Miami Files – White Night 6

Na das lief doch ganz gut. Aber genau für sowas gibt es ja neutralen Boden. Sancía und Richard waren beide fürchterlich nervös und froh über die Anwesenheit einiger Unparteiischer, sprich uns. Sancía merkte nicht mal, dass es bei der Begrüßung beinahe zu Handgreiflichkeiten zwischen Roberto und einem der Red Courts gekommen wäre, so angespannt war sie. Roberto und der Anführer des Schlägertrupps, Pablo, lächelten einander nämlich an, worauf ein weiterer Vampir Roberto finster anstarrte. Dann schenkte unser Kumpel diesem Red Court ein besonders freundliches Lächeln, woraufhin dieser zischte und beinahe auf Roberto losgegangen wäre, wenn Pablo ihn nicht festgehalten hätte. Und mir ging prompt wieder dieser fiese Schauer durch Mark und Bein, nicht um einen Deut abgeschwächt. Irgendwas stimmt da ganz und gar nicht.

Aber wie gesagt: Sancía bekam von all dem gar nichts mit vor lauter Nervosität, und auch Totilas war zur Salzsäule erstarrt, sobald seine Mutter den Buchladen betreten hatte.

Es wurde ein steifes, sehr formelles Gespräch. Richard hätte es fast geschafft, dass seine Frau die Beherrschung verlor, weil er anfing, ihr zu erklären, was sie in Sachen Ritual alles nicht tun dürfe, aber Totilas stellte gerade noch rechtzeitig eine Frage, die Richard aus seinem Redefluss riss.
Es kristallisierte sich dann heraus, dass dieses eine Treffen nicht reichen würde, dass es irgendwann ein weiteres geben muss. Am besten wieder hier im Buchladen, immerhin ist der neutraler Boden. Kontaktieren kann Sancía Richard über uns, wenn nötig, und wir sie über Orféa Baez. Ach nein, besser über Pablo. War ja klar. Der redete übrigens gerade mit Oliver. Daraus, wie der Vampir immer mal zu uns rüber sah und vermeintlich unauffällig deutete, war klar ersichtlich, dass es um uns ging. Na super.

Jedenfalls ging sie dann, nachdem sie uns noch grummelnd zugestanden hatte, den Dauerbefehl gegen Richard erst einmal auszusetzen. Beim Gehen warfen sie und ihr Mann sich einen tiefen Blick zu, der von all den Komplikationen zwischen ihnen sprach.
„Gut, dass es hier keine unsichtbaren Geigenspieler gibt“, murmelte Edward, was ihm einen bösen Blick von Richard einbrachte. „Das wäre jetzt so ein Moment gewesen.“ Diesmal kam der strafende Blick von Roberto. „Edward!“ „Was denn?“

Das Sancía-Problem ist also mal für’s Erste soweit gelöst, jedenfalls bis Richard etwas Konkretes vorweisen kann und es an das eigentliche Ritual geht. Vorausgesetzt, Ms. Canché hält sich an den Deal, versteht sich.

Ahalphu ist eine offene Baustelle – aber da konnten wir gerade noch nichts machen, oder besser, eine andere Baustelle schien uns drängender. Da stand nämlich ja immer noch die Frage im Raum, wer Geralds Nachfolge antreten solle. Marshall oder Totilas, eine andere Möglichkeit sahen wir nicht.
Totilas schaute zweifelnd drein. Er wisse nicht, ob er die Kompetenzen habe, den White Court einer Stadt zu führen, und Marshall müsste man auf den Zahn fühlen. Aber wie ich Marshall einschätzte, bleibe der ohnehin lieber der Ratgeber im Hintergrund, gab ich noch zu bedenken. Und Totilas würde ja nicht alleine dastehen, machten wir unserem Freund Mut.

Ideal wäre es, wenn wir Anabel Raith noch irgendwas anhängen könnten, damit sie die Stadt verlässt und Totilas sich nicht länger mit ihr herumschlagen muss. Nur wie, ist die Frage.
Okay… Was will Anabel Raith? Vor allem will sie unter der Fuchtel ihres Vaters weg, und hier in Miami sieht sie eine Chance dazu. Nur hilft uns dieses Wissen dabei, ihr etwas anzuhängen?
Gäbe es in den Panama Papers, mit denen Marshall sich gerade beschäftigt, vielleicht einen Hebel?
Ähm, nein. Da war sehr schnell klar, dass wir mit einem Hebel aus den Panama Papers nicht Anabel Raith, sondern dem Weißen König höchstselbst ans Bein pinkeln würden, und das wollte keiner von uns.

Totilas hatte dann die Idee, Miami für Anabel zu verderben, es ihr zu verleiden und unschmackhaft zu machen. Aber auch hier wieder die Frage: Wie? Denn Miami ist nun mal eine attraktive Stadt, da wird das mit dem Verleiden gar nicht so leicht. Ihr vielleicht die ganzen Probleme zeigen, die wir hier haben?, schlug Alex vor, aber die Idee gefiel Totilas gar nicht. Damit würden wir ihr Schwachstellen aufzeigen, an denen sie ansetzen könnte, und damit hatte unser White Court-Kumpel natürlich nicht unrecht. Ganz abgesehen davon, dass Totilas sich dazu erstmal bei Anabel einschmeicheln müsste, um überhaupt in der Lage zu sein, ihr Dinge zu erzählen.

Edward überlegte, ob es einen Grund gebe, Anabel zu verhaften, aber dummerweise fiel weder ihm noch uns so richtig einer ein. Das mit den Drogen an der Feier war ja nur im Scherz gesagt, haha.

Wir könnten Spencer Declan gegen sie aufbringen, warf Roberto in den Raum, und das war eine Idee, die bei uns allen Anklang fand. Auch und vor allem bei Richard, der meinte, Declan wolle ohnehin keinen anderen White Court, der hier in der Stadt das Sagen habe, denn Gerald kenne seine Geheimnisse, aber mit Gerald habe Declan seit der White Night damals einen Deal. Sie lassen einander in Frieden, und die weißen Vampire verraten dem Magierrat nicht, wie diplomatisch ihr hiesiger Warden mit dem Red Court umgeht.

Totilas überlegte, dass er zu Declan gehen könne und bei dem auf gut Wetter machen, andeuten, dass er an Geralds Stuhl säge, aber nicht vorhabe, es sich mit dem Ratsmagier zu verscherzen. Das wäre doch schon mal ein Ansatz.
Aber, hmmm… vielleicht hätte Gerald selbst ja noch eine Idee, wie man Anabel anschwärzen oder Declan gegen Anabel aufbringen könnte?

Also statteten wir Gerald einen Besuch ab. Richard ging nicht mit, der wollte nach Haley sehen bzw. sich um Cleo kümmern gehen. Als wir in Raith Manor ankamen, empörte dessen Herr sich am Telefon gerade künstlich, aber höchst überzeugend, über den Aufschub, den er Mashall Raith wegen des Duells gewähren müsse. Sobald er aufgelegt hatte, führte er uns in ein Privatzimmer, wo wir ungestört reden konnten.
„Ihr wollt also Anabel an den Karren fahren.“

Edward wurde von Gerald erst einmal aus dem Zimmer komplimentiert, eine rauchen gehen – Edward raucht gar nicht, aber trotzdem, eine rauchen gehen – oder sich die Beine vertreten oder so. Was Gerald zu erzählen hatte, war nämlich nicht für seine Polizistenohren bestimmt. Okay, ich hätte das jetzt auch nicht so dringend hören müssen – ja, ja, ja, ich weiß. Naiv, Alcazár. Es ist ja nun nicht so, als ob ich nicht gewusst hätte, dass Miamis Vampire in Drogen unterwegs sind – aber ich bin wenigstens nicht dazu verpflichtet, Maßnahmen zu ergreifen. Denn Gerald erzählte uns, was es mit diesem Deal zwischen ihm selbst und Orféa Baez auf sich hat, der schon mal erwähnt wurde. Das war nichts weiter als ein Tausch, eigentlich, aber ein für beide Seiten profitabler.
Das Geschäft mit dem Ecstasy für die Touristen hatte Raith im Zuge dieses Deals jedenfalls an den Red Court abgegeben, während die Drogen in der Pornobranche an den White Court gingen.
Gerald habe gewusst, dass der White King kommen bzw. jemanden schicken würde, sagte er, und dann habe er in der Lage sein wollen, etwas vorzuweisen, das dem Weißen Hof einen Vorteil brächte. Was das genau für ein Vorteil sei, darauf ging er nicht näher ein.

Ob und inwieweit das Wissen um dieses Geschäft uns jetzt dabei hilft, Anabel Miami zu verleiden oder nicht, bin ich mir noch nicht ganz sicher. Aber es ist vielleicht schon mal gut, es zu haben. Als Edward aber dann wieder im Raum war, wandten wir uns weiteren Möglichkeiten zu, die junge Dame aus der Stadt zu ekeln.
Unsere Idee, Spencer Declan auf sie anzusetzen, fand der ältere Raith gar nicht übel. Der Warden sollte vielleicht von Geralds designiertem Nachfolger, sprich Totilas, erfahren, dass Anabel in dieser Stadt eine ganz schlechte Idee wäre.

Totilas‘ Großvater wusste außerdem, dass Anabel mit Cicerón Linares gesprochen hat. Ohooo. Und die Erwähnung von Linares brachte mich auf einen Gedanken. Dass es interessant wäre zu wissen, ob Anabel am Coral Castle mit Camerone gesprochen hat, nämlich.
Unwahrscheinlich, befand Gerald, oder wenn, dann vermutlich nicht sonderlich erfolgreich. Camerones Ziel im Leben wie im Geistertum sei es, ihm selbst das Leben schwer zu machen, aber für Totilas habe sie schon immer eine kleine Schwäche gehabt. Den würde sie vermutlich sogar gegen Anabel unterstützen, wenn er sie darum bäte, Geister schicken, um Anabel Steine in den Weg zu legen und dergleichen.
Ob es wirklich so schlau ist, bzw. wieviel es schaden kann, wenn Totilas sich bei seiner Urgroßmutter wirklich auf diese Weise in Schuld bringt, das ließen wir mal dahingestellt.

Wann sollte es eigentlich bekannt werden, dass es im White Court von Miami einen Führungswechsel gegeben hat, überlegten wir dann. Spätestens, wenn das Duell nicht stattfindet, weil Gerald verschwunden ist, passiert das ganz von selbst. Wobei das Duell vielleicht doch stattfindet, weil die Champions ja erscheinen werden und ihre Kämpfe auch in Abwesenheit des Hauptbeteiligten austragen können. Aber vielleicht können wir Cherie ja auch davon überzeugen, eben nicht anwesend zu sein. Das darf dann aber nur ganz kurz vorher passieren, sonst stellt die noch eine Dummheit an. Wie Anabel erschießen zu wollen, zum Beispiel.

Ich weiß gar nicht mehr, wie es genau kam, aber plötzlich waren wir beim Herrn der Ringe. Ich glaube, wir hatten es gerade nochmal von Spencer Declan und dem White Council, und mit einem Mal fing Gerald an, laut darüber nachzugrübeln, ob der Weiße Rat im Herrn der Ringe oder der Magierrat in Edinburgh zuerst da gewesen sei. Ach was, korrigierte er sich sofort, den Rat der Magier gebe es ja schon seit Jahrhunderten. Aber vielleicht hatte J.R.R. Tolkien Verbindungen zu einem Ratsmagier, warf ich ein, und kam auf diese Weise an die Inspiration für den Namen?

Vom Weißen Rat und Tolkien landeten wir bei Gandalf, der erst der Graue war, ehe er zum Weißen wurde. Ob White Court-Virgins dann erst als „grau“ zählen, ehe sie zu echten White Courts werden? Hey, warte, ging es von da aus weiter. Dann wäre ja unser Versuch, Gerald wieder zum Menschen zu machen, eine Art ‚Operation Gandalf‘? Nein, das passte nicht so recht. Gandalf wurde ja erst zum Weißen. Lieber ‚Operation Saruman‘. Der wurde vom Weißen zum Nichts.

Okay, dann wäre die Sache mit Anabel vielleicht ‚Operation Gollum‘?, schlug Totilas vor. Dem (zumindest innen) hässlichen Gegenspieler etwas abjagen/verweigern, das dieser haben möchte? Und Ahalphu zurück nach Xibalba zu schicken, könnte man ‚Operation Valinor‘ nennen, fiel uns ziemlich schnell ein. Ein nicht-menschliches Wesen nachhause bringen und so. Nur was wäre dann die Aktion mit dem Ritual für Sancía? ‚Operation Kankra‘, warf Totilas in den Raum, aber da war ich nicht so überzeugt von. Klar, man könnte sagen, Sancía hat ihre Finger im Red Court wie ein Spinne im Netz, aber… hmmm. Nein. Nicht so richtig.

Gerald hörte sich unser Gefrotzel eine Weile mit zunehmender Belustigung an, bis er schließlich in gespielter Verzweiflung den Kopf schüttelte. „Ihr seid so schlimme Nerds!“
Hey, ich bin Schriftsteller! Ich schreibe Fantasy-Romane! Was erwartet er? Ganz abgesehen davon, dass Gerald selbst lustig – und durchaus sachbewandert – mitmischte, so ist es ja nun nicht.
Das Nerd-Spielchen setzten wir dann noch ein bisschen fort, indem wir über Ringe der Macht philosophierten, bis Gerald genug davon hatte, seufzte und mit Anabel reden ging.

Während wir auf Gerald warteten, stellten wir auch fest, dass Roberto den Herrn der Ringe noch gar nicht kennt. Edward grinste und meinte, er hätte nie gedacht, dass er das mal sagen würde, aber vielleicht sollten wir Roberto zum Geburtstag das Buch schenken? Hmmm, brummelte Roberto, dann doch lieber eine lange Filmnacht. Aber erst, wenn unsere derzeitigen akuten Baustellen einigermaßen geklärt sind. Alles klar, kann er haben – Totilas‘ Bildungslücke in Sachen Star Wars haben wir ja auch gestopft!

Im Zusammenhang mit unseren diversen Baustellen brachte unser White Court-Kumpel dann noch eine andere Idee ins Spiel. Wir wollen doch im Red Court von Miami in nächster Zeit grundlegend etwas verändern – wäre das vielleicht ein Argument, um Anabel die Stadt zu verleiden? Hmmm. Mal ein ganz anderer Gedanke, aber keiner, mit dem wir anderen uns so recht anfreunden konnten, aus mehreren Gründen. Erstens: Das ist ein sehr langfristiger Plan; Richard wird bestimmt nicht morgen oder auch nächste Woche mit seinen Forschungen erfolgreich sein. Zweitens: Der Plan ist streng geheim. Wenn bekannt würde, dass man aus Vampiren einfach so ihre Dämonen herausholen – oder es zumindest versuchen – kann, dann könnte das Konsequenzen haben, die wir jetzt so noch gar nicht in ihrer vollen Tragweite absehen können. Machtkämpfe, die darüber ausgetragen werden, dass man dem Gegner gewaltsam den Dämon entfernt… aber, nein, das ginge schonmal nicht, denn den Dämonen herausholen kann man ja anscheinend nur, wenn das Versuchsobjekt auch willig mitmacht. Aber trotzdem. Das ist garantiert nichts, von dem ich wollte, dass Anabel Raith – und somit auch der Weiße König – es erfährt. Und der Weiße König würde das mit ziemlicher Sicherheit als Gefährdung ansehen und Schritte unternehmen. Ähm… nein.

Irgendwann kam Gerald wieder, erstaunlich guter Laune und ein Grinsen unterdrückend. „Sie hatte genug von mir“, erzählte er amüsiert, ehe sich sein Grinsen doch Bahn brach. „Sie wird keinerlei Ahnung haben, was ihr von ihr wollt – und das wird sie wahnsinnig machen!“

Mehr konnten wir dann erstmal nicht tun, also trennten wir uns; es war ja auch schon ziemlich spät. Totilas kontaktierte noch Declans Telefondienst, dass er gerne mit ihm sprechen wolle. Wir haben keine Ahnung, wie lange der Warden brauchen wird, um sich zurückzumelden, also haben wir beschlossen, morgen erst einmal Operation Valinor anzugehen. Für mich ist es jetzt auch langsam Zeit ins Bett zu gehen, es war ja doch ein langer Tag.

Ha! Hahaa! Wir wollen dafür sorgen, dass Sancía ihre Seele wiederbekommt – ist doch klar, wie die Sache heißen muss. Operation Théoden, ganz eindeutig!
So, jetzt aber. Gute Nacht!

07. November

Römer und Patrioten, ich berichte voller Stolz: Operation Valinor ist geglückt!

Als wir uns heute vormittag trafen, gingen wir ernsthaft das Problem an, was wir mit Ahalphu denn nun genau tun sollten, welcher Sport ihn wohl dazu verleiten würde, nach Hause zurückzukehren. Alex schlug vor, eine mechanische Rennbahn zu bauen. Mechanisch deswegen, weil es in Xibalba ja keinerlei Technik gibt, sogar Dampftechnologie sollte schon zu modern sein. Aber Kettcars zum Beispiel werden ja nur von Muskelkraft angetrieben, und die zu besorgen, sollte kein Problem sein.

Irgendwer (Roberto?) hatte noch den Gedanken, ob man Ahalphu vielleicht diverse Kartenspiele beibringen sollte, aber der Gedanke an Skelette mit Karten in den Knochenhänden ließ uns von dieser Idee dann doch Abstand nehmen. Also Kettcar-Rennbahn, alles klar.

Ich stiftete ein bisschen Kapital, Alex ließ seine Kontakte spielen, und so dauerte es gar nicht lange, bis wir einen überaus ansehnlichen Haufen an Rennbahnmaterial zusammen hatten. Fehlten nur noch die Ritualzutaten, um Ahalphu auch zu uns zu rufen. Die waren ziemlich ekelhaft, wenn ich das mal so sagen darf, immerhin reden wir hier von einem Seuchendämon.
Irgendwelche garstigen Bilder, die ich mir gar nicht genau anschauen wollte, von rotten.com. Das Geräusch eines Otto-Motors. Verdorbenes Hundefutter für das Schmecken und medizinische Abfälle zum Riechen – und ja, beides ist so widerlich, wie es klingt. Roberto brachte noch etwas esoterisches Räucherwerk für die Seeele und die kleine Statue eines Maya-Dämons zum Berühren, und ein alter Maya-Text war für den Geist.

Mit all diesen Sachen fuhren wir hinaus zu der Grotte, die Haley entdeckt hatte. Sie war auch schon dort, zusammen mit Eleggua. Der sah gerade sehr jung und vital aus und erklärte, sie würden eigentlich bestimmt auch zu zweit mit so einem Eiterdämon fertig, aber besser, sie müssten es nicht. Nein, setzte Haley noch hinzu, das wäre nicht so gut. Denn lauter Totengötter, die sich da prügelten, das täte der Landschaft sicherlich nicht so gut.

Ääääähm. Das war dann wieder mal so ein Moment, wo dem imaginären Comic-Cardo die Kinnlade runtergeklappt wäre. Also eigentlich hätte ich es mir ja denken können. Dass Haley kein normaler Mensch ist, war mir ja klar. Aber ich hatte eben so in Richtung Emissary gedacht, so wie Alex etwa, nur halt… ich weiß nicht. Übernatürlicher. Aber irgendwie machte es da jetzt erst ‚klick‘. Haley, Hel, natürlich! Totengötter. Seufz.

Es war also besser, dass wir auch da waren, um mit Ahalphu fertig zu werden. Aber erst einmal mussten wir ihn überhaupt herbekommen.
Das Ritual war gar nicht so leicht. Beinahe wäre es Edward entglitten, hatte ich den Eindruck, aber mit Robertos Unterstützung bekam er es dann doch unter Kontrolle.
Irgendwann erschien der Eiterdämon, aber er ließ sich Zeit, damit es bloß nicht so aussähe, als springe er sofort, wenn man nach ihm pfeife, schaute vermutlich erst sein Autorennen zuende oder so. Sonderlich begeistert war er nicht, dass wir ihn gerufen hatten, aber doch einigermaßen höflich. Was wir denn von ihm wollten?

Alex erklärte ihm unsere Idee von den Rennen mit den mechanischen Kettcars. Ach nein, befand der alte Maya, das sei ja langweilig, wenn alles nur an den Kämpfern selbst hinge und die gar keine Hilfsmittel zur Verfügung hätten! Aber gerade das mache es doch gerade so spannend, erwiderte Alex: Es komme eben ganz allein auf die Wettkämpfer an, auf deren Muskelkraft und deren Ausdauer und deren Durchhaltewillen! Und Hilfsmittel hätten sie ja in den Tretautos, nur eben keine so schnellen wie in der Formel 1.

Tatsächlich ließ Ahalphu sich überzeugen. Er fing sogar leicht an zu grinsen, als Alex von ‚nicht so schnell‘ sprach. In Xibalba gebe es so viel Magie, da ließe sich schon was machen.
„Ihr habt mich beeindruckt“, sagte er schließlich. „Ihr habt mir einen Gefallen getan, und das passiert nicht allzu oft. Wenn ihr je mal einen alten Eiterdämon brauchen solltet…“ Und mit diesen Worten überreichte er Alex einen Ring. Dann steckte er die ganzen Materialien in die Jackentasche – und ja, ich weiß, dass ich das gerade geschrieben habe. Er steckte die ganzen Materialien, Kettcars, Holz, Nägel, Werkzeuge, das ganze Programm, in seine Jackentasche. Fragt mich einfach nicht, wie – und sah uns erwartungsvoll an.

Haley und Eleggua legten ihr menschliches Aussehen ab. Beide wurden größer, präsenter, beeindruckender, Eleggua tiefschwarz und Haley – Hel – knochenbleich, ehe sie ein vollkommen präzises Tor öffneten. Ahalphu ging hindurch, das Tor schloss sich, die beiden Totengötter nahmen ihre Menschengestalt wieder an, und damit war Operation Valinor beendet.

Bis auf die Frotzeleien, die unweigerlich folgten. Bei uns folgen immer Frotzeleien. Ich glaube, wir haben sogar in Ruiz‘ Kerker damals blöde Witze gemacht. Wobei, nein. Da vielleicht nicht.
Aber diesmal jedenfalls fingen wir an, zu sinnieren, dass, wenn die Tretautos in Xibalba ein Erfolg werden, vielleicht irgendwann alle Unterwelten welche haben wollen. „Martin’s Kettcars – We take you (N)Everywhere!” Nur im Hades wäre das mit den Kettcars vermutlich etwas schwierig. Aber hey, Tretboote für den Styx!

Haley fragte dann sogar durchaus ernsthaft, ob Alex ihr sowas für Helheim bauen würde, und unser Kumpel versprach ihr, sich darum kümmern zu wollen. Aus Konkursmassen von Sportgeschäften und ähnlichem sollten sich ja wohl genug Tretautos auftreiben lassen, um das hinzubekommen!

Oh, und von meinen komischen Wallungen, wenn ich diesen Pablo sehe oder nur an ihn denke, habe ich den Jungs auch erzählt. Die wussten, dass es wohl irgendwas mit dem Speichel der Rotvampire auf sich hat. Brrrr. Gut zu wissen. Aber irgendwann habe ich das Zeug ja dann hoffentlich auch mal wieder aus mir raus.

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