Projekt ABC: U wie …

Seit Januar läuft das „Projekt ABC„, eine Aktion, die 2009 schon einmal, damals von dem Blog „Kerkis Farbkleckse„, durchgeführt wurde. Jetzt zum Jubiläum hat der Buchblogger Wortmann die Organisation der Neuauflage übernommen. Bei der Aktion geht es darum, jede Woche ein Foto zum gerade fälligen Buchstaben des Alphabets zu posten – eine Aufgabe, die ich ich auf meinem Zweitblog Timber’s Travels mit Bildern von meinen Reisen und Ausflügen erfülle, während ich hier auf Timber’s Diaries die Gelegenheit nutze, um passende Rollenspiele aus unserer Sammlung vorzustellen. Heute an der Reihe:


U wie…


Unknown Armies bezeichnet sich selbst als „roleplaying game of transcendental horror and furious action“ – und das ziemlich düster-gruselige Cover der ersten Edition des Spiels gibt tatsächlich schon einen ersten Hinweis, dass es hier durchaus heftig zur Sache gehen kann. Es ist aber kein reiner Splatter-Horror, sondern die Horrorelemente im Spiel sind eher subtil-psychologisch angelegt und kommen über die paranormale und Okkultismus-Schiene. Die Magie in Unknown Armies ist insofern ungewöhnlich, als dass im Setting festgelegt ist, dass jede menschliche Aktivität, von der man besessen sein kann und die über ein gewisses Konfliktpotential verfügt, die Grundlage für das Wirken von Magie darstellen kann.

Regeltechnisch funktioniert das Spiel mit einem Prozentsystem, hat aber keine festgelegten Fertigkeiten (diese denkt man sich bei der Charaktererschaffung selbst aus) und nur vier Attribute. Stattdessen wird viel Wert auf die Persönlichkeit und die Motivation der Charaktere gelegt. Eine erwähnenswerte Mechanik ist die Reaktion der Charaktere auf die schrecklichen Dinge, die ihnen begegnen: Während Call of Cthulhu beispielsweise nur über einen Wert für geistige Stabilität verfügt, der durch schreckliche Erlebnisse gesenkt wird, die Charaktere also über kurz oder lang zwangsweise wahnsinnig werden, arbeitet Unknown Armies mit der Balance zwischen Wahnsinn und Gefühllosigkeit. Erlebt ein Charakter etwas Schreckliches, gewöhnt er sich zunächst daran, erlebt er aber zuviel davon – und arbeitet er vor allem das Erlebte dann nicht auf -, stumpft der Charakter irgendwann ab (oder wird wahnsinnig; das gibt es auch hier). Diese Spielmechanik finde ich nicht uninteressant, aber auch nicht ganz unproblematisch – ich bin mir nicht sicher, wie gut es mir gelingen würde, in einer längeren Kampagne im Extremfall gegebenenfalls einen emotional völlig abgestorbenen Charakter zu spielen; da würde ich dann vielleicht lieber einen neuen Charakter bauen, wenn es soweit käme. Aber ich habe Unknown Armies auch bisher nur einmal in einem One-Shot gespielt, also kam ich zum Glück noch nicht in die Verlegenheit, es ausprobieren zu müssen.

11 Kommentare

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11 Antworten zu “Projekt ABC: U wie …

  1. Unknown Armys lese ich öfters ;)
    Meistens taucht es hier auf:
    https://inyo.home.blog/

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  2. Guten Morgen, noch nie davon gehört auch nicht irgendwo in der Werbung. Wäre es ein Film würde er mich als Gruselfan sofort interessieren. Eine Frage: Was bedeutet One Shot?
    Lieben Gruß
    Kirsi

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    • Rollenspiele sieht man eigentlich nie in der Werbung – dazu ist das Hobby eine zu winzige Nische. In den 1980er Jahren lagen die Rechte für den Vertrieb des größten deutschen RPGs „Das Schwarze Auge“ bei Schmidt-Spiele, da fand man das Regelwerk und die Abenteuer im ganz normalen Spielregal, und da wurde gelegentlich auch TV-Werbung dafür geschaltet, aber diese Zeiten sind lange, lange vorbei. Heutzutage findet man Rollenspiele vor allem durch Ankündigungen/Vorstellungen/Rezensionen im Internet und durch Mund-zu-Mund-Propaganda beworben.

      Eine One-Shot ist eine einmalige Spielsitzung, etwa vergleichbar einem Film, während eine Kampagne aus mehreren Spielsitzungen besteht und eher mit einer TV-Serie zu vergleichen ist. (In einem Artikel meiner kleinen Reihe „Roleplay 101“ habe ich die unterschiedlichen Möglichkeiten zur Spiellänge beschrieben, falls du ein paar mehr Details dazu möchtest.)

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  3. Oh man, das Cover sieht ja schon sehr „einladend“ aus… Ich glaube, da spiele ich lieber nicht mit. ;-)

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    • Ja, da hast du recht, das ist schon ziemlich fies. Vor allem der Mechanismus, dass Charaktere von den fiesen Dingen, die sie erleben, mit der Zeit abstumpfen. Ich habe mal erlebt, wie ein Charakter, der jahrelang in einer Unknown Armies-Kampagne gespielt worden war, in eine andere, nicht-UA-Runde verpflanzt wurde. In dieser neuen Runde wirkte der Charakter besonders soziopathisch, weil das andere System dieses Abstumpfen, anders als Unknown Armies, eben nicht so inhärent in sich hat. Das hat nicht sonderlich gut gepasst, und ich glaube, mein System wäre Unknown Armies vor allem auf Dauer echt nicht. Für einen One-Shot kann es aber schon ziemlich cool sein.

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