das hatte nicht so überwältigend viel ergeben, aber immerhin einiges an Informationen zu Lord Frost. In Hurricanes eigenen Worten ist es „Lord Frosts Aufgabe, Dinge kalt zu machen, alles andere ist eher ein Hobby.“ Der Lord gehöre auch nicht zu den „Netten“, aber er habe kein Interesse daran, dass da Dinge „von noch weiter weg“ zu uns kämen. Lies: von ganz draußen, wo die Outsider herkommen.
Die Jungs fragen Hurricane auch, ob Lord Frost aus eigenen Stücken in Miami sei, oder ob er eher hierher gezogen wurde, und Hurricane glaubt wohl, dass er eher hergezogen wurde, immerhin habe Lady Fire ein Interesse an Miami. Als Alex das erzählt hatte, brach er ziemlich plötzlich ab, so als sei da noch irgendwas gefolgt, das er jetzt aber nicht aussprechen wollte. Und da es um Lady Fire ging, konnte ich mir auch fast denken, was ungefähr. Haha. Danke auch.

Ganz taktvoll wechselte Edward das Thema, indem er berichtete, wie es mit Diego und seinem Pflichtverteidiger gelaufen war. Und zwar nicht sonderlich gut, leider. Er bestand darauf, dass Diego sofort auf freien Fuß gesetzt werden müsse, weil man ihm keinerlei illegale Handlung nachweisen konnte. Die Pistole konnte man ihm untergeschoben haben, und er war rechtswidrig von jemandem bewusstlos geschlagen worden. Wenn Diego umgehend freigelassen würde, würde er auf eine Anklage wegen Körperverletzung verzichten. Edward konnte nichts anderes tun, als den jungen Mann tatsächlich laufen zu lassen, und der war überhaupt nicht mehr so kleinlaut wie gestern noch, sondern hatte schon wieder Oberwasser.

Wir überlegten gerade, ob es irgendeine Möglichkeit gäbe, sich an Diegos Fersen zu hängen (dummerweise eher nicht, der hatte den Precinct längst verlassen, und um ihn ganz problemlos aufzuspüren, wussten wir zu wenig über ihn, da hätten wir gehörig im Trüben fischen und erst einmal ausgiebig nachforschen müssen, wo er sich normalerweise überhaupt herumtrieb), da klingelte Totilas‘ Handy. Es war sein Cousin Vin, der berichtete, dass am Hotel Marbella, wo die Raiths ja jetzt residieren, die Polizei aufgetaucht sei und dass es vielleicht besser wäre, wenn Totilas vorbeikäme.

Großes Polizeiaufgebot? Natürlich rief Edward sofort in seiner Dienststelle an und erreichte Salvador Herero, der sagte, unter dem Hotel sei ein Tunnel gefunden worden. Tunnel? Was für ein Tunnel? Aber gut, wir fuhren hin, das konnte sicher nichts schaden, weder Totilas als Oberhaupt der Raiths, noch Edward als Leiter des SID.

Als wir beim Marbella ankamen, wurde dessen Besitzer gerade verhört. Über Rafael Solano konnte Totilas uns einiges sagen, immerhin wohnt er seit etwa einem Jahr in dessen Hotel. Der junge Mann hat den Betrieb von seinem Vater übernommen, der vor einer Weile, kurz vor dem Einzug der Raiths war das, spurlos verschwunden ist.

Im Innenhof stand ein Springbrunnen, der eigentlich noch ziemlich neu aussah, der aber bereits dünne Risse aufwies. Alex, der eben noch interessiert zu dem Brunnen hingesehen hatte, hielt die Hand ins Wasser und murmelte etwas, das ich nicht verstand, dann nahm sein Gesicht auf einmal richtig wütende Züge an, und er schnappte sich einen Sonnenschirm und fing an, wie wild auf dem Brunnen herumzuprügeln. Ich legte ihm die Hand auf den Arm, um ihn aufzuhalten, aber er schüttelte mich einfach ab, viel heftiger, als ich erwartet hätte. Dazu fluchte er in perfektem Spanisch, und das klang völlig anders als bei Alex, der zwar auch Spanisch kann, aber einen Anglo-Akzent hat. Erst da wurde mir klar, was mir schon vorher hätte aufgehen müssen, immerhin kenne ich meinen Kumpel ja nun schon ein paar Jahre: Alex hatte irgendeinen Geist gesehen und ihn in sich hineingelassen, und jetzt hatte der Geist die Kontrolle übernommen.

Alex, oder besser der Geist in ihm, schlug immer heftiger auf den Brunnen ein, und irgendwann barst der falsche Marmor. Wasser floss, Stücke brachen in alle Richtungen weg, und aus den Trümmern des Fundamentes kullerte ein Schädel hervor. In der Mitte des zerstörten Brunnens stand, jetzt sichtbar geworden, der Geist eines älteren Mannes und fluchte in den wildesten Tönen weiter.

Gemeinsam mit Alex, der jetzt, wo der Geist in den Überresten des Brunnens manifestiert war, wieder die Kontrolle über seinen eigenen Körper besaß, redete ich auf ihn ein, aber der Geist nahm das gar nicht wahr oder wollte sich nicht beruhigen lassen. Wütend fuhr er zu mir herum und begann in bester Poltergeistmanier Trümmerteile nach mir zu schleudern. Während ich den Geschossen so gut wie möglich auszuweichen versuchte, es aber doch zu viele wahren und ich eine Beule am Kopf kassierte (als ob ich nicht schon genug Kopfschmerzen hätte), rief Edward uns etwas von „Ritual, haltet ihn beschäftigt!“ zu und verschwand mit Roberto außer Sicht. Totilas, nicht faul, hatte schon gleich, als Alex mit seinem seltsamen Benehmen begonnen hatte, den einen anwesenden Polizisten, der sich im Innenhof aufhielt, mit Beschlag genommen, um ihn abzulenken, und seine Ablenkung funktionierte auch weiterhin ausgezeichnet.

Das improvisierte Schnellritual unserer beiden Freunde musste auf Anhieb geklappt haben, denn es dauerte gar nicht lange, da verschwand der Geist aus dem Brunnen, und die herumwirbelnden Trümmerstücke fielen allesamt zu Boden. Der ganze Spuk hatte zwar nur ein paar Minuten gedauert, aber trotzdem waren die anwesenden Hotelgäste (und es waren genug da, die nicht zu den Raiths gehörten und keinerlei Ahnung hatten, dass es so etwas wie Geister gibt und was da gerade genau vorgefallen war) in heller Aufregung und kurz vor einer Panik. Totilas war noch mit dem Polizisten beschäftigt, der glücklicherweise so abgelenkt gewesen war, dass er kaum etwas mitbekommen hatte, also ging ich herum, redete mit den Leuten und versuchte, eine kopflose Massenflucht zu verhindern, was mir auch einigermaßen gelang. Der Detective, der sein Gespräch mit Totilas beendet hatte, rief jetzt einen Kollegen dazu und untersuchte gemeinsam mit diesem den Brunnen, und dabei kamen neben dem Schädel weitere Knochen zum Vorschein.

Gemeinsam redeten Totilas und ich kurz mit dem jungen Hotelbesitzer, aber der machte sich ehrliche Sorgen um seinen Vater, dessen Erscheinung er ja auch gesehen hatte, also zog er sich recht bald zurück, um herauszufinden, was da genau passiert war. Also suchten Totilas und ich die anderen, damit die uns einen Überblick eben genau darüber geben sollten.
Wie ich mir schon gedacht hatte, hatte Alex beim Hereinkommen in dem neugebauten Brunnen den Geist des alten Mannes gesehen und ihn eingeladen, mit ihm mitzukommen. Was der auch tat, und sobald er in Alex gefahren war, merkte unser Freund, dass der alte Herr richtig wütend war. Wütend und so stark, dass er die Kontrolle über Alex‘ Körper übernahm.

Edward und Roberto hatten mit ihrem improvisierten Schnellritual den Geist tatsächlich in seinen Schädel gebannt bekommen, und nachdem Edward ihn in dem Zusammenhang kräftig vermöbelt hatte, war er jetzt auch ruhiger und ließ mit sich reden. Der alte Herr war der vor einem Jahr verschwundene Emilio Solano, und er war zwar ruhiger, aber immer noch empört. Empört darüber, dass er seine zweite, viel jüngere Frau bei einer Affäre mit seiner Tochter ertappt hatte, weswegen sie ihn getötet hatte, aber noch viel empörter darüber, dass sie sich als ‚Sin Rostro‚ herausgestellt habe. Für einen kurzen Moment hatte ich keine Ahnung, was es mit dieser Person ‚ohne Gesicht‘ auf sich haben sollte, aber da sprach Solano schon weiter. Er habe immer gedacht, er sei kriminell, und dann sei sie ein Crime Lord!

Ja, gab der Geist zu, nachdem Alex ihm zugesichert hatte, dass wir dafür sorgen würden, seine mörderische Frau ihrer gerechten Strafe zuzuführen, ja, er habe zu Lebzeiten illegale Geschäfte gemacht. Sein Sohn wisse aber nichts davon, der sei immer ehrlich gewesen. Emilio sagte auch, es gebe noch Kunstschätze und geheime Konten und ein gesunkenes Schiff, von denen er bislang denken musste, sie seien mit seinem Tod unwiederbringlich verloren, und zeigte sich einigermaßen erleichtert darüber, dass diese Dinge nun doch irgendwie auf seinen Sohn würden übergehen können.

Eigentlich wollten wir Rafael Solano informieren gehen, aber der sprach gerade mit dem Detective (und die beiden mochten sich gar nicht, das wurde ziemlich deutlich), also führte der Geist seines Vaters nur uns in den geheimen Kunstschatzraum in dem geheimen Keller. Neben ganz regulär erworbenen Gemälden mit ordnungsgemäßer Besitz- und Herkunftsurkunde fanden sich hier auch etliche undokumentierte und illegal erworbene Kunstwerke, die möglichst hier verschwinden sollten, fand Totilas, sonst würden sie auf Rafael zurückfallen, sobald die Polizei diesen Raum fände. Hmmm. Vielleicht durch das Nevernever, schlug ich vor, aber Alex meinte, er sei sich nicht sicher, wie gut das für den Bildern täte. Andererseits aber war es Alex‘ Expertenmeinung nicht sehr wahrscheinlich, dass die Polizei diesen gutgetarnten Raum überhaupt finden würde. Eigentlich konnten wir die Kunstwerke auch einfach erst einmal hier lassen.

Alex ließ Solanos Geist noch einmal in sich hinein, damit der alte Mann einen Brief schreiben konnte, oder besser zwei: einen, dass er seine Frau verdächtige, eine Affäre mit seiner Tochter zu haben, dass er jetzt gehen und sie konfrontieren werde, und falls ihm etwas zustoßen solle, dann sei es dann wohl eine Möglichkeit, dass sie etwas damit zu tun habe, und einen zweiten an seinen Sohn, dass er ihn liebe. Nachdem Edward die beiden Briefe magisch gealtert hatte, versteckten wir sie an einem Ort, wo sie jetzt gefunden werden würden, bei dem es aber plausibel war, dass die Briefe dort ein Jahr lang unentdeckt gelegen hatten.

Jetzt, mit dem Knochenfund im Brunnen, wurde natürlich ein größeres Polizeiaufgebot ins Hotel Marbella geholt. Und dieses größere Polizeiaufgebot fand zwar tatsächlich den geheimen Kunstraum nicht, aber in dem zuvor schon entdeckten Tunnel einen Operationssaal, in dem offenbar Gesichtsoperationen durchgeführt worden waren. Und tatsächlich konnte Rafael Solano sagen, dass es im Hotel im Laufe der Zeit etliche Gäste gegeben hatte, die sich von Gesichtsoperationen erholten. Dass die entsprechenden Operationen allerdings direkt in seinem Haus stattgefunden hatten, davon hatte der junge Mann keine Ahnung gehabt, genausowenig wie davon, dass seine Stiefmutter hinter dem berüchtigten Gangster ‚Sin Rostro‘ steckte. Mit diesen Erkenntnissen wurde auch der Rest des Hotels gründlich durchsucht, und dabei kamen dann auch Rafael Solanos Briefe zum Vorschein.

Der Tote im Brunnen und die Durchsuchung des Hotels waren allerdings schlechte Publicity. Während wir noch dort waren, sahen wir, wie zahlreiche Gäste abreisten. Totilas allerdings beschloss, dem Marbella mit den Raiths die Treue zu halten, wofür Rafael sicherlich nicht ganz undankbar war.

Später. Ich habe eben mit Yolanda telefoniert. Sie ist gerade nicht in Miami, sondern für ein paar Tage in Vermont zum Skifahren. Sie meinte irgendwas von ‚wir‘, korrigierte sich dann hastig auf ‚ich‘; ich habe sie aber nicht näher darauf angesprochen, wer dieses so verlegen vertuschte ‚wir‘ genau sein sollte. Erstens wäre das unhöflich und zweitens habe ich so eine Ahnung.
Jedenfalls erzählte ich ihr von Totilas‘ Problem (ohne seinen Namen zu nennen, versteht sich) und fragte sie, was ihr dazu an Lösungen einfalle. Der Betroffene könne denjenigen, dem gegenüber er wortbrüchig geworden sei, um Vergebung bitten. Wenn derjenige die Tat vergebe, dann verschwinde die Aura des Eidbruchs. Es wäre gut, wenn man das Versprechen hinterher noch erfüllen könnte, aber das ist ja in diesem Fall nicht mehr möglich. Dann bliebe dem Eidbrecher wohl nichts anderes übrig, als zu Kreuze zu kriechen und Dreck zu fressen. Wie schön. Das wird Totilas sicher freuen. Aber immerhin gibt es eine Möglichkeit, dass die Aura verschwindet – falls Tanit ihm den Eidbruch vergibt, versteht sich.

Noch später. Gleich ins Bett, aber erst will ich das hier noch aufschreiben. Wir haben uns bei Edward getroffen, wo Roberto und er zum einen die Runenpistole untersucht und zum anderen das Ritual durchgeführt haben, mit dem wir herausfinden wollten, ob jemand aktiv das Biest ruft, und wenn ja, von wo aus.

In Sachen Pistole gab es zumindest teilweise Grund zum Aufatmen: Die Dinger sind anscheinend von sich aus keine mächtigen arkanen Gegenstände von permanenter magischer Kraft, sondern sie müssen regelmäßig damit aufgeladen werden. Gerade ließ die Magie darauf schon wieder nach, es war also zu erwarten, dass sie nach einem oder zwei Sonnenaufgängen völlig verschwunden sein würde. Aber wenn man wollte, sagte Edward, könnte man sie wohl relativ leicht wieder aufladen. Nicht, dass wir das wollen würden – so ekelhaft, wie die Waffen selbst, aber vor allem die Wunden, die von ihren Kugeln gerissen worden waren, sich anfühlten, war das Aufladen wohl über Blutmagie passiert. Nichts, das wir wiederholen wollten, mit anderen Worten. Jetzt, wo Edward die Waffe etwas genauer untersuchte, stellte er auch fest, dass ihre „Falschheit“ sich nicht direkt nach Outsider-Einfluss anfühlte, sondern eher nach einem gewöhnlichen Dämon. „Gewöhnlicher“ Dämon, wie sich das anhört. Aber ihr wisst schon, was ich meine, Römer und Patrioten. Aber jedenfalls können die Waffen wohl nur diese eine Sache, was zwar nicht gut, aber doch zumindest ein klein bisschen beruhigend ist.

Über Monica – also die Clubtänzerin Monica, nicht Lidias Tochter – unterhielten wir uns auch, wo wir ohnehin gerade von Diego, seinem Ritual und den Runenwaffen redeten. Ob und wie wir ihr helfen könnten. Aber das wird schwierig, befürchtete Alex: Es wäre zwar möglich, ihre erzwungene Verbindung zu Adlene zu lösen, aber dann auch ihren Geist wieder richtig in ihren Körper zu bringen… eher nicht. Vielleicht wäre es tatsächlich besser für sie, erklärte Totilas, wenn sie sterben könnte und Alex ihren Geist weiterschicken würde. Grrrr. Das war so überhaupt nicht das, was ich hören wollte. Und aktiv unternehmen sollten wir in dieser Hinsicht sicherlich nichts, cólera noch eins.

Aber das Thema ließen wir dann ohnehin fallen, weil es endlich Zeit war für die Suche nach der Herkunft des Rufs nach dem Biest. Bei dem Ritual stellte sich heraus, dass es über die ganze Stadt verteilt viele kleine Rufe gibt, und einer davon ist tatsächlich Edward selbst. Das sind wohl alle Lykanthropen von Miami, die gerade einfach durch das, was sie sind, die Bestie anlocken. Aus dem Gefängnis kommt hingegen kein Ton, aber das sind ja auch Kojanthropen, keine Lykanthropen. Ein stärkeres Signal kommt aus dem Vorort, wo, wie wir wissen, James Vanguard und seine Leute wohnen. Von dort war der Ruf stärker als die Summe der Rufe des gesamten Vanguard-Rudels. Also entweder gibt es dafür einen anderen Grund, oder von dort aus ruft jemand ganz absichtlich das Biest.

Es war zwar schon Abend, aber Edward rief trotzdem bei Vanguard an. Dass er mit dem anderen Lykanthropen sprechen müsse, und wie der es bevorzuge: bei einem Treffen oder am Telefon? Das hänge davon ab, als wer Edward mit ihm sprechen wolle, konterte der Security-Mann. Nicht als Polizist, antwortete Edward, es gehe um die ganze Situation mit dem Supermond. Daraufhin befand Vanguard, wir sollten lieber von Angesicht zu Angesicht miteinander reden, und die beiden verabredeten ein Treffen für morgen.

Aber morgen, wie gesagt, nicht mehr heute, denn der Tag heute war nun wirklich lang genug. Eine Begegnung mit einem supermondnervösen Lykanthropen müssen wir uns heute wirklich nicht mehr geben, da waren wir uns alle einig.

30. Oktober

Sehr seltsam. Als wir uns heute vormittag bei Edward wiedertrafen, fand der plötzlich einen Teller mit einem Stück Kuchen in seiner Küche. Niemand wusste, wo der Kuchen auf einmal herkam, Edward am Allerwenigsten. Von uns war es niemand, und eigentlich hat Edward immer ziemlich starke Wards um sein Haus, da hätte eigentlich nichts und niemand durch gekonnt, zumindest nicht, ohne Spuren zu hinterlassen. Er befragte sogar Schneeball, aber der kleine Hund hatte auch nichts gesehen. Erst war da nichts, dann stand der Kuchen da. Auf einem Teller, der aussah wie einer aus Edwards Küchenschrank, übrigens. Natürlich überlegten wir, was es damit auf sich haben könnte. War der das Stück Torte vielleicht vergiftet? Auf irgendeine Weise Teil einer Falle? Oder hatten es die Heinzemännchen aus Dank für Edwards Hilfe in sein Haus gezaubert? Na, das wohl kaum, das hätten sie ihm auch gestern persönlich übergeben können. Vergiftet schon eher. Edward war jedenfalls überaus misstrauisch, wie wir alle, und wollte das Gebäck analysieren.

Aber als er sich gerade daran machen wollte, klingelte Robertos Telefon. Es war Cicerón Linares, der sagte, er wolle sich mit uns treffen. So schnell wie möglich, weil dringend. Also stellte Edward den Teller samt Torte erst einmal in den Kühlschrank und zog einen Ward darum. Ergebnis: Kuchen gesichert, Kühlschrank kaputt. Aber dass das passieren könnte, war Edward schon vorher klar gewesen und ein kalkuliertes Risiko.

Bei dem Treffen mit Linares waren ein paar seiner Santo Shango anwesend, dazu Oswaldo, einer der drei Orunmila-Ältesten von der Sache mit den Orisha-Masken damals.
“Wie ihr wisst, ist übermorgen der Día de los Muertos” fing Linares nach der kurzen Begrüßung ohne weitere Umschweife an, “da gehen ja die Tore wieder auf.” Ja, ach. Wirklich jetzt?
Und weil das Biest sich ja auch in der Nähe der Grenzen herumtreibe, hätten sie Angst, dass es diese Öffnung der Tore nutzen und herauskommen könne, fuhr der Gangboss fort. Jemand sollte sich darum kümmern, aber die Orunmila seien in den Sümpfen beschäftigt und könnten niemanden entbehren, und die Santo Shango müssten ja ihr Ding am Coral Castle abziehen und seien deswegen ebenfalls nicht abkömmlich. Vanguard und seine Leute hätten auch anderes zu tun, das habe Vanguard jedenfalls behauptet. “Ja”, fiel Oswaldo an dieser Stelle ein, “die haben irgendetwas vor.” Sieh an. Gut zu wissen, dass die Santerios das glauben: Die haben ja meist einen ganz guten Riecher in der Hinsicht. Jedenfalls habe Linares gehofft, dass wir das machen könnten.

Als Cicerón mit seiner Aufzählung fertig war, konnte ich mir einen längeren, beißend sarkastischen Kommentar in bezug auf das Abstellgleis im Park letztes Jahr nicht verkneifen. Edward übersetzte das in Klartext (“Er will damit sagen, ihm gefällt nicht, wie du uns letztes Jahr verarscht hast” – als ob es das wirklich gebraucht hätte), und Roberto setzte noch hinzu: “Das war ein klares Zeichen von mangelndem Respekt.”
“Zugegeben, letztes Jahr wollte ich euch loswerden”, sagte Linares kühl. “Aber jetzt habe ich euch kontaktiert, weil ihr Erfahrung habt.” “Okay”, machte ich in bewusst neutralem Ton. “Wenn ich andere gehabt hätte, an die ich mich hätte wenden können, dann wäre ich anderswo hingegangen.” “Okay”, machte ich wieder, in demselben neutralen Ton. Wenigstens versuchte der Bandenchef nicht, sich herauszureden oder uns schönzutun.

Wir erklärten uns also bereit, uns während des Día de los Muertos um das Biest zu kümmern, dann fuhren wir weiter zu dem verabredeten Treffen mit Vanguard. Wie meistens ließen wir Edward machen, einfach damit der Vanguard gegenüber nicht als schwach rüberkam. Edward warnte den Security-Mann, dass von seiner Firmenzentrale ein Ruf ausgeht, der das Biest anlockt. Ob das jemand sei, von dem Vanguard wisse?
Bei der Bemerkung machte der andere Lykanthrop eine sehr sorgfältig neutrale Miene; das war schon so sehr Pokerface, dass sein Gesicht völlig eingefroren aussah. Da wollte sich jemand sehr deutlich nicht in die Karten schauen lassen.
Nachdenklich warf Alex ein, dass mit dem Ruf auch ein Marker gesetzt werde, was auch eine Zielscheibe auf Vanguards Rudel bedeuten könnte. Diese Überlegung schien Vanguard zu überraschen, denn er murmelte etwas von wegen ‚Mist, das habe ich nicht bedacht‘. Dann erklärte er, er werde sich darum kümmern, dass, wer auch immer dafür verantwortlich sei, damit aufhöre. Aber das stimmte nicht. Ich weiß nicht genau, woran ich das festmachte, aber er hätte auch mit einer Fahne wedeln können, auf der ‚Ich lüge!‘ stand, so deutlich wurde es, dass er nicht die geringste Absicht hat, irgendwas auch nur im Geringsten aufzuhalten.

Von Vanguards HQ aus fuhren wir zurück zu Edward, wo Roberto das geheimnisvolle Stück Kuchen untersuchen wollte. Aber noch unterwegs bekam Edward einen Anruf: Internal Affairs wolle ihn sprechen. Also setzte der uns doch erst ab und fuhr dann zu seinem Termin, und wir trafen uns erst später wieder.
Das Verhör Die Vernehmung Befragung drehte sich vor allem um den Vorfall an der Kreuzung vor drei Tagen. Zu dem Thema führte Edward aus, dass er nur einen einzigen Schlag gegen den gewalttätigen Flüchtenden geführt habe und niemand damit habe rechnen können, dass er von diesem einen Schlag sterben würde. Der Mann müsse wohl eine Herzschwäche gehabt haben oder etwas in der Art. Damit gaben die Internal Affairs-Leute sich erst einmal zufrieden, brachten das Gespräch dann aber auch auf Edwards bekannte Beziehung zu Totilas. Zu diesem Teil der Befragung ließ Edward sich gar nicht groß aus – es geht uns ja auch tatsächlich nicht direkt etwas an –, aber er warf unserem White Court-Kumpel einen Blick zu, der schon irgendwie erahnen ließ, in welche Richtung das Gespräch gelaufen war. Zumindest habe ich in meinem Kopf eine Szene aus einem Kriminalroman, in der ein etwas in Verruf geratener Detective sich von Internal Affairs unangenehme Fragen zu seinen Loyalitäten anhören muss und dazu, auf welcher Seite er eigentlich stehe.

Und natürlich kamen wir auch wieder auf die Biester zu sprechen. Vanguard und seine Leute rufen den Wolf, aber es gibt ja auch Kojanthropen. Ruft von denen vielleicht jemand Coyote, und es treiben sich gleich zwei Zornkreaturen an den Grenzen des Nevernever herum?
Alex schlug vor, man könne doch vielleicht Lord Frost auf die Biester ansetzen. Das hielt aber keiner von uns anderen für eine so richtig gute Idee. Bei mir persönlich spielte wieder mal ganz klar die Tatsache mit hinein, dass Lord Frost für Winter steht, aber dem Rest war auch nicht so wohl bei dem Gedanken. Und außerdem ist Lord Frost eine Fee und hat mit Zorngeistern wohl eher wenig zu tun.

Aber wir beschlossen, Michael Fable auf den Zahn zu fühlen. Immerhin war er damals nicht ganz unwesentlich für die Kojanthropensache. Der gute Doktor hat seine Praxis auch immer noch am selben Ort und war zwar nicht sonderlich glücklich über unser Erscheinen, aber immerhin sofort bereit, mit uns zu reden.
Von der Sache damals habe er gar nicht so viel gewusst, beteuerte er, also über die Tatsache hinaus, dass er die neugeschaffenen Kojanthropen psychologisch betreute. Catalina Valdez sei diejenige gewesen, die das Ritual geplant habe. Aber Fable wusste ein bisschen was über die Biester selbst: Nicht nur Wolf und Kojote, sondern alle Raubtiere hätten einen entsprechenden Zorngeist im Nevernever. Es heiße, dass diese (alle oder einige, so ganz klang das nicht heraus) Zorngeister vor vielen Jahrhunderten schon einmal die Grenzen zu dieser Welt durchbrochen und dann hier mit einer großen Zahl an menschlichen Frauen Kinder gezeugt hätten. (Über die Art und Weise und die Brutalität dieser Verbindungen denke ich lieber nicht zu viel nach.) Diese direkten Nachkommen der Zorngeister pflanzten sich natürlich ebenfalls fort, und über die Zeit verwässerte das Blut des Biests immer mehr, bis nur noch ein genetischer Marker in den fernen Nachkommen davon zeugt. Der Kojotengeist sei dabei vor allem unter den Tainó in Erscheinung getreten, weswegen Kubaner anscheinend besonders häufig den Kojotenmarker aufweisen. Ob Alejandra und ich den Marker haben, müsste eine Blutanalyse nachweisen können. Fable wäre sogar bereit, die Analyse durchzuführen – oder Edward findet es auf magische Weise heraus. Das geht auch.

Auf dem Rückweg von Fable fiel Edward ein, dass die von Catalina Valdez damals beschlagnahmten Gegenstände ja noch in der Asservatenkammer liegen müssten, darunter auch das Buch, aus dem sie ihr Ritual gewirkt hat. Vielleicht finden sich darin noch zusätzliche Informationen über das Biest. Außerdem machten wir einen kleinen Schlenker zu mir nach Hause, damit ich Alejandra in den Finger pieksen und ihr ein klein bisschen Blut abnehmen konnte – mehr als zwei, drei Tropfen würde er nicht brauchen für seine Untersuchung, sagte Edward.

Wieder bei Edward wollte Roberto sich endlich das Stück Torte anschauen, das wir am Morgen gefunden hatten. Oder zumindest war das der Plan: Roberto wollte sich den Kuchen vornehmen, während Edward vorhatte, sich unser Blut anzusehen. Der Kuchen war allerdings nicht mehr da, als Roberto ihn aus dem defekten Kühlschrank holen wollte. Einfach weg. Der Schutzzauber, den Edward um den Kühlschrank gezogen hatte, war aber völlig unberührt, und der Teller sah so sauber und frisch gespült aus, als habe nie ein Stück Torte auf ihm gelegen. Den Teller untersuchte Roberto magisch, aber nicht mal darüber gab es irgendeinen Hinweis darauf, dass die Torte jemals existiert hatte. Es muy misterioso.

Wir mussten also erst einmal ausgiebig über dieses Rätsel diskutieren, dann noch ein bisschen über die Biester, während Edward mit Jandras und meinem Blut herumfuhrwerkte, blöde Witze über irgendwelche schwarze Magie inklusive. Vergiss es, Edward, dir sind die Gesetze der Magie genauso ernst wie mir, und wenn ich meinem besten Freund nicht ein paar Tropfen Blut anvertrauen kann, wem dann? Das Ende vom Lied: Wir haben den Marker, alle beide. Seufz.

Und weil das mit der Blutanalyse tatsächlich richtig einfach gewesen und schnell gegangen war, machten Edward und Roberto auch noch ein Ritual, um herauszufinden, ob Kojote oder Wolf gerade in der Nähe sind oder vielleicht sogar beide. Kojote ist tatsächlich ganz nach, auch jetzt schon, während Wolf weit weg ist. Der wird wohl nicht schon übermorgen zum Día de los Muertos, sondern vermutlich erst zum Supermond wirklich zur Grenze kommen. Wir werden uns also morgen nacht bzw. übermorgen bei Tag hoffentlich nur mit Kojote herumschlagen müssen, was wenigstens ein kleiner Trost ist. Kojoten sind zwar auch Raubtiere, aber Wolf wäre vielleicht doch nochmal eine andere Hausnummer. Wir schmiedeten und verwarfen diverse Pläne, was wir mit dem Zorngeist anstellen könnten, wenn er morgen um Mitternacht aus dem Nevernever kommt. Ob wir ihn im Nevernever bekämpfen könnten, ihm eine Falle stellen, nichts davon gefiel uns. Am Ende einigten wir uns darauf, ihn mit fließendem Wasser zu umgeben, sprich auf eine Insel zu locken. Und nach etwas Nachdenken wusste Alex auch genau die perfekte Insel zu dem Zweck. Gut. Dann muss das ja nur noch klappen.

Oh, und so viele Rituale direkt hintereinander blieben Roberto aber doch nicht in den Kleidern stecken. Der Arme hat sich völlig ausgepowert und klagte über Kopfschmerzen, eine Matschbirne und völligen Tunnelblick.

Das war dann ungefähr auch der Zeitpunkt, zu dem uns einfiel, dass morgen ja tatsächlich nicht nur um Mitternacht der Día de los Muertos beginnt, sondern vorher auch noch Halloween ist. Das hatten wir in den letzten Tagen vor lauter Supermond und Ausnahmezustand beinahe völlig vergessen. Und dabei muss die Raith’sche Halloweenparty dieses Jahr etwas ganz Besonderes werden, weil es Totilas‘ erste in seiner Funktion als Oberhaupt von Haus Raith in Miami ist. Adalind ist schon seit Wochen mit den Vorbereitungen beschäftigt. Das Thema soll Science Fiction sein, der Ort eine zu einem UFO ausstaffierte Plattform vor dem Hotel Marbella. Ein Kostüm habe ich auch schon (wäre auch ziemlich schlecht sonst, so einen Tag vor der Veranstaltung), und zwar nicht nur für mich, sondern auch für Jade. Ich habe vor, als Klingone aus Star Trek zu gehen, und Jade wird als Bat’leth kaschiert.

So, jetzt sollte ich aber schlafen gehen – morgen wird ein langer, langer Tag. Oder wahrscheinlich sogar zwei lange Tage. Ich hoffe morgen noch auf eine Chance für einen kleinen Mittagsschlaf, aber darauf wetten, dass ich diese Chance bekomme, würde ich nicht.

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