Projekt ABC: P wie …

Mit dem „Projekt ABC“ hat der Buchblogger Wortmann eine Blogaktion wiederbelebt, deren Original vor genau 10 Jahren von dem Blog „Kerkis Farbkleckse“ ins Leben gerufen wurde. Bei dem Projekt sind die teilnehmenden Blogger aufgerufen, jede Woche ein Foto zum jeweils aktuellen Buchstaben des Alphabets posten, was ich auf meinem Zweitblog  Timber’s Travels mit Bildern von meinen Reisen und Ausflügen umsetze, während ich hier auf ‚Timber’s Diaries‘ passende Regelwerke aus unserer Rollenspiel-Sammlung vorstelle.

Heute geht es um:

P wie…

Wie sich am Namen schon erkennen lässt, handelt es sich bei Pirates of the Spanish Main um ein Rollenspiel im Piraten-Setting, und zwar in der Tradition der verwegen-draufgängerischen Abenteuerfilme eines Errol Flynn oder im Stil von Pirates of the Caribbean. Als Regelgerüst verwendet das Spiel die für einen solch cinematischen Ansatz ausgezeichnet geeigneten Mechaniken von Savage Worlds (mehr zu Savage Worlds dann in 3 Wochen). Herausgebracht wurde das Buch 2006 – ich könnte mir vorstellen, dass dessen Veröffentlichung nur wenige Jahre, nachdem Pirates of the Caribbean dem Korsaren-Genre neues Leben eingehaucht hatte, kein Zufall war.

Bei Pendragon, das den Untertitel „Chivalric Roleplaying in Arthur’s Britain“ trägt, übernehmen die Spieler die Rolle von Rittern, die ganz gemäß der Tradition der Artussage ritterliche Taten vollbringen. Mit einem Erscheinungsdatum der ersten Ausgabe 1985 gehört es zu den Rollenspielen der ersten Stunde, und wie viele andere frühe Vertreter des Hobbys ist es inzwischen ebenfalls bei seiner fünften Edition angekommen. Das Foto zeigt die zweite Edition von 1993. Anders als bei anderen Vertreter des Hobbys jedoch sind hier im Laufe der Zeit die Regeln (die „Basic Role-Playing“-Mechanik, ein Prozentsystem, das unter anderem auch bei Call of Cthulhu und Hawkmoon zum Einsatz kommt) immer nur ganz leicht abgeändert worden – DSA 5 hingegen hat zum Beispiel deutlich andere Regeln als dessen erste Edition.

Auch das 1989 erschienene Prince Valiant ist im England der Artussage angesiedelt. Es ist vom selben Verlag wie Pendragon, aber anders als das generischere Pendragon bezieht sich Prince Valiant ganz klar auf die Prinz Eisenherz-Comics von Hal Foster – das kann man schon am Titelbild erkennen, aber die Original-Illustrationen setzen sich auch im Inneren des Buches fort. Interessant bei den Regeln ist, dass neben Würfeln für bestimmte Mechaniken auch Münzwürfe zum Einsatz kommen, wenn klare Option A-/Option B-Entscheidung gefordert ist. Von den gespielten Geschichten und dem Spielgefühl her kommt Prince Valiant mir etwas bunter und überzeichneter vor als Pendragon, gerade zumal auch die Original-Comics um Prinz Eisenherz ja munter diverse Zeitalter und kulturelle Felder mischen und es dort zu Begegnungen zum Beispiel zwischen Rittern und römischen Legionnären und dergleichen kommt.

Polaris ist ein Indie-RPG von 2004*, das den Untertitel „Chivalric Tragedy in the Utmost North“ trägt. Auch hier geht es also um Ritter, aber das Spiel ist deutlich poetischer und das Setting wesentlich fantasy-artiger als die beiden vorgenannten, die bei allen Artus-Mythen ja doch immerhin unsere echte Erde zum Hintergrund haben. Polaris spielt in einem nicht näher definierten Reich des ewigen Schnees und des ewigen Eises, in dem die Ritter des Ordens der Sterne jeden Sommer in blutigen Schlachten gegen einen immer weiter vordringenden ‚Makel‘ und seine grausamen Dämonen kämpfen müssen, während im Winter eine vorläufige und trügerische Ruhe einkehrt – trügerisch, weil im Hintergrund des Spiels bereits angelegt ist, dass das Volk irgendwann, ob Jahre, Jahrzehnte oder Jahrhunderte später, irgendwann fallen wird. Jede Sitzung beginnt mit dem Entzünden einer Kerze und dem vorgetragenen Satz: „Das Volk lag im Sterben, vor langer Zeit, am Ende der Welt. Doch noch war die Hoffnung nicht verloren, denn noch hörte [einer der Charaktere] das Lied der Sterne“, bevor das eigentliche Spiel – es funktioniert ohne Spielleiter – beginnt. Ebenso endet jede Sitzung mit dem festgelegten Satz: „Und so geschah es. Doch all dies war vor langer Zeit, und nun gibt es niemanden mehr, der sich daran erinnert“ und dem Auspusten der Kerze. Diese kleinen Rituale zu Beginn und am Ende des Spiels sowie die ganz auf das Spielgefühl abgestimmten Regeln verleihen Polaris einen ganz eigenen, poetischen Reiz. Vor inzwischen 6 Jahren habe ich mit diesem System eine richtig epische, lyrisch-elegische Runde gespielt, die, genau wie die Love in the Time of Seið-Runde im Jahr zuvor, zu meinen unvergesslichen Rollenspiel-Highlights aller Zeiten zählt.

 

*nicht zu verwechseln mit einem französischen RPG desselben Namens, das von den Regeln her ganz klassisch funktioniert und in einem postapokalyptischen Unterwasser-Setting angesiedelt ist, also eher das Genre der Science Fiction bedient.

14 Kommentare

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14 Antworten zu “Projekt ABC: P wie …

  1. AGS

    Kuckuck – der Absatz von Prince Valiant scheint mir unvollständig? ;-)

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    • Huch – du hast recht! Irgendwie habe ich da eine frühere Version des Beitrags hochgeladen bzw. die fertige Version nicht abgespeichert. Keine Ahnung, wie das passieren konnte, aber jetzt habe ich es korrigiert. Danke für den Hinweis!

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  2. Es gibt ja echt unzählige Rollenspiele. Faszinierend und danke für die Erklärung.

    LG Babsi

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    • Aber immer gerne doch! Es gibt in bezug auf Rollenspiel-Settings tatsächlich irgendwie so gut wie nichts, das es nicht gibt – wenn man sich einen Film oder ein Buch zu einem Genre vorstellen kann, dann gibt es auch ein RPG in diesem Genre — und mehr. Aber das macht das Hobby auch so wunderbar vielseitig und spannend.

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  3. Die Comics von Prinz Valiant / Prinz Eisenherz habe ich früher mit Begeisterung gelesen.

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  4. Na, da schlägt mein Herz doch gleich für die Artus Sage!! Ich staune, was Du Woche für Woche aus dem Spiel-Hut zauberst! :D

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  5. Beim P dominieren wohl die Prinzen in jeglicher Form ;-)

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