Igniculus-in-Arden: 04. August 2021


Solange es Tag ist, unternehmen die Igniculi nicht mehr viel; der Nachmittag ist ja bereits vorangeschritten. Nachts jedoch wollen sie wie geplant den Friedhof aufsuchen und Pauls Laute überprüfen – was aber der andere Übernachtungsgast in Ottos Scheune möglichst nicht mitbekommen soll. Nachdem Cedric also am Abend wieder aufgespielt hat und die Dorfbewohner nach Hause gegangen sind, warten die Gefährten darauf, dass Bartholomew   einschlägt. Das dauert aber eine ganze Weile: Nachdem der Spielmann sich in seine Box zurückgezogen hat, kann Cedric hören, dass er dort drinnen noch irgendetwas treibt. 

Unter dem Vorwand, dass er etwas verloren habe und suche, betritt er Bartholomews Verschlag.  Der Musiker sitzt auf seiner Pritsche und betrachtet eine Flöte, die er in der Hand hält. Das Instrument ist alt, schon etwas abgewetzt, und es fehlt ihr das Mundstück. Cedric tut so, als hätte er nichts Verdächtiges erwartet und als würde er die Flöte eben erst bemerken. Als er Bartholomew auf das ‚interessante Stück‘ anspricht, gibt Musiker sich ganz normal. So interessant sei es doch gar nicht, eine alte Flöte eben, und nicht mal spielbar. Ob er kein neues Mundstück dafür wolle?, erkundigt sich Cedric, worauf Bartholomew relativ gleichgültig erwidert, vielleicht in Warwick. Alles in allem hat Cedric zwar den Eindruck, die Flöte bedeute dem anderen Spielmann viel, aber nicht auf eine unlautere Weise. Während er noch redet, steckt Bartholomew das Instrument weg, aber nicht, als sei er bei etwas Verbotenem ertappt worden, sondern ganz nebenbei, auch nicht besonders ehrfürchtig. Es sieht aus wie eine seit langem eingeübte, vertraute Bewegung, als sei es ein Ritual, das Bartholomew jeden Abend vor dem Schlafengehen ausübt. 

„Ein Erbstück?“, fragt Cedric.
„Nicht direkt“, antwortet Bartholomew, „aber wir haben zusammen sehr viel durchgemacht.“
„Oho“, macht der Barde, „das klingt interessant. Die Geschichte würde ich irgendwann gerne hören.“
„Irgendwann vielleicht“, wimmelt Bartholomew ihn ab“, „nicht jetzt.“

Sobald Cedric sich daraufhin mit einem „In Ordnung, gerne irgendwann dann“ und einem „Gute Nacht“ verabschiedet hat, wird es dann auch irgendwann ruhig in Bartholomews Verschlag.
Die Igniculi warten noch etwas ab, dann verlassen sie die Scheune und gehen zum Friedhof. Im Dorf ist es still, alle Häuser sind dunkel, und unter dem wolkenverhangenen Himmel ist es stockfinster. Aus diesem Grund will Constantia eigentlich den Zauber „Eyes of the Cat“ wirken, damit sie und ihre Gefährten im Dunkeln sehen können, aber das gelingt ihr überhaupt nicht, und die unkontrolliert austretende magische Energie verstärkt sogar eine bereits leicht vorhandene magische Korruption bei ihr. Einen Stein für jeden mit einem einfachen Lichtzauber zu versehen, funktioniert jedenfalls deutlich besser. 

Da Cedric tagsüber den Friedhof ausgekundschaftet hat, ist es jetzt kein Problem, die Stelle, an der Paul liegt, wieder ausfindig zu machen. Knut öffnet das Grab, während Cedric und Constantia pro Forma mithelfen bzw. aufpassen, dass niemand kommt. Der kräftige Nordländer arbeitet nicht nur schnell und kraftvoll, sondern vor allem leise, so dass niemand etwas hört, und es dauert auch gar nicht lange, bis die Schaufel auf Holz schabt und sie den Sarg freigelegt haben. 

Darin liegt tatsächlich Pauls Leichnam, die Hände des Spielmanns über dem Hals seiner Laute gefaltet. Das Instrument ist kein Meisterwerk, aber gut und fachmännisch gefertigt, stellt Cedric fest, der mit hinunterklettert, um sich die Laute genau anzusehen. Mit seinem geschulten Auge bemerkt er, dass das Instrument zwar keine Inschriften oder sonstige Markierungen enthält, dass aber das Holz viele kleine Mikrorisse aufweist, die sich zwar nicht auf den ersten Blick erkennen, aber mit den Fingern erspüren lassen – ganz so, als sei die Laute starken Vibrationen ausgesetzt gewesen, und zwar anderen Vibrationen als denen, für die sie ausgelegt ist. Leise schlägt der Barde einige Töne an, ohne die Laute aus Pauls Armen zu entfernen, und stellt dabei sofort fest, dass das Instrument komplett verstimmt ist, und zwar deutlich stärker als normal, also richtiggehend verzogen; deutlich mehr verzogen, als drei Tage in einem Grab eigentlich hätten bewirken dürfen. Vielleicht ist die Laute feucht geworden und dann wieder getrocknet? Oder war vielleicht noch etwas anderes im Spiel? 

Mehr werden die Igniculi hier wohl nicht herausfinden, also macht sich Knut ebenso schnell und geschickt wie zuvor daran, das Grab wieder zu schließen, während Cedric wieder hilft und Constantia weiter aufpasst. Inzwischen ist Wind aufgekommen, und für einen Moment glaubt die Maga, eine ganz seltsame Musik zu hören. Nur für einen Herzschlag weht der Wind die Töne zu ihr, und ganz kurz stellen sich ihre Nackenhaare auf, und es fühlt sich an wie ein Schlag in die Magengrube, als etwas ihren magischen Schutzschirm, die Parma Magica, durchdringt.

Während diesen magischen Schlag in die Magengrube nur Constantia spürt, hören auch die beiden Männer, dass in einiger Entfernung im selben Moment jemand zu schreien beginnt. Die unartikulierten Schreie einer männlichen Stimme nähern sich, bewegen sich auf die Kirche zu. Constantia und Knut eilen direkt darauf zu, während Cedric einen kleinen Schlenker macht, damit es nicht so aussehen soll, als käme er direkt vom Friedhof. Im Dorf werden in mehreren Häusern Lichter entzündet, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis die ersten Bewohner herauskommen werden.

Ein Schatten rennt taumelnd und völlig von Sinnen auf die Kirche zu, wo er mit voller Wucht gegen die nach oben ins Gebäude führende Treppe prallt. Ein trockenes Knacken ist zu hören, dann bricht die Gestalt zusammen und rührt sich nicht mehr. Die Gefährten verziehen sich schleunigst, aber nicht, ohne im Vorbeigehen einen Blick auf den Toten zu werfen. Es ist Horace, also beeilen die Igniculi sich noch mehr, denn man hat im Dorf ja gesehen, dass Cedric am Tag den Psalmisten besucht hat. An einem Haus, dessen Bewohner es bereits verlassen hat, halten sie an, um die Erde von ihrer Kleidung zu entfernen. Während sie sich reinigen, erzählt Constantia den beiden Männern, was sie gespürt hat: „Das war Magie. Da war diese seltsame Melodie, dann kam was durch meinen magischen Schutz, das wehgetan hat.“ „Dieselbe seltsame Melodie wie bei Baldwin?“, will Cedric wissen, aber das kann die Flambeau nicht beantworten, weil sie die Melodie, die aus Baldwins Haus kam, ja nicht gehört hat. Dann mischen die Gefährten sich unauffällig unter die Menge bei der Kirche, als seien sie auch ebenfalls erst aufgewacht und aus dem Dort gekommen, frei nach dem Motto: „Nanu, was ist geschehen?“

Die Menge umsteht den Toten; auch Pater Richard ist anwesend. Die Stimmen der Dörfler gehen wild durcheinander: „Horace ist tot!“ „Er liegt da bei der Kirche!“ „Hat Pater Richard ihn jetzt doch erschlagen nach all den Auseinandersetzungen, die sie hatten?“ „Das kann ich mir nicht vorstellen.“

Die Igniculi sehen sich an der Kirche um, aber es gibt hier nicht viel zu entdecken. Horace kam alleine angerannt, niemand sonst war in der Nähe. Der Tote hat einen ebenso entsetzten Gesichtsausdruck, wie Baldwin ihn gehabt haben muss, bevor der Pater seine Züge glättete, aber er hat keine blauen Flecken und Kratzer an Händen und Armen, also hat er wohl nicht sein Instrument zertrümmert. Als die Igniculi sich unauffällig zurückziehen, um sich bei Horaces Haus umzusehen, stellen sie fest, dass der Psalmist wohl nach Dunkelwerden noch einmal weggegangen sein muss. Spuren führen zu einem Geräteschuppen am Rand des Kirchenareals; dort muss Horace wohl hingegangen sein und länger dort gewartet haben, denn die Erde an dem Schuppen weist Anzeichen auf, dass dort jemand wohl länger erst gestanden hat und dann auf- und abgelaufen ist. Außerdem führen die Spuren sehr großer Schritte in Richtung Kirche weg, woraus die Igniculi schließen können, dass es wohl hier war, wo der Psalmist von der Magie getroffen wurde. Und tatsächlich finden sich hinter dem Schuppen weitere Spuren, die die Gefährten aber nicht zuordnen können. Diese Spuren befinden sich auch nur hinter dem Schuppen, während Horaces nur vor dem Schuppen zu finden sind, also sind der Psalmist und sein Mörder sich offenbar nicht begegnet.

Da die Leute sich gerade bei der Kirche und der Leiche versammeln, kann Constantia am Schuppen ungehindert zaubern. Mit einem Intellego Vim versucht sie die magische Energie in der Umgebung zu analysieren, aber ihr Zauber reicht nur aus, um festzustellen, dass gerade keine Magie aktiv ist. Ob in der Vergangenheit hier welche gewirkt wurde, bzw. welche es genau war, kann sie nicht ermitteln. Währenddessen schaut sich Cedric in dem Geräteschuppen um, aber hier finden sich nur die Gerätschaften des Friedhofswärters: Schaufeln, eine Schubkarre und dergleichen und sonst nichts Auffälliges.

Zurück an der Kirche mischen die Gefährten sich noch einmal unter die Menge, damit es nicht auffällt, dass sie eine Weile nicht da waren, und werden natürlich von den Leuten ins Gespräch verwickelt. Während Cedric dies nutzt, um unauffällig weitere Fragen zu stellen und Dinge in Erfahrung zu bringen, zum Beispiel, wann der Pastor eigentlich genau in der Menge angekommen ist, zündet Constantia geschickt mehrere Nebelkerzen, um der Gruppe ein Alibi zu verschaffen und sie unverdächtig dastehen zu lassen. Und tatsächlich gelingt es der Flambeau, jeden Verdacht, der überhaupt vielleicht nur gegen die Igniculi aufkommen könnte, bereits im Keim zu zerstreuen. Cedric findet indessen heraus, dass der Pastor bereits vor Ort war, als der erste Schaulustige aus dem Dorf ankam. Nun gut, der Kirchenmann wohnt direkt vor Ort, aber dennoch. Die reine Tatsache ist etwas, das der Barde im Hinterkopf behält.

Andererseits verhält der Geistliche sich bei näherem Hinsehen vielleicht doch nicht so verdächtig. Während er dafür sorgt, dass der Leichnam in der Kirche aufgebahrt wird, ist Pater Richard merklich erschüttert. Zwar spricht er den Leuten Trost und Mut zu und versichert ihnen, dass alles gut werden werde und sie Ruhe bewahren sollen, aber man merkt ihm an, dass das alles nur Fassade ist, dass es ihn eben doch sehr trifft, dass noch eines seiner Schäflein den Tod gefunden hat, ganz gleich, ob er und Horace Streit miteinander hatten oder nicht.

Auch mit Bartholomew spricht Cedric. Der fahrende Spielmann kannte Horace ja nicht, er ist also nicht so entsetzt wie Pater Richard, sondern seine Betroffenheit über den Toten als ortsfremder Außenseiter eher grundsätzlicher Natur, vielleicht ähnlich wie bei Cedric selbst. Von einem Unterton, als versuche der Spielmann einen Blackout zu verbergen oder als befürchte er, dass seine Flöte etwas Böses angerichtet haben könnte, ist ebenfalls nichts zu hören: Bartholomew scheint wohl doch auch nichts mit der Sache zu tun zu haben.

Als zweites vor Ort war Benedict, erfährt Cedric. Im Gespräch mit dem Schmied spürt er bei diesem eine gewisse Einstellung des „geschieht ihm recht“. Überhaupt hat der Mann eine recht kurze Lunte, erzählt man dem Barden, und das haben die Igniculi ja selbst auch schon gemerkt. Er lege sich mit vielen Leuten an und sei nicht beliebt im Ort. Bei einem Gespräch, das Cedric mit zwei Dorfbewohnern gleichzeitig führt, kann er das merken:
„Ausgerechnet Benedict behauptet, Richard war als erster hier. Kann man dem überhaupt vertrauen?“
„Naja, es wäre doch seltsam, wenn Richard nicht der erste gewesen wäre, er wohnt ja hier…“
„Aber komisch ist es schon…“
Constantia kommt nun der Verdacht, Benedict könnte vielleicht Baldwins Tochter Olivia festhalten – immerhin hatte er sie gewollt, und er scheint ja offenbar jemand zu sein, der sich nimmt, was er will. 

Irgendwann zerstreut sich die Menge, kehrt zurück in ihre Häuser, und auch die Igniculi machen sich auf den Weg. Vorher allerdings verschließen sie auf dem Friedhof erst Pauls Grab wieder vollständig.
Anschließend überlegen die Gefährten noch ein wenig hin und her, bevor sie sich schlafen legen.
Constantia hat den tödlichen Ton nur kurz gehört, deswegen wirkte er für sie nur wie ein kurzer Schlag in die Magengrube und hatte keinen lang anhaltenden Effekt. Der Wind, und mit ihm die magische Melodie, kam von dem Schuppen, bei dem die Sodales vorhin nichts gefunden hatten. Aber am nächsten Tag wenn es hell ist, wollen sie sich die Stelle nochmal ansehen – vielleicht klappt es mit dem Zaubern für die Flambeau bei Tag ja besser, und die Stelle, wo der Magier stand, haben sie sich ja gemerkt.
„Könnte das eigentlich Flötenmusik gewesen sein?“, fragt Cedric, der den Ton selbst ja nicht gehört hat, was Constantia zwar nicht direkt bestätigen kann, aber nicht für unmöglich hält.

Am nächsten Morgen ist der Tod von Horace das Gespräch im ganzen Dorf. Es gibt die wildesten Gerüchte, wobei manche Bewohner Pater Richard verdächtigen, den Psalmisten erschlagen zu haben, aber Schmied Benedict nicht im Verdacht zu stehen scheint. Und zum Glück erwähnt auch niemand seltsame Vorgänge am Friedhof oder offene Gräber.
Wie geplant, gehen die Igniculi noch einmal zu dem Schuppen an die Stelle, wo gestern nacht der Magiewirker stand. Wieder versucht Constantia es mit einer Anwendung von Intellego Vim, aber wieder kann die Flambeau nichts erkennen. Offenbar ist die Kirche mit ihrer magietötenden geistlichen Aura einfach zu nah.

Nun gut, dann eben ein anderer Plan: Vielleicht sollten die Sodales noch einmal Benedict auf den Zahn fühlen? Die Schmiede durchsuchen, ob vielleicht Olivia dort gefangen gehalten wird? Und welchen Grund hatte Horace überhaupt, nachts dort bei diesem Schuppen auf- und abzutigern?

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