Supernatural – Scenes from the Hanging Tree

Ich hatte ja völlig vergessen, dass Sams Spielerin zu Pattis Abenteuer in Texas auch ein kleines Diary verfasst hat. Wobei es eigentlich gar kein Diary per se war, sondern eher einige kleine, kurze Szenen, was aber dem Text aber meiner Meinung nach einen ganz eigenen Reiz gibt. Deswegen, und damit alle Berichte zu der Session beieinander sind, halte ich die Vignette hier ebenfalls fest. Viel Spaß damit!

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Disclaimer: Das ist keine vollständige Zusammenfassung der Ereignisse

The Hanging Tree

Irgendwo in einem Diner in South Carolina

Das kleine Diner, in dem Sam an diesem Morgen sitzt, ist stickig, aber der Kaffee ist gut, und von den Pancakes, die sie bestellt hatte, ist bis auf den letzten Tropfen Ahornsirup nichts mehr vorhanden.

Betty, die mütterliche Serviererin, schenkt Sam noch etwas Kaffee nach und legt ihr mit einem Lächeln die Tageszeitung auf den Tisch. Die junge Jägerin dankt und beginnt, den frischen Kaffee schlürfend, darin zu lesen.

Auf einer der hinteren Seiten, wo auch überregionale Themen behandelt werden, hält sie erschrocken inne: „Traurige Trittbrettfahrten oder Fluch? Was trieb diese drei jungen Männer in den Selbstmord???“ Doch es ist nicht der Titel, der ihr das Blut in den Adern gefrieren lässt, sondern das Bild eines jungen Mannes, das neben zwei weiteren darunter abgebildet ist. Es ist Ethan. Jener Ethan, mit dem sie schon einige Zeit auf der Jagd verbracht hat und der seitdem immer wieder durch ihre Gedanken streift.

Mit zittrigen Händen nestelt sie nach ihrem Handy und wählt eine Nummer, als sie den Namen unter dem Foto liest: „Albert Vernor, 26“. Es kann nicht Ethan sein. Er sieht ihm sicherlich nur ähnlich.
Dennoch ist sie unendlich erleichtert, als Ethans Stimme am anderen Ende der Leitung ertönt. „Sam?“

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Dimmit, Texas

Wieder ist es ein Diner, in dem Sam vor einem Becher Kaffee sitzt und auf Ethan wartet. Doch es ist nicht seine Stimme, die die junge Jägerin mit Namen begrüßt, sondern die eines hochgewachsenen, attraktiven Schwarzen, der sie aus freundlichen Augen anblickt.

„Gideon – du hier? Schön dich zu sehen. Geht’s dir… gut?“

Unwillkürlich muss Sam an die schwere Verletzung denken, die der Rettungssanitäter bei ihrem letzten Zusammentreffen erlitten hatte.

„Ja. Ich habe mit Ethan telefoniert. Hat er dir nicht gesagt, dass ich auch hier bin?“

Sam schüttelt den Kopf und kommt nicht dazu, noch etwas zu sagen, als plötzlich ein kleines Fellknäuel aufgeregt bellend auf sie zukommt und ihr prompt auf den Schoß springt.
„Miffy!“ Freudig begrüßt sie den kleinen, zutraulichen Hund, der seit ihrer letzten Begegnung einen Narren an ihr gefressen hatte, aber blickt sich auch gleich nach seinem Besitzer um. Lange dauert es nicht, bis Cal, in eine kleine Wolke von Tabakgeruch gehüllt, ebenfalls an den Tisch tritt und ihr gegenüber auf der Bank neben Gideon Platz nimmt.
„Drei ungeklärte Selbstmorde, also?“

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Keiner der drei bemerkt den schweigsamen, dunkelhaarigen Mann, der gerade aus seinem Auto steigt, als sie die Bibliothek der Kleinstadt betreten. Im Inneren werden sie gleich von einer übereifrigen Frau in Empfang genommen, die jedoch resigniert auf eine junge Kollegin verweist, als die Jäger ihr Anliegen formulieren.

Tanee Carlile, eine junge Frau aus einer alten Familie der Stadt, ist direkt ganz aus dem Häuschen, als sie vom Anliegen erfährt, und gleich sprudeln Informationen über den legendären „Hanging Tree“ der Stadt aus ihr heraus.

Ihr ambivalentes Verhalten, das zwischen Euphorie über die romantische Geschichte rund um eine ihrer Vorfahrinnen, Esmeralda Carlile, und deren unglückliche Liebe zu einem Totengräber und dem schuldbewussten, tiefen Bedauern über die Selbstmorde der drei jungen Männer schwankt, findet nur kurz ein Ende, als sie Ethan über den Weg laufen.
„Albert?!“
Tanee bricht fast zusammen, als sie die Ähnlichkeit zwischen ihrem verstorbenen Freund Albert und Ethan bemerkt. Doch sie lässt sich beruhigen, erkennt, dass es nicht Al, wie sie ihn nannte, ist und lässt sich wieder in ihre aufgeregte Stimmung versetzen, als sie das alte Kino, in dem sie die Ausstellung zum Hanging Tree aufgebaut hat, betreten.

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„Wie sie sagte – Ghosttown erscheint etwas übertrieben.“

Der Blick der vier Jäger streift über die alte Kirche und das Farmhaus. In der Ferne ist noch eine Holzhütte erkennbar und auf dem Hügel jener rosa blühende Baum, den die Bewohner den „Hanging Tree“ nennen.

Schon als sie sich den Gebäuden nähern, beschleicht alle ein eigenartiges Gefühl, und auch Miffy bringt kläffend ihr Unbehagen an diesem Ort zum Ausdruck.

Du musst in die Kirche. Er wartet auf eine Nachricht von dir. Du sehnst dich nach ihm, so sehr, dass es dich fast verzehrt…

Sams Schritte werden schneller. Die Kirche. Er wartet. Wer? Sie verwirft den Gedanken. Er ist unwichtig. Sie muss dorthin. Zu ihm.

Eine geisterhafte Frau in viktorianischer Kleidung sitzt in einer der hinteren Bänke des Kirchenschiffs. Sorgsam legt sie einen kleinen Zettel in das Innere eines Gebetsbuchs und legt es zu den anderen, bevor sie die Kirche verlässt und voller Sehnsucht zum Haus des Totengräbers deutet. Dann verblasst sie, ebenso wie der Zettel, dessen Botschaft Sam noch lesen kann. „Heute Abend – wie immer.“

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Mit voller Wucht prallt Ethans Faust auf Cal, der nicht einmal den Ansatz macht, auszuweichen. Nur der Schreckenslaut der jungen Frau, in ihren Armen den kleinen Hund haltend, unklar, wer wem Trost schenken soll.

„Es ist dieser Ort. Er macht… wütend…“, stottert Ethan unbeholfen.

„Mir macht er Angst.“ Zitternd und ängstlich schaut Sam zu Gideon, der ebenfalls fassungslos zwischen Cal und Ethan hin- und herblickt.

„Wir… sollten fort von hier. Es muss hier geschehen sein. Der Mord von Seth Timberlake an seiner Frau Esmiralda, Tanee Carliles Vorfahrin.“

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Ein Mann, selbst sitzend als hochgewachsen zu erkennen, dunkel gekleidet und mit einem Zylinder sitzt an jenem Baum, dessen Stamm rosane Blüten trägt. „Judasbaum“ nennt man ihn im Volksmund, soll sich Judas nach seinem Verrat an einem ebensolchen selbst durch den Strick das Leben genommen haben. Doch je näher sie kommen, desto klarer wird, dass es nicht nur der Geist des Totengräbers ist, der dort am Baum ist.

Ein junger Mann sitzt dort, verzweifelt das Gesicht in seine Hände gestützt, Tränen rinnen seine Wangen hinab.
„Angus… Timberlake? Sind Sie das?“

„Woher… Stecken Sie mit ihr unter einer Decke? Wollen Sie auch dieses wunderschöne Biotop mit Salz zerstören?!“ Aus der Trauer und Verzweiflung blitzt kurz Ärger auf, der rasch beschwichtigt werden kann.

„Sie versucht es immer wieder. Zuletzt hat sie sogar ihren Handlanger Al geschickt. Seitdem halten wir Wache. Ich… weiß nicht, was los ist. Ich bin… meine Ablösung, sie kommt gleich.“

Sein Blick fällt auf Sam und seine Gesichtszüge entspannen sich, als sie ihm anbietet, ihn heimzufahren. Je weiter sie sich vom Baum entfernen, desto klarer wird sein Blick.

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„Auf dem Friedhof sind die Gräber von Seth und Esmiralda Timberlake. Wie müssen nur die Knochen ausgraben, salzen und verbrennen, dann sollten die beiden ihre Ruhe finden.“

„Aber bringt das was? Ich mein… der Totengräber ist der Geschichte zufolge überall hier verteilt. Das Mädchen hatte schon Recht damit, die Gegend zu salzen.“

„Wir müssen sie zusammenführen. Die Liebenden.“

„Indem wir Seths Geist zur Ruhe legen? Vielleicht kann Esmiralda dann zu ihrem Liebsten und er hat keinen Grund sich zu erhängen?“

„Versuchen wirs. Wenns dunkel wird, werden wir sehen, was geschieht.“

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Flammen lodern im Grab, Benzingeruch liegt in der Luft. Vor ihren Augen vergeht der wütende Geist des Seth Timberlake, der bis zum Ende versuchte, den Salzkreis zu durchbrechen. Doch er hatte keine Chance gegen die erfahrenen Jäger.

„Zum Baum!“

Die vier rennen los und bleiben stehen, als sie sehen, wie die Gestalt des Totengräbers am Baum manifestiert. Selbst im Mondlicht scheinen seine rosaroten Blüten zu leuchten. Verzweifelt hält der Mann Ausschau, sucht nach seiner Liebsten. Bis sie plötzlich erscheint.

Gebannt richten sich die Augen auf das verliebte Paar, das beginnt, im Mondlicht um den Baum zu tanzen, sich schließlich küsst und dann langsam vergeht.

Sanft streichen Ethans Fingerspitzen über Sams Handrücken, bevor sie die Berührung abrupt lösen, als sie Gideons wissenden und Cals skeptischen Blick spüren.

„Ich habe mit Cal noch etwas Wichtiges zu besprechen. Unter vier Augen bei einem Bier. Wir sehen uns morgen!“ Gideon zwinkert Sam noch einmal zu, bevor Cal und er den Ort verlassen.

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