[RPG-Blog-O-Quest] Juni 2018: „Die 6Ws“

Im Juni läuft die RPG-Blog-O-Quest etwas anders als in den letzen 2 1/2 Jahren immer. Seit die Aktion im Oktober 2015 von Greifenklaue und Würfelheld ins Leben gerufen wurde, ging es bisher immer darum, dass – entweder von den Erfindern selbst oder auch zunehmend von anderen Ausrichtern übernommen – der deutschsprachigen Rollenspielblogszene jeden Monat fünf Fragen zu ganz unterschiedlichen Themen gestellt wurden, was den Bloggern eine Möglichkeit gab, über ihre ganz persönlichen Spielgewohnheiten und -vorlieben zu berichten. Diesmal jedoch ruft Seanchui Goes Rlyeh die Szene dazu auf, kreativ zu werden und anhand der 2009 auf dem Blog ‚Evil Machinations‘ postulierten „6Ws“ ein Abenteuer zu gestalten. Dabei nimmt man eben diese aus der Literaturtheorie bekannten sechs mit „W“ beginnenden Fragen und nutzt sie als Aufhänger, um ein Abenteuer daraus zu stricken. Ich habe keine Ahnung, ob mir das gelingen wird, aber versuchen will ich es wenigstens. Und wenn am Ende nur ein kleiner Plot-Hook dabei herauskommt.

Vom Setting her soll es Urban Fantasy werden, einfach weil das das Genre ist, in dem ich momentan am meisten leite und die Fingerübung deswegen einen praktischen Nutzen für mich selbst hat. Aber dass es Urban Fantasy werden soll, heißt auch: Supernatural-Hühner, Nase raus hier!

DIE FRAGEN

1. Wer?
Wer ist der Bösewicht in Eurer Geschichte, so es einen gibt? Wer führt die Charaktere in das Abenteuer? Und wer spielt noch eine wichtige Rolle?

2. Was?
Was müssen die Charaktere erreichen, um das Abenteuer abzuschließen? Gibt es spezielle Gegenstände oder spezielles Wissen, das sie dafür brauchen?

3. Wann?
Zu welcher Jahreszeit spielt das Abenteuer? Spielt Zeit noch eine größere Rolle – gibt es zum Beispiel einen Wettlauf gegen die Uhr?

4. Wo?
In welcher Umgebung spielt das Abenteuer: Stadt, Wildnis oder Dungeon? Ist das Land, der Planet oder die Region wichtig für den Plot und verdient Erwähnung? Welche besonderen Locations werden die Charaktere besuchen?

5. Warum?
Was ist die Motivation der Charaktere? Wie sieht die Belohnung für einen Erfolg aus, bzw. die Konsequenz eines Mißerfolges?

6. Wie?
Wie gehen die Charaktere idealerweise vor? Welche Stolpersteine für die Spieler erwartest Du und wie kann der Spielleiter sie umgehen?

TIMBERS ANTWORTEN

Letzter Hinweis für meine Supernatural-Mitspieler: Raus hier! Jetzt!

Vorbemerkung
Ich habe kürzlich zwei höchst amüsante Folgen einer Doku-Soap gesehen, bei der Karl Geiger, ein offenbar in Autofahrerkreisen ziemlich bekannter, auf amerikanische Autos spezialisierter Autohändler und -tuner, die Barrett-Jackson Automobil-Auktion in Scottsdale, Arizona besuchte. Das inspirierte mich dazu, auf dieser Veranstaltung unbedingt mal ein Abenteuer ansiedeln zu wollen. Und weil es um Sammler-Autos geht, bietet sich als Aufhänger natürlich ein ‚beseeltes Fahrzeug‘ à la Christine oder Rhea M an. Also schauen wir mal, ob und inwieweit sich das in die 6 W-Fragen gießen lässt.

1. Wer?
Wer ist der Bösewicht in Eurer Geschichte, so es einen gibt?
Der Bösewicht der Geschichte ist kein Mensch, sondern ein Auto, und zwar idealerweise ein besonders stylisches oder sonstwie extra-passendes. Bei Christine ist das böse Auto ein blutroter 1957er Plymouth Fury. Dasselbe Modell zu verwenden, wäre natürlich eine besonders augenzwinkernde Hommage, aber vielleicht auch ein bisschen arg dick aufgetragen. Desgleichen, wenn das Auto, um das es geht, ausgerechnet ein Dodge Demon wäre…
Aber tatsächlich gibt es auf der Webseite der Barrett-Jackson-Auktion immer eine bebilderte Liste der zu versteigernden Autos, da kann man sich, falls einem selbst keine zündende Idee für den blechernen Bösewicht kommt, entsprechend inspirieren lassen.

Wer führt die Charaktere in das Abenteuer?
Hier gibt es einige Optionen:

  • Die Charaktere haben von genau diesem Auto bereits gehört und haben im Vorfeld schon recherchiert, dass es auf der Auktion versteigert werden soll. Dann wäre das ‚wer‘ derjenige, der sie auf die seltsamen Vorfälle aufmerksam macht.
  • Die Charaktere haben von seltsamen Vorfällen mit Toten in der Werkstatt etc. gehört und gehen erst in dem Ort, wo der Besitzer des Autos wohnt, recherchieren, und erfahren dort vor Ort, dass Besitzer und Auto nicht mehr da sind, sondern das Auto auf der Barrett-Jackson verkauft werden soll. Auch hier ist das ‚wer‘ derjenige, der sie auf die seltsamen Vorfälle hinweist.
  • Ein reicher Autoliebhaber kann aus Gründen™ nicht selbst an der Auktion teilnehmen und beauftragt daher die Charaktere, ein Auto (entweder ein ganz anderes oder genau dieses) für ihn zu ersteigern (entweder koste es, was es wolle, oder bis zu einer bestimmten Grenze).

Und wer spielt noch eine wichtige Rolle?
Da gibt es einige, die sich nennen lassen, aber die Liste ist sicherlich noch individuell erweiterbar.

  • Der Besitzer/die Besitzerin des bösen Autos natürlich. Hier gibt es einige Optionen, was seine/ihre Funktion betrifft:
    • die Person will das Auto im vollen Bewusstsein dessen, was es ist und tut und weil es zuhause schon den einen oder anderen Neider auf dem Gewissen hat, abstoßen, ist aber selbst sonst nicht weiter involviert oder böse.
    • die Person weiß ganz genau, was es mit dem Auto auf sich hat, weil sie beim Kauf bereits Hinweise darauf erhalten hat, dass etwas mit der Karre nicht stimmt, bzw. sogar was ganz genau mit der Karre nicht stimmt, und geht aus kaltem Geschäftssinn – Dämonenauto gab beruflichen Erfolg, aber jetzt reicht es – an die Sache heran
    • die Person hat nur eine ungefähre Ahnung, dass irgendwas mit dem Auto nicht stimmt und will es aus diesem Bauchgefühl des Unbehagens heraus verkaufen.
    • die Person hat gar keine Ahnung und verkauft das Auto völlig unbedarft und unschuldig.
  • Der Auktionator, der oben auf der Bühne sein Dauerfeuer von Text abspult, dass man schon ein wirklich geschultes Ohr braucht, um ihm überhaupt folgen zu können.
  • Diverse NSCs, die dem Abenteuer Farbe und Hintergrund verleihen.
    • Rivalisierende Bieter, die sich bei den besten (oder teilweise auch gar nicht so guten) Autos gegenseitig hochsteigern.
    • Die Verbindungsleute, die die Gebote einsammeln und zum Auktionator nach oben nennen
    • Eine Familie, die die Auktion als Gelegenheit für einen spaßigen Familienausflug nutzt, auch wenn sie genau wissen, dass sie sich keines der hier angebotenen Autos werden leisten können

2. Was?
Was müssen die Charaktere erreichen, um das Abenteuer abzuschließen?
Sie müssen herausfinden, dass das Auto böse ist. Sie müssen das Auto stoppen. Vielleicht müssen sie auch verhindern, dass der böse Geist von diesem Erstauto in andere überspringt, wie er das auf dieser riesigen Auktion gerne würde – entweder um selbst nicht entdeckt / ausgetrieben / zerstört zu werden, oder als eine Art Virus, das sich ausbreitet und nicht nur in diesem einzigen Auto bleibt, wenn das nicht verhindert wird.

Gibt es spezielle Gegenstände oder spezielles Wissen, das sie dafür brauchen?
Einen Charakter mit Mechaniker-Kenntnissen und/oder Auto-Wissen in der Gruppe zu haben, ist sicherlich nicht verkehrt. Wissen darum, wie man einen solchen Auto-Dämon beikommen kann, sollten die Spieler entweder mitbringen (sprich einen Spezialisten für Okkultes dabei haben) oder recherchieren können.
Zum Showdown, wenn das Auto bemerkt, dass es enttarnt wurde und der Blechdämon herausgezogen / das Auto vernichtet werden soll, fährt das Auto seine Fähigkeiten auf: Es kann sich ohne Fahrer bewegen, es kann sich selbst reparieren, und es scheut sich nicht, Leute über den Haufen zu fahren oder mit seinen Abgasen zu vergiften und dergleichen.
Um das Auto auszuschalten, müssen die Teile des Motors voneinander getrennt gehalten und voneinander getrennt zerstört werden. Solange der Motor ein zusammenhängender Teil ist, hat das Auto seine Fähigkeiten. Auch eine Schrottpresse hilft nur begrenzt, wenn nicht wenigstens die Zündspule oder dergleichen entfernt wurde.

3. Wann?
Zu welcher Jahreszeit spielt das Abenteuer?
Es gibt eine Barrett-Jackson-Auktion in jedem Quartal. Wenn man das Abenteuer also in einer bestimmten Jahreszeit ansiedeln möchte, dann wählt man die passende Auktion danach aus; will man das Abenteuer an einem bestimmten Ort spielen, dann bestimmt sich die Jahreszeit entsprechend.

Spielt Zeit noch eine größere Rolle – gibt es zum Beispiel einen Wettlauf gegen die Uhr?
Die Auktion ist zeitlich begrenzt: Das heißt, sobald das Auto verkauft wurde und von seinem neuen Besitzer weggebracht wird, ist es erstmal weg. Das kann natürlich auch eine legitime Lösung sein: Erst einmal abwarten, herausfinden, wohin es gebracht wird, und es dann dort an seinem neuen Wohnort ausschalten.
Die Zeit spielt aber auch eine Rolle, weil das Auto auf der Auktion a) Leute umbringt und sonstigen Schabernack anrichtet und b) ggf. ja auch weitere Autos infiziert. Je länger die Charaktere sich Zeit lassen, um so größer der angerichtete Schaden.

4. Wo?
In welcher Umgebung spielt das Abenteuer: Stadt, Wildnis oder Dungeon?
Die Barrett-Jackson wird an vier unterschiedlichen Orten abgehalten, und je nachdem, welche Stimmung man für sein Abenteuer einfangen möchte, sind all diese Städte mögliche Locations. Grundsätzlich aber werden alle Auktionen in amerikanischen Städten ausgerichtet; der einzige Unterschied ist, wie groß oder wie ländlich die Stadt sein soll.

  • Die größte und längste Barrett-Jackson-Auktion (und in meinen Augen diejenige, die grundsätzlich am geeignetsten für das Abenteuer ist) findet jeden Januar in Scottsdale, Arizona, einem Vorort von Phoenix, statt. Hier werden im Verlauf einer Woche ca. 2000 Autos versteigert.
  • Im April findet die Barrett-Jackson an einem Wochenende direkt in Palm Beach, Florida statt.
  • Die vermutlich ländlichste Auktion wird jeden Juni in Uncasville, Connecticut abgehalten. Hier gibt es keine (oder zumindest keine richtig große) Großstadt in der Nähe; die nächstgelegenen bekannteren Städte sind Hartford, CT und Providence, RI). Diese Location könnte ich mir zum Beispiel gut vorstellen, wenn das Ganze im Cthulhu-Setting gespielt werden soll.
  • Die letzte Auktion des Jahres gibt es immer im September in Las Vegas, Nevada.

Ist das Land, der Planet oder die Region wichtig für den Plot und verdient Erwähnung?
Nicht notwendigerweise. Aber wie oben schon erwähnt, hat Florida ein anderes Ambiente als Arizona, und das ländliche Connecticut wird sich anders anfühlen als Las Vegas.

Welche besonderen Locations werden die Charaktere besuchen?
Der größte Teil des Abenteuers spielt sich auf der gewählten Auktion ab. Netterweise gibt es auf der Webseite der Barrett-Jackson Karten der jeweiligen Messegelände zum Download, was die Visualisierung erleichtert.

Je nachdem, welchen Einstieg man für das Abenteuer wählt, ist eine weitere Location zu Beginn der Ort, von wo aus der Besitzer des Dämonenautos zur Auktion anreiste, und ggf. – falls die Sache nicht auf der Auktion selbst gelöst wird – könnte auch der Wohnort des neuen Besitzers (bzw. der neuen Besitzer) interessant werden.

5. Warum?
Was ist die Motivation der Charaktere?
Sie wollen verhindern, dass das böse Auto Leute verletzt oder gar tötet, und sie wollen verhindern, dass der Blechdämonenvirus sich auf weitere Fahrzeuge ausbreitet. Das wäre nämlich potentiell gesehen ziemlich doof, wenn jedes Auto der Welt einen mörderischen Geist in sich hätte.
Wenn das Auto merkt, dass die Charaktere ihm auf die Spur kommen, fängt es vielleicht auch ganz aktiv an, die Charaktere zu jagen und ihnen ans Leder zu wollen, was natürlich zusätzliche Motivation darstellt.

Wie sieht die Belohnung für einen Erfolg aus, bzw. die Konsequenz eines Mißerfolges?
Der böse Autodämon ist ausgetrieben, der Virus verbreitet sich nicht weiter, das Böse ist aufgehalten.
Aber vielleicht finden sie ja auch einen Weg, das Auto von seinem Dämon zu befreien, ohne es ganz und gar zu zerstören (einen neuen Motor oder einen bestimmten Teil des Motors = ein neues „Herz“ einbauen), und vielleicht haben sie ja die Chance, dann irgendwie an das Auto heranzukommen (oder an ein sonstiges Auto von der Auktion). Immerhin werden da lauter Klassiker versteigert, und vielleicht freut sich ja ein Autoliebhaber-Charakter nach dem Abenteuer über einen neuen fahrbaren Untersatz.

Wenn sie scheitern, tötet das Auto am neuen Wohnort munter weiter, bzw. breitet der ‚Virus‘ sich munter weiter aus.

6. Wie?
Wie gehen die Charaktere idealerweise vor?
Wenn alles klappt, wie es soll, kommen die Charaktere auf die Auktion und saugen dort erst einmal einiges von der Atmosphäre auf. Dabei sollte idealerweise das Dämonenauto schon einmal erwähnt werden, entweder am Rande oder weil die Charaktere schon ganz gezielt danach suchen. Am Abend oder in der Nacht treibt das Auto Schabernack (Verletzte oder gar Tote), was am nächsten Tag natürlich auffällt und die Charaktere hoffentlich dazu bringt, weiter zu forschen und darauf zu kommen, dass das Auto besessen ist. Dann finden sie heraus, wie man dem Blechdämon beikommt und ergreifen Maßnahmen.

Welche Stolpersteine für die Spieler erwartest Du und wie kann der Spielleiter sie umgehen?
Das Mehrtages-Ticket für die Auktion ist nicht ganz billig ($100+ für eine Dauerkarte; $20 für ein Tagesticket). Wenn ein Charakter sehr knapp bei Kasse ist, könnte das schon eine gewisse Einstiegshürde darstellen, die sich aber entweder spielerisch lösen lässt (die anderen Charaktere springen für ihn ein; er findet einen Weg, sich ohne Ticket auf das Gelände zu schmuggeln) oder gleich von Anfang an beseitigt wird, indem der Auftraggeber den Eintritt bezahlt.

Die Auktion ist riesig, und es gibt potentiell viel zu entdecken – hier könnten die Charaktere sich vielleicht ein bisschen verzetteln. Entdecken ist natürlich super, aber eventuell könnte es am Spielleiter sein, die Eskalationsspirale der von dem Auto angestellten Fiesheiten ein bisschen anzuziehen, wenn die Charaktere neuen Input benötigen.

Die Regeln der RPG-Blog-O-Quest:

  • An jedem Monatsersten stellt, in abwechselnder Reihenfolge, entweder Greifenklaue oder Würfelheld dem deutschsprachigen Rollenspielvolk fünf Fragen/Lückentexte. Die Veranstalter bitten darum, diese Fragen auf Blogs, in Podcasts, Vlogs oder in Foren zu beantworten (bzw. die Lückentexte auszufüllen).
  • Jeder Monat widmet sich einem Hauptthema, um das sich die Fragen drehen.
  • Über die Zusendung der Links, per Mail, Kommentar, usw. freuen die Organisatoren sich.
  • Jeder, der sich die Zeit nimmt, die fünf Fragen zu beantworten, ist herzlich willkommen.
  • Die verschiedenen “RPG-Blog-O-Quest” Logos dürfen in den Beiträgen benutzt werden.

Eine Auflistung aller RPG-Blog-O-Quests, an denen ich bisher teilgenommen habe, findet sich hier.cotts

4 Kommentare

Eingeordnet unter Rollenspiel-Sonstiges, RPG-Blog-O-Quest

4 Antworten zu “[RPG-Blog-O-Quest] Juni 2018: „Die 6Ws“

  1. Seanchui

    Sehr schönes Setting! Ich muss die ganze Zeit darüber nachdenken, welche cthuloide Entität dahinter stecken könnte :-)

    Gefällt 1 Person

    • Da kann ich dir leider nicht helfen, weil ich mich beim Lovecraft-Mythos nur ganz rudimentär auskenne. Aber es würde mich freuen, wenn dir eine einfällt und du den Plot-Hook verwenden kannst. :)
      Toll jedenfalls, dass es dir gefällt!

      Like

  2. Pingback: [RPG-Blog-O-Quest] November 2019: „50. Jubiläum“ | Timber's Diaries

  3. Pingback: [Karneval der Rollenspielblogs] Mai 2020: Fahrzeuge und Fahrer | Timber's Diaries

Kommentar hinterlassen:

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..